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Jungkook hatte ein Zimmer für sich alleine bekommen. Dafür sorgte seine Krankenversicherung als Feuerwehrmann, vor allem nach seinem Unfall hatte er immer ein Einzelzimmer bekommen. Und nun lag er schon seit Mittwoch hier, mittlerweile war es schon Samstag und niemand hatte ihn besucht. Er wollte es vielleicht nicht zeigen, aber er war fürchterlich einsam. Einzig und alleine die Krankenpfleger besuchten ihn zwischendurch, um nach seinen Werten zu sehen oder ihm etwas zu Essen zu bringen. Teilweise auch, um ihm Medikamente zu verabreichen, sonst aber nicht. Und er hasste es. Immerhin konnte er nicht einmal sein Handy verwenden, da seine beiden Hände in Gipsschienen lagen. Und dazu waren sie in Kompressen eingewickelt, ein Handy konnte er dementsprechend nicht bedienen. Deshalb konnte er nicht einmal seine Serien weiterschauen. Sogar beim Trinken brauchte er momentan Hilfe, aber die Schmerzen sollten nach allem endlich verschwinden. Er hatte sie auch lang genug gehabt.

Leise klopfte es an der Tür, weshalb er sich müde in die Richtung dieser drehte. "Herein", murmelte er deshalb, weshalb er kurz darauf eine Person eintreten sah. Und sofort wurden seine Augen riesig. "Seulhye? Was machst du hier?" "Hallo Jungkook, warte, Hoseok ist auch da, aber er muss noch etwas telefonisch klären", lächelte die Frau, während sie die Tür hinter sich schloss. "Wie geht es dir, deine Arme sehen ja richtig schlimm aus!" "Mit den Schmerzmitteln geht es gut. Ich kann hier nur nichts machen", antwortete Jungkook sofort. Er freute sich gerade wirklich, dass er jemanden zum Reden hatte, der sich auch wirklich für das interessierte, was er sagte. "Du Armer! Ich habe dir etwas mitgebracht. Ein paar Snacks und warme Socken. Bei wenig Bewegung friert man hier ja viel zu sehr. Wenn du frische Klamotten benötigst, dann kann ich deine alten jederzeit waschen und dir neue besorgen." "Oh, vielen Dank", hauchte Jungkook gerührt. Er hatte nicht mit so viel Zuneigung einer noch nicht allzu vertrauten Frau gerechnet. Und genau das machte ihn verdammt glücklich.

"Hobi müsste wirklich gleich kommen, er musste noch einen Arzt für seine Blindheit zurückrufen", sprach Seulhye einfach grinsend weiter, während sie aus einer Tasche Wollsocken herausholte. "Ich darf dich doch anfassen, oder? Nicht, dass ich etwas befremdliches für dich mache." "Nein, alles gut. Meine Frau hat das auch oft genug gemacht", antwortete Jungkook. "Ich habe kein allzu gutes Immunsystem und war deshalb oft krank. Und ich habe das bei meinen beiden Prinzessinnen oft genug getan", antwortete Jungkook. "Dann hast du ab gleich endlich warme Füße!", grinste die Frau direkt, weshalb auch Jungkook breit grinsen musste. Seulhye legte die dünne Decke ein wenig von Jungkooks Füßen, ehe sie seinen Fuß nahm und über die dünne Socken eine dicke zog. Und das war auch der Moment, in dem Hoseok mit seinem Hund und einem Blindenstock den Raum betrat. "Jungkook! Wie geht es dir? Namjoon wollte nach seiner Schicht heute auch vorbeikommen, die letzten Tage war er krank. Er macht sich große Sorgen um dich."

"Danke, Hoseok. Könnt ihr mir wohl einige Sachen von Zuhause besorgen?", fragte er dann, während er zu dem Mann schaute, der gerade seine Brille aus einem Brillenetui kramte. "Klar, was brauchst du denn alles? Dann schreibe ich mir das auf und hole dir alles", lächelte Seulhye, während sie seine Füße wieder ordentlich zudeckte. "Ich kann dir auch beim Waschen deines Körpers helfen." "Oh nein, bitte nicht! Das geht mir dann doch etwas zu weit. Da gibt es Dinge, die ich nicht zeigen möchte." "Verständlich, ich wollte es dir nur angeboten haben, wenn du jemand Vertrauteren an dir haben möchtest." "Ich danke dir wirklich." Aber Jungkook konnte es einfach nicht über sein Herz bringen, eine fremde Person so intim an seinen Körper zu bringen. Die Pfleger waren schon schlimm genug neben den Ärzten.

Seufzend begann Jungkook dann einfach aufzuzählen, was er gerne alles von Zuhause hätte. Seulhye nickte einfach, während sie alles in ihr Handy eingab. "Ich werde dann jetzt eben zu deiner Wohnung fahren, Hoseok hat mir deine Adresse schon geschickt. Bis gleich irgendwann", lächelte sie verabschiedend, ehe sie zu ihrem Mann lief. "Hobi, ich bin kurz weg. Ich liebe dich, Baby." "Ich dich auch. Fahre vorsichtig, ja?" Sanft gab Hoseok seiner Frau einen Kuss auf die Wange, ehe sie den Raum verließ. "Ich langweile mich hier noch zu Tode", grinste Jungkook, während er sich ordentlich aufsetzte. "Wenn du eine helfende Hand brauchst, dann bin ich hier", zwinkerte der andere Mann, wodurch der operierte Mann lachen musste. "Danke für das Angebot, aber leg' erst mal bei dir Hand an. Deine Frau soll doch schwanger werden." Grinsend fischte Hoseok etwas aus seiner Hosentasche, ehe er es Jungkook hinhielt. Ein Ultraschallbild.

"Ich werde Vater, Jungkook", lächelte Hoseok breit. "Wir haben es kurz nach deiner Ankunft erfahren. Du hast tief und fest geschlafen, als Seulhye sich übergeben musste. Und sie war irgendwie schon einen Monat über ihrer Regelblutung, sie hat es komplett vergessen." "Wow, das ist wunderschön", hauchte Jungkook gerührt. "Das Gefühl ist wundervoll und atemberaubend, nicht wahr?" "Es ist ein großartiges Gefühl, du hast recht." "Du wirst ein großartiger Vater werden, Hoseok." "Ich habe total Angst. Wir ist man denn eigentlich Vater? I-Ich habe da gar keine Ahnung von." "Ich kann dir ein paar Tipps und Tricks geben", lächelte Jungkook. "Immerhin habe ich-" Er unterbrach sich selbst, ehe sein Lächeln fiel. "Ich hatte zwei Kinder", begann er dann deutlich angeschlagener. "Mein drittes Kind wäre ein Sohn geworden. Wir hatten noch keinen Namen. Naja, er wäre wahrscheinlich ein Junghan geworden. Meine beiden Babys davor heißen- hießen Yonwha und Yonju. Sie waren vier und zwei Jahre alt." "Wunderschöne Namen, wirklich. Ich finde es schön, wie du über sie redest. Du klingst dann so ausgelassen und glücklich." Eigentlich versuchte Jungkook nur, seine Tränen zu verstecken, um Hoseoks Freude nicht zu zerstören. Das wäre nicht angebracht gewesen. Aber er konnte diese Menschen einfach nicht vergessen.

"Jungkook? Wieso weinst du denn? Ist das meine Schuld?" Hoseok wurde ein wenig besorgt, während er auf den Mann zulief. Vorsichtig wollte er sich auf die Bettkante setzen, die er leider komplett verfehlte und er deshalb laut zu Boden stürzte. Schnell rappelte er sich wieder auf und tastete dieses Mal nach dem Bett, ehe er sich dieses Mal richtig hinsetzte. "Ups, hab das gerade nicht gesehen", grinste Hoseok, während sich zu Jungkook drehte. "Ich habe Angst, dass ich unser Baby nicht sehen kann, weißt du?" Nickend stimmte Jungkook zu. "Ich hatte so Angst, als Yonjae das erste Mal schwanger war. Sie hat sich besser um mich gekümmert als ich mich um sie. Sie war so glücklich. Und ich erst. Du wirst deine Angst verlieren, sobald das Baby da ist, wirklich", lächelte Jungkook mit zitternder Stimme. "Und du bist der beste Mann, den man sich bloß als einen Vater vorstellen kann." "Ich kann aber keine Kotze sehen, dann muss ich immer kotzen", lachte Hoseok, was auch Jungkook laut zum Lachen brachte. "Ich nehme alle Worte zurück."

Laut lachten die beiden Männer, wodurch Jungkook sich direkt besser fühlte. Fast jeden Tag, den er nun als Feuerwehrmann arbeitete, kam er ein Stückchen besser gelaunt Zuhause an. Er merkte seine Fortschritte selber, die sein Psychologe auch alle positiv vermerkte. Er wollte wieder glücklich werden, wie vorher, aber die Vergangenheit quälte ihn jeden Tag aufs Neue. "Jungkook, wenn du entlassen wirst, können wir ja mal zusammen einen Männerabend machen", schlug Hoseok vor, weshalb Jungkook nickend zustimmte. "Das klingt nach einem guten Plan. Ich komme dann zu dir, wenn ich wieder Gefühl in den Armen habe." Lächelnd lehnte er sich an seine Bettlehne zurück. Er war zufrieden. Er hatte endlich das gefunden, was er sich echt lange gewünscht hatte. Einen Freund.

Hot And Spicy! ▪︎TaeKook▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt