38. Kapitel

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»Ach Mann, du liebst mich... Außerdem konntest du dich als Kind auch nie gut verstecken. Warum solltest du andere Leute verstecken können?!«, Tom lacht neben mir immer lauter.

Ach ja, da hat er wirklich recht. Im Verstecken war und bin ich echt nicht der allerbeste...

»Du wirst schon sehen!«, sage ich und kneife die Augen zusammen, muss aber auch lachen.

»Hast du kein Problem damit, dass...«, beginne ich dann, als unser Lachen geendet hat.

»Dass du auf Männer stehst? Nein, warum auch?«, gibt Tom als Antwort.

Ich bin froh, auch wenn ich das irgendwie schon wusste. Ich weiß aber auch, dass Zoe die Tatsache ich und andere Männer nicht so prickelnd findet. Aber da die beiden nicht mehr zusammen sind, muss ich mir darum auch keine Gedanken machen. Außerdem kann ihre Meinung getrost vergessen werden.

Nach einiger Zeit kommt Frau Hiller, mit dem Abendessen. Sie hat sich richtig Mühe gegeben und Pizzatoasts für uns gemacht. Tom und ich breiten uns mit den Tellern auf seinem Teppich aus und essen, bis wir fast platzen.

Nachdem Essen fällt mir ein, dass meine Mum jetzt bestimmt schon zu Hause ist. »Ich muss dann wieder heim...«, erkläre ich.

»Du musst nach Hause, damit du mit deinem Lover reden kannst...«, sagt Tom und grinst mich an.

»Ja, damit ich ihn vor dir warnen kann!«, gebe ich zurück.

Dann verabschiede ich mich von Tom und seinen Eltern, die beide in der Küche sitzen und Tee trinken.

»Schön, dass du da warst, wir haben dich schon vermisst!«, meint Frau Hiller, als ich bei der Türe hinausgehen will. Also ist es ihr aufgefallen, dass Tom und ich unsere Freundschaft eine Zeitlang auf Schienen gelegt haben. Ich bin nicht sicher, ob meine Mum das mitbekommen hat.

Ich nehme mir vor, ihr das nächste Mal Blumen mitzubringen, einfach, weil Toms Mutter so nett ist.

Dann laufe ich nach Hause. Es ist windig geworden und als ich die Haustür aufmache, sehe ich die Schuhe von meiner Mama schon auf der Kommode stehen.

Ich ziehe mich aus, begrüße sie und richte ihr die Grüße von Frau Hiller aus. Dann erzähle ich ihr gleich die Neuigkeiten, dass Tom ein großer Bruder wird. Meine Mutter freut sich wahnsinnig und nimmt sich gleich vor, Frau Hiller morgen zu besuchen. Jetzt weiß sie auch, warum Toms Mum damals bei ihr in der Praxis war.

Meine Mama will mir noch ein Abendessen machen, aber ich bin so satt, dass ich mich auf direktem Weg in mein Zimmer verziehe und noch meine Hausaufgaben mache und ein wenig für Englisch lerne.

...

Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich wach werde, ist mein Arm eingeschlafen, auf dem ich den Kopf gelegt habe. Ich greife nach meinem Handy und verziehe kurz das Gesicht, als mir das helle Licht in die Augen leuchtet.

Eine Nachricht von Tyler und wieder Unmengen von Texten von Florentine. Letzteres ignoriere ich, aber die von Tyler öffne ich sofort. Er hat sie vor knapp zwei Stunden geschickt.

Es ist ein Bild, von einem Rucksack, der aus allen Nähten platzt. Stimmt, wir fahren ja morgen schon auf diese Hütte in den Bergen. Ich sollte auch noch packen. Aber da ich morgen nur kurz Schule habe, mache ich das einfach danach.

Tyler: Meinst du, ich habe etwas vergessen?

Hat Tyler daruntergeschrieben.

Ich: Bestimmt. Räum noch einmal alles aus.

Tippe ich und schicke es ab.

Ein paar Sekunden ist es still, dann trifft wieder eine Nachricht ein.

Tyler: 😊 Mach ich auf jeden Fall. Wenn du wüsstest, wie gut ich schlichten kann...

Ich muss leise lachen, als ich seine Antwort lese.

Ich: Freust du dich schon auf morgen?

Schicke ich in der Hoffnung, dass er schon genauso aufgeregt und voller Freude ist, wie ich. Es geht mir nicht um den Ausflug, nicht um die Berge, die Zeit, oder unsere Eltern, sondern nur um Tyler.

Doch es kommt keine Antwort. Ich seufze und gehe leise ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Ich bin tatsächlich über meinen Lernsachen eingeschlafen.

Als ich zurück ins Zimmer komme, packe ich meine Sachen, die noch auf dem Schreibtisch liegen, zusammen. Ich will gerade mein Englischbuch hineinfallen lassen, da klingelt mein Handy.

Oh Gott, warum muss das so laut sein? Ich habe es nur auf laut gestellt, damit ich höre, wenn Tyler zurückschreibt. Schnell lege ich meinen Finger auf den Lautsprecher, damit meine Mum davon nicht wach wird.

Dann nehme ich ab.

»Hallo Ollie! Ich dachte mir, ich kann dir doch eigentlich auch gleich sagen, wie sehr ich mich auf morgen freue...«

»Wie sehr freust du dich denn genau?«, frage ich und bin total aufgeregt, obwohl wir nur reden.

»Hmm...«, es ist kurz still. Es scheint so, also würde Tyler überlegen.

»Willst du einen Vergleich, oder eine Beschreibung von eins bis zehn?«

»Mach mir doch einen Vergleich!«, wähle ich und muss ein Lachen unterdrücken. Schnell stecke ich das letzte Buch in den Rucksack, ziehe mir mein anderes T-Shirt zum Schlafen an.

Es ist kurz nach Mitternacht und ich telefoniere mit einem Typen, der so etwas wie mein Steifbruder ist und der mich auch mag...

»Okay, also bist du bereit? Am besten du setzt dich hin, nicht dass du mir noch umkippst...«, sagt Tyler.

»Wird der Vergleich so unglaublich schrecklich, oder warum?«, frotzle ich, aber setze mich doch auf mein Bett.

»Also, kennst du das Gefühl, dass man als Kind immer hatte, wenn man am nächsten Tag Geburtstag hat? Wenn man einen perfekten Tag erwartet und man es sich genauso ausmalst. Wahnsinnige Vorfreude eben...«, zählt er dann auf.

»Ja...«, hauche ich und muss schlucken. So fühlt er sich? Das konkurriert ja fast schon mit meinem Gefühl.

»Gut, dann hoffe ich doch, dass sich all diese Gefühle gelohnt haben«, meint Tyler.

»Das hoffe ich auch...«, ich muss gähnen und reibe mir die Augen.

»Bist du müde?«, fragt er leise.

»Ja ein wenig, ich sollte schlafen gehen, bevor ich morgen verschlafe...«, sage ich.

»Ja, solltest du wohl. Schau, dass du morgen ausgeschlafen bist, für unseren Ausflug...«, ich höre einen Unterton in seiner Stimme, der mein Herz schneller klopfen lässt.

»Ich tue mein Bestes!«, verspreche ich.

»Gute Nacht, Ollie...«, wünscht er mir und ich lächle.

»Schlaf gut, Tyler...«

Es ist nach ein Uhr morgens und der neue Tag hat schon lange begonnen, doch ich liege noch immer wach. Allein seine Stimme zu hören, hat mich aufgewühlt. Es ist schrecklich. Ich fühle mich müde und gleichzeitig auf eine ganz schreckliche Weise hellwach. Ich werfe mich auf die andere Seite und mein Bett knackt.

Es dauert noch eine geschlagene Stunde, bis ich endlich einschlafen bin.

Hinter verschlossenen Türen [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt