64. Kapitel

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Nachdem ich das Auto in die Garage geparkt habe, verschwinden meine Mutter und ich mit dem Gepäck im Haus.

Ich räume alle benutzten Dinge aus meinem Rucksack und werfe sie in den Wäschekorb. Meine Mum übernimmt ihren eigenen Rucksack und schaltet dann auch die Waschmaschine ein.

Anschließend setzen wir uns noch im Esszimmer zusammen und essen eine Kleinigkeit.

Nachdem Abendessen verschwinde ich in meinem Zimmer, packe meine Sachen, die ich morgen in der Schule benötige in meinen Rucksack.

Danach verschwinde ich im Bad, putze die Zähne und wasche mein Gesicht. In meinem Zimmer angekommen falle ich ins Bett und schlafe nach wenigen Minuten sofort ein.

...

Der Morgen beginnt sonnig und so warm, dass ich überlege, ob ich überhaupt einen Pullover benötige.

Ich entscheide mich für ein hellgraues T-Shirt, dass ich schon lange nicht mehr anhatte und eine blaue Jeans. Ich nehme trotzdem einen schwarzen, leichten Pulli mit. Schließlich kann man nie wissen wie das Wetter drauf ist.

Meine Mutter ist schon in der Praxis, doch auf dem Herd steht ein Topf, in dem sich anscheinend mein Mittagessen befindet. Sie hat mir außerdem Frühstück auf den Tisch gestellt.

Ebenfalls steht neben meinem Teller eine Salbe, die ich mir auf meine Handinnenflächen und ein wenig auf die Knie schmiere. Die Verbände lasse ich heute sein und hoffe dass die Verletzungen so schneller heilen.

Ich lasse mich auf den Sessel fallen und esse zwei Toastbrote. Eines nur mit Butter und das andere mit einem Karottenaufstrich, den meine Mama geöffnet auf den Esstisch gestellt hat.

Ich habe die Nacht über von Tyler geträumt und bin mit einem warmen Gefühl im Bauch wach geworden, von dem ich hoffe, dass es den ganzen Tag anhält.

Ich habe ihm geschrieben, dass ich ab 15 Uhr Zeit habe, um zu telefonieren. Bis jetzt hat er noch nicht geantwortet, aber er arbeitet wahrscheinlich schon im Kaufhaus und hat im Moment keine Zeit.

Als es vor der Tür hupt, schiebe ich mir den letzten Bissen Toast in den Mund und spüle mit Kaffee hinterher.

Dann schnappe ich mir meinen Rucksack und ziehe meine Schuhe an.

Tom steht mit seinem Auto schon vor dem Haus und grinst mich durchs Fenster an. Ich weiß anhand seines Blickes, dass ich mich gleich auf ein Kreuzverhör einstellen kann. Er ist nun mal ein äußerst neugieriger Freund.

»Hallo!«, grinst er mich an, als ich die Beifahrertür öffne und einsteige.

»Du siehst aus, als hättest du gut geschlafen!«, sagt Tom und ich bin verwundert, wie so etwas auffällt.

»Ja, habe ich wirklich, du auch?«, gebe ich die Frage zurück, als mein Freund ausparkt und sich auf den Weg in die Schule macht.

»Wahrscheinlich nicht so gut wie du, schließlich hast du einen heißen Typen, mit dem du Ausflüge machst...«, grinst er mich an.

»Ich habe wirklich von ihm geträumt«, zwinkere ich ihm zu.

»Oh, echt? War es sehr heiß?«, erkundigt er sich und ich verdrehe die Augen.

»Nicht alles dreht sich um Sex, Tom...«, gebe ich zurück.

»Ach nicht?«, er zieht eine Augenbraue in die Höhe, während er über eine grüne Ampel fährt.

»Nope, sicher nicht. Vielleicht brauchst du mal wieder eine Freundin, wenn du so auf das Thema abfährst«, schlage ich Tom vor.

»Nein danke, die letzte war ein Griff ins Klo. Das war's zwischen den Damen und mir«, sagt er und fährt in den Kreisverkehr.

»Nicht alle sind Zoe!«, erwidere ich. Auch wenn ich verstehe, dass er eine Pause braucht. Schließlich war seine Exfreundin schon ein sehr schlechtes Beispiel von einer Freundin.

»Übrigens möchte dich Tyler kennenlernen...«, sage ich dann, als Stille zwischen uns herrscht.

Tom erfährt fast einen Fußgänger, der über den Zebrastreifen vor ihm gehen möchte. Dieser zeigt ihm den Vogel und läuft schnell weiter. Wenn das so weitergeht, kommen wir mit ein paar Anzeigen in der Schule an.

»Dafür hättest du jetzt niemanden überfahren müssen«, grinse ich, nachdem ich mich von dem Schock erholt habe. Ich löse meine verkrampfte Hand von dem Türgriff und sehe ihn an.

»Will er wirklich?«, Tom sieht mich atemlos an.

»Ja, aber versau es ja nicht. Und schau lieber auf die Straße. Das nächste Mal liegt der Typ vielleicht unter deinen Reifen!«

»Haha«, macht er und verdreht die Augen, behält jetzt aber trotzdem die Gehsteige und Zebrastreifen etwas genauer im Blick.

Als wir pünktlich in der Schule ankommen und ich mich auf den Platz neben ihm fallen lasse, grinst er mich wieder von der Seite an.

»Was? Das ist gruselig...«, mache ich und hole meine Mathe-Sachen heraus.

»Wann darf ich deinen Freund denn sehen?«, erkundigt er sich dann freudestrahlend und so laut, dass Lenny, der ein paar Plätze neben uns sitzt, verwirrt die Augenbrauen in die Höhe zieht.

»Gar nicht mehr, wenn du weiterhin so laut bist... Bist du verrückt?!«, zische ich ihm zu.

Er hebt entschuldigend die Arme.

»Sorry Mann... Ich bin so aufgeregt!«, erklärt er, allerdings ein wenig leiser.

»Dann sei leise aufgeregt!«, gebe ich zurück.

Er outet mich noch vor der ganzen Klasse. Und außerdem sind wir nicht zusammen. Zumindest hat Tyler mich nicht gefragt, ob ich sein Freund sein möchte. Vielleicht sollte ich fragen?

Ich kann nicht weitergrübeln, weil der Mathelehrer die Klasse betritt und wir von den Stühlen aufstehen.

Anscheinend hat der Mann heute besonders Lust uns zu quälen, denn er beginnt ein neues Thema, von dem er anscheinend denkt, dass wir darüber schon bescheid wissen, so wie er es näherbringt.

Danach gehen wir gleich in die Übungsphase und er sagt uns verschiedene Beispiele an, die wir ausrechnen. Ich habe jetzt schon keinen Bock mehr. Und es ist erst Montag, die erste Stunde...

Nachdem wir diese Stunde überstanden haben, werfe ich erstmal mein Heft und das Buch in den Rucksack zurück, um es heute nicht mehr sehen zu müssen.

Anscheinend hat uns der Lehrer auch Hausübung gegeben, die ich hoffentlich von irgendwem abschreiben kann, sonst bin ich sowas von am Arsch.

»Ich denke, ich muss sterben...«, haucht Tom neben mir, der sein Mathematik-Buch so ansieht, als wolle er es am liebsten aus dem Fenster werfen und sich gleich hinter her.

»Echt? Dann kannst du Tyler aber auch nicht mehr sehen...«, sage ich und beobachte seine Reaktion.

Bevor mein Sitznachbar etwas sagen kann, erscheint Lenny neben uns.

»Freunde, ich habe da einen Namen gehört, den ich nicht kenne...«, erklärt er ganz fachmännisch.

»Ach echt?«, mache ich ganz unschuldig.

Natürlich weiß ich, wovon er spricht. Tom musste es ja auch in der ganzen Klasse herausposaunen. Ich frage mich immer wieder, wieso wir befreundet sind.

»Ja wirklich...«, Lenny sitzt plötzlich neben mir. Keine Ahnung, wie er an diesen Platz gekommen ist.

»Also«, er reibt sich die Hände und seine Augen funkeln: »Wer ist Tyler?«

Hinter verschlossenen Türen [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt