56. Kapitel

87 13 0
                                    

Um kurz nach elf Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg. Schließlich wird es mehrere Stunden dauern, bis wir bei der Hütte eintreffen.

Die Luft hat abgekühlt, aber am Horizont sehe ich keine Wolken. Wenigstens etwas.

Ich krame in meiner Jackentasche nach meinem Handy und schreibe Tom eine Nachricht.

Ich: Rate, was passiert ist...

Ein paar Sekunden später kommt seine Antwort.

Tom: Das, was ich denke?

Ich: Was denkst du denn?

Tom: Tyler und du, viel nackte Haut, sehr wenig Kleidung?

Ich: Woher willst du denn wissen, dass ich ihm verzeihe und wir uns vertragen.

Tom: Also hatte ich recht?!

Ich: ...

Tom: Das nehme ich mal als ein ja. Ollie, ich warte auf Details...

Ich: Die kannst du dir aufzeichnen!

Tom: Lieber wäre es mir, du würdest sie mir beschreiben. Bitte sehr detailreich, wenn das möglich ist.

Ich: Bestimmt nicht. Du bist ekelhaft.

Tom: Bestimmt nicht so ekelhaft, wie Tyler und du, als ihr übereinander hergefallen seid.

Ich: Ich drehe mein Handy jetzt ab, vielen Dank für deine Nachricht. Wahrscheinlich ertränke ich mich jetzt im nächsten Bach.

Tom: Haha

»Na, mit wem schreibst du, wenn du so grimmig dreinschaust?«, Tyler steht neben mir und versucht auf den Bildschirm zu sehen.

Schnell stecke ich das Handy ein. Nicht weil ich ihm nicht vertraue, aber Tom schreibt so viel Mist, dass es mir wirklich unangenehm ist, wenn er das alles zu Gesicht bekommt. Ist doch lustig, dass ihm mein Freund peinlicher ist, als dass er mich nackt und willig sieht.

»Mit Tom«, erkläre ich.

»Ich denke, ich sollte ihn mal kennenlernen...«, sagt er und ich nicke.

»Ich entschuldige mich jetzt schon im Voraus für sein Verhalten!«, erkläre ich und verdrehe die Augen.

Tyler lacht und greift nach meiner Hand. Wir verschlingen die Finger ineinander. Dann machen wir uns auf den Weg.

Mir fällt auf, dass er anscheinend ein echt gutes Gedächtnis hat und sich genau gemerkt hat, in welche Richtung und welchen Weg wir gehen müssen. Der perfekte Bergführer eben.

Die erste Stunde spazieren wir Händchenhaltend und leise sprechend zur Gondel entlang. Bei der Seilbahn ergattern wir eine, die nur für uns beide ist.

Wir fahren nach unten und ich merke, je tiefer wir kommen, umso mehr sinkt meine Laune. Vielleicht begreife ich erst jetzt, dass diese Blase, in der wir waren, nun platzen wird.

Ich weiß, dass es nicht so leicht ist, wenn wir unseren Elternteilen unsere Verbindung beichten, aber es nagt doch an mir, dass ich ihn bald nicht mehr berühren und küssen kann.

»Hey...«, Tyler umfasst mein Gesicht mit beiden Händen. Seine dunklen Haare hängen ihm ins Gesicht und er sieht auch ein wenig verwirrt und erschöpft aus.

»Wir schaffen das!«, sagt er und er meint das mit so einer Überzeugung, dass ich ihm sofort glaube und vertraue.

Als Besiegelung küsst er mich und ich versuche ihm durch den Kuss zu zeigen, dass ich bereit bin. Bereit für alles, wenn er das auch will.

Hinter verschlossenen Türen [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt