Am nächsten Morgen werde ich wach, bevor der Wecker klingelt. Ich mache mich fertig und esse mein Frühstück, bevor ich zur Bushaltestelle laufe, wo Tom schon auf mich wartet.
Ich bin guter Dinge, als wir in den Bus einsteigen und uns einen Sitzplatz suchen.
Die Hälfte der Sitze im Wagen ist bereits besetzt. Man hört Kinder lachen, Gespräche, aus allen Ecken und leise Musik, die von Kopfhörern kommt.
Wir sind schon seit Ewigkeiten nicht mehr Bus gefahren. Früher, als wir noch keinen Führerschein hatten, aber das ist jetzt auch schon etwas länger her.
Tom wählt einen Zweiersitz im hinteren Bereich des Busses und ich setze mich neben ihn.
»Ich mache ein bisschen die Augen zu, weck mich, wenn wir da sind!«, fordert mich mein Freund auf.
Ich nicke ihm zu und will gerade meine Kopfhörerkabeln entwirren, da höre ich jemanden meinen Namen sagen.
Wer auch immer meint, mich am frühen Morgen schon wegen irgendetwas durchlöchern muss, der kann etwas erleben.
Ich drehe mich um und suche nach dem Übeltäter. Lange muss ich nicht suchen. Denn wer sitzt drei Plätze hinter mir? Richtig, Florentine...
Wunderbar, besser kann der Tag gar nicht mehr werden!
Sie kommt zu mir nach vor und setzt sich gegenüber auf den Platz, sodass der Gang zwischen uns ist.
»Du hast dich gar nicht zurückgemeldet...«, sagt sie, bevor ich irgendetwas anmerken kann. Dabei schiebt sie die Unterlippe nach vorne, sodass sie aussieht wie ein kleines Kind, das gleich mit dem Fuß aufstampft.
»Ich hatte keine Zeit...«, erkläre ich. Vor allem wollte ich mir dafür keine Zeit nehmen.
»Du hast eine Freundin, richtig?«, stellt Florentine mir die nächste Frage.
Und dieses Mal liegt sie eigentlich richtig. Nur, dass Freundin zu weiblich dargestellt ist.
»Ich bin vergeben, sagen wir einmal so...«, versuche ich zu sagen.
»Es ist der Typ, richtig?«, sie grinst mich an, als hätte ich die Frage längst beantwortet.
»Welcher Typ?«, erkundige ich mich langsam. Ich frage mich, was sie macht, dass sie das weiß. Vielleicht ist sie Hellseherin, oder sie hat mich irgendwie verfolgt. Was beides ziemlich gruselig wäre.
»Ich bin gestern meine Oma besuchen gegangen und da bin ich bei dem Häuserblock vorbeigegangen, da bist du gerade mit einem Mann herausgekommen. Und da du seine Hand gehalten hast, bin ich davon ausgegangen, dass es niemand ist, mit dem du einfach befreundet bist...«, erzählt sie und grinst dabei, als hätte sie ein wichtiges Rätsel gelöst.
»Tja, dann weißt du es ja eh schon!«, sage ich und zucke die Achseln.
»Er ist also wirklich dein Freund?«, und bevor ich überhaupt darauf antworten kann, erklärt sie schon: »Ihr seid so süß zusammen!«
Ich bin ganz erstaunt. Erstaunt, dass sie keine Zoe ist. Aber man wird ja doch immer wieder überrascht.
Der Bus legt eine Vollbremsung hin und die Türen gehen mit einem Zischen auf.
»So, da muss ich raus!«, erklärt Florentine dann und grinst mir noch einmal zu.
»Jetzt verstehe ich auch, warum du nicht zurückgeschrieben hast...«, zwinkert sie mir zu und dann nimmt sie ihre Tasche und verlässt den Bus.
Ich sehe ihr erstaunt nach, als der Bus wieder weiterfährt. Neben mir lacht Tom leise.
»Was?«, mache ich leicht genervt.
»Sie ist ein Fan, hast du das gemerkt? Eine richtige Shipperin!«, grinst mein Freund und ich verdrehe nur die Augen.
Er soll mal nicht so tun, sie freut sich einfach nur für uns. Wieso darf man sich nicht mehr mir Paaren freuen, die sich gefunden haben?
Nach vierzig Minuten kommen wir in der Schule an. Während Tom und ich uns auf den Weg ins Klassenzimmer machen, stößt Lenny zu uns.
Tom muss ihn gleich informieren, dass er heute meinen Freund trifft. Während die beiden rätseln, wie er wohl aussieht, unterhalte ich mich ein wenig mit Jana, die sich neben mich setzt.
Die acht Stunden sind auch irgendwann um und ich muss mich, nachdem es geläutet hat, zusammenreißen, dass ich nicht wie wild auf den Parkplatz rase.
Vielleicht freue ich mich einfach so, Tyler endlich zu sehen, oder ich bin einfach begeistert, dass endlich die Schule aus ist.
Ich habe mich vorhin, nachdem der Sportunterricht vorbei war, extra noch geduscht, damit ich einen guten Eindruck mache. Man will ja auch nicht stinken, vor seinem Freund.
»Wo ist er? Welches Auto fährt er? Wie sieht er aus?«, Tom löchert mich mit Fragen, während ich meine Augen über den Parkplatz, der vor uns liegt, wandern lasse.
»Ich weiß es nicht, ein blaues, das wirst du gleich sehen«, gebe ich ihm seine Antworten.
»Ah, da ist er!«, ich habe Tylers Auto im hinteren Bereich des Parkplatzes entdeckt und winke. Er steigt aus dem Wagen und winkt zurück.
»Das ist er?«, Tom sieht ganz erstaunt aus. Ja, ich habe einen heißen Freund. Was dachte er denn?
Wir gehen auf ihn zu und die letzten Meter kann ich nicht anders, sondern laufe ihm entgegen.
»Na, du bist ja stürmisch!«, Tyler grinst in meinem Haar, als ich ihm um den Hals falle.
Ich küsse ihn kurz auf die Wange, bevor ich bemerke, dass Tom auch noch da ist und jetzt neben uns steht.
»Das ist mein bester Freund, Tom«, stelle ich ihn vor.
»Und das ist Tyler, mein Freund!«, erkläre ich Tom.
Die beiden geben sich die Hand und Tom fängt gleich an, ihn auszufragen.
Schon bald sind die beiden in einem Gespräch vertieft und ich warte, dass sie endlich ins Auto einsteigen, damit wir uns auf den Weg ins Häuschen machen können.
»Steigt ihr dann einmal ein?«, frage ich, nachdem ich fast zehn Minuten im warmen Auto warte. Super, dass die beiden so gute Freunde sind, obwohl sie sich erst seit wenigen Minuten kennen!
»Ja, wir kommen schon«, erklärt Tyler und steigt bei der Fahrerseite, während Tom seinen Platz hinten einnimmt.
»Ich habe ein paar Snacks eingepackt!«, Tyler grinst mich von der Seite an und ich lächle.
Gut, dass wenigstens einer ans Essen denkt. Ich war irgendwie so fokussiert darauf, Tyler zu sehen, dass ich alles andere vergessen habe.
»So, irgendwer von euch beiden muss mir jetzt sagen, wo ich hinfahren soll«, sagt Tyler dann und Tom beginnt ihm den Weg zu unserer kleinen Hütte zu diktieren.
Währenddessen läuft leise Musik aus dem Autoradio. Ich schließe ein wenig die Augen. Der Tag, vor allem die letzten beiden Stunden, in denen wir Sport hatten, war anstrengend.
Ich bemerke nicht, dass das Auto stehen bleibt, erst als jemand ganz sanft über meine Haare fährt, seufze ich leise.
»Vielleicht sollten wir ihn hierlassen...«, meint Tom.
Wieso, damit er allein mit meinem Freund Zeit verbringen kann? Bestimmt nicht!
Ich öffne langsam die Augen und gähne. Dann strecke ich mich und stöhne leise. Der Autositz ist nicht so richtig bequem.
Tom, der noch hinter mir sitzt, lacht: »Ich wusste doch, dass ihn dieser Satz aufweckt!«
° ° ° ° °
Noch drei...
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Hinter verschlossenen Türen [boyxboy]
Roman d'amour... ,,Ich habe mich schon in dich verliebt, als du mir in dieser Nacht vor die Füße gestolpert bist." ... Ollies Vater ist gestorben. Seine Mutter verliebt sich neu und ihr Freund bringt seinen Sohn Tyler mit in die Beziehung. Das Problem ist, Olli...