13. Kapitel °

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»War es okay für dich?«, fragte ich danach und sah ihn erwartungsvoll an. Das Kondom hatte ich entsorgt und wir lagen wieder mit Unterwäsche im Bett. Er grinste mich an und küsste mich.

»Ja«, hauchte Tyler und strich über meine Wange. Mir wurde ganz warm.

»War ich dein erster Mann?«, fragte er dann und ich nickte. Als hätte er das nicht gewusst, oder zumindest geahnt.

»Eine Premiere also...«, ich hörte sein leises Lachen und kuschelte mich an ihn. Tyler war verschwitzt, so wie ich und unsere Körper klebten an den Stellen, an denen sie sich berührten, aneinander. 

Mein Magen knurrte leise und ich wurde rot. Tyler sah mich an.

»Hast du Hunger?«, erkundigte er sich und ich bejahte. 

»Ich kann uns etwas bestellen. Worauf hast du Lust?« Ich überlegte.

»Pizza?«, schlug ich dann vor. Er hob den Daumen und stand auf, um sein Handy zu holen. Ich entschied mich für eine Salamipizza und er nahm eine mit Spinat und Schafskäse.

Während Tyler bestellte, ging ich auf die Toilette. Als ich zurückkam saß er in der Küche und wartete.

»Es dauert ca. 30 Minuten«, erklärte er und ich setzte mich neben ihn.

»Wie alt bist du eigentlich?«, stellte ich ihm die Frage, weil ich das tatsächlich noch nicht wusste. So wie gefühlt alles andere, dass es über ihn zu wissen gab. Wir hatten nur miteinander geschlafen uns wahnsinnig oft geküsst, aber das war alles, was wir teilten. Ich kannte Tyler genauso wenig, wie er mich kannte.

»Fast 20«, antwortete er. Er sah jünger aus, fand ich. Er band sich seine Haare neu zusammen, die ihm nach unserer Session ziemlich ins Gesicht hingen.

Tyler sah konzentriert aus, als er da saß, mit dem Haargummi zwischen den Zähnen und den Hände in den Haaren, die er bändigen wollte. Ich grinste und er hob die Augenbrauen.

»Was?«, fragte er und band das Haargummi ein, zwei und ein drittes Mal um die Haare, die er zusammenhielt.

»Nichts, du siehst süß aus«, sagte ich, bevor ich nachdenken konnte. Seine Wangen nahmen einen leichten Farbton an.

»Du bist auch süß«, sagte er leise und ich sah weg, weil es mir irgendwie unangenehm war. Dabei bliebt mein Blick an der Uhr hängen.

»Musst du schon nach Hause?«, fragte Tyler mich, weil er den Blick richtig deuten konnte.

»Ich weiß nicht. Meiner Mutter ist bestimmt bis jetzt nicht mal aufgefallen, dass ich nicht zu Hause bin...«, antwortete ich.

»Willst du mir davon erzählen?«, fragte er und ich war von mir selbst überrascht, als ich den Mund öffnete und nach dem Stottern am Anfang, tatsächlich zu erzählen begann.

Ich erzählte ihm alles. Angefangen, dass mein bester Freund nicht mehr mit mir sprach und mein Vater starb. Dass meine Mum verzweifelt war und es versuchte zu überspielen. Und dass ich am wenigsten wusste, was ich tun sollte. Nachdem ich mit meinen Erzählungen geendet hatte, sah er mich einfach nur an.

Meine Augen schmerzten, weil ich plötzlich das Bedürfnis hatte, zu weinen. Aber ich riss mich zusammen. Ich wollte nicht vor ihm aussehen, wie der größte Loser.

Zu meiner Verwunderung sagte er gar nichts. Es machte mich fast verrückt, nachdem ich ihm meine halbe Lebensgeschichte erzählt hatte, antwortete er nicht.

Dann stand er von seinem Sessel auf und sagte: »Steh mal auf!«

Ich tat wie mir geheißen und Tyler stellte sich vor mich umarmte mich einfach. Ich war im ersten Moment so überfordert, dass ich gar nicht wusste, was ich tun sollte.

Nach ein paar Sekunden legte ich meine Hände vorsichtig auf seinen Rücken und drückte ihn an mich. Jetzt, da ich so gehalten wurde und mich irgendwie wahnsinnig wohl fühlte, ließ ich die Tränen zu. Er sah sie sowieso nicht. Gut, vielleicht würde er sie spüren, aber das war mir egal.

So standen wir eine Weile und uns verband nun eine Geschichte und ich hatte ein angenehmes Gefühl im Bauch. Meine Tränen versiegten und unsere Umarmung wurde erst von dem Klingeln an der Haustüre unterbrochen.

Tyler schob mich wieder auf den Sessel zurück, lief schnell ins Zimmer zurück, holte mein T-Shirt und sein Hemd. Ich zog meines am Sessel sitzend an, während er nach dem Anziehen zur Tür ging. Ich hörte ihn kurz mit jemandem sprechen, dann schloss er die Tür.

Er kam mit zwei weißen Pizzakartons zurück. Von ihnen ging ein starker Geruch aus. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Tyler stellte die beiden Kartons, Gläser und einen Krug mit Wasser auf den Tisch.

Während wir aßen, war es ganz still. Es war, als wären wir beide in unserer eigenen Welt. Und das war okay, nachdem wir jetzt solche schönen Momente geteilt hatten, dass wir uns nun anschwiegen.

Wir aßen alles auf, tranken noch etwas und Tyler bot mir danach an, dass er mich nach Hause bringen konnte. Er hatte ein Auto, dass auf dem Parkplatz nicht weit von der Wohnung entfernt stand. Ich war einverstanden.

»Ollie?«, machte er als ich nachdem anziehen in seiner Garderobe stand und mir gerade die Schuhe anziehen möchte. Ich stoppte.

»Falls du wieder jemanden zum Reden suchst, oder eine Schulter zum Ausweinen... Oder du einsam bist...«, stotterte er und ich zog eine Augenbraue in die Höhe. War er jetzt etwa nervös? 

»Das ist meine Nummer...«, sagte Tyler und reicht mir einen kleinen weißen Zettel.

»Danke«, bedankte ich mich und als ich beim Nehmen des Zettels seine Hand streifte, kribbelte die Stelle und ich sah auf. Seinem Ausdruck zu urteilen, spürte er es auch. Aber anstatt dieses Gefühl mit Worten zu beschreiben, zwinkerte er mir zu und ich bekam, gegen meinen Willen, rote Wangen.

Toll, anscheinend war ich so ein Mensch, der wegen jeder Kleinigkeit, die mit Tyler zusammenhing, rot anlief.

Wir banden unsere Schuhbänder und machten uns bereit zum Aufbruch. Als wir in die kühle Nachtluft kamen, zog ich die Schultern in die Höhe. Puh, es war ganz schön kalt geworden! Tyler ging es anscheinend genauso.

»Ich würde dir ja gerne meine Jacke borgen«, ich grinste ihn an.

»... Aber du hast selbst keine«, beendete er meinen Satz. Und so komisch und lächerlich das Ganze war, so mussten wir doch beide lachen. Wie wir da beide standen, frierend und doch glücklich. Schnell liefen wir weiter zum Auto.

Dort drehte Tyler die Heizung auf die wärmste Stufe und kurze Zeit später verwandelte sich die kalte Luft, nach und nach in warme.

Tyler parkte aus und fuhr mich nach Hause. Ich diktierte ihm den Weg, der ziemlich lange war und lachte ihn aus, als er beim Beobachten von mir, fast die Abbiegungen verpasste. 

Hinter verschlossenen Türen [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt