Kapitel 9

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Ich wachte auf und dachte schon ich wäre Tod, doch ich sah den Arzt über mir.
"Du bist wach, gut! Also deine Daumen und dein Bein sind geschiehnt, sie müssen nur noch verheilen. Was die Schäden im Genitalbereich angeht, so habe ich sie behoben, jedoch muss man sachte sein, sonst platzt es wieder auf.
Deine Zunge ist jedoch nur halb herausgenommen worden und hätte eigentlich entweder nicht oder komplett entfernt werden müssen. Da ich sie nicht wieder einsetzen kann, was bekannt sein dürfte, habe ich sie ,während du im Koma gelegen hast, herausgenommen. Du wirst nur nie wieder sprechen können. Der König hat mich gebeten dich so gut es geht zu heilen und er sagte, du dennoch der Hexerei schuldig gewesen bist, wirst du mehrere Brandmale erhalten sobald du genesen bist. Es wird ein Symbol sein, dass Hexerei auch mit anderen Strafen beizukommen ist. Außerdem hat er gebeten, dass du sofort nur noch von ihm berührt werden darfst, wegen den Grausamkeiten. Und was die Richter behauptet haben, dass dein Name Hexe bedeutet, ist wahr, es bedeutet wortwörtlich Magierin, doch sie werden auch Hexen genannt. Du darfst aufstehen, jedoch noch nicht so schwere Arbeit übernehmen. Du wirst vorerst die Küche anleiten."
Ich nickte nur und erhob mich.
Ich war nicht nackt, sondern trug ein Kleid.
Es war blau und betonte meine Figur und meine Brust.
Auf dem Bauch hatte es ein Loch und man sah das Brandzeichen.
Es bedeutete Hexe, genauso wie wohl auch das Ding auf meiner Stirn.
Ich erhob mich und mir wurde meine Arbeit erklärt.
Um trotzdem die Küche leiten zu können, gab es was zum Schreiben und die Sklavinnen, die die Küche machten, konnten alle lesen.



Die nächsten Jahre vergingen Mal schneller Mal langsamer. Wir erbauten eine große Burg, in der der König mit uns wohnte und das Volk der Selkis wuchs, da nun auch Mädchen leben durften.
Außerdem wurde die Sitte abgeschafft, dass wir Sklaven keine Kleidung hatten.
Jeder trug seiner Arbeit angemessene Kleidung.
Meine Zunge war verloren und ich gewöhnte mich daran nicht mehr zu sprechen.
Doch irgendwann wachte ich auf mit einer funktionierenden Zunge und ein Stück Pergament lag auf meinem Nachttisch.
Liebe Elbin Niniel,
Du trägst denselben Namen wie ich und ich kann nicht ertragen, dass du so leiden musstest und es tust. Deine Zunge bekommst du zurück, nutze sie weiße und verschwinde von dort wo du bist, denn Gefahr zieht herauf, Unheil Braut sich zusammen.
Niniel
Ich freute mich darüber und sprach leise vor mich.
Ich packte das Stück weg und sprach den ganzen Tag mit meiner Menschenseele wie sonst auch.

Am Nachmittag ließ mich der König kommen und ich brachte ihm sein Essen, als er fertig war sagte er:"Niniel, bist du befruchtet?"
"Ja, eure Hoheit. Ihr habt mich vor einigen Monaten befruchtet."
"Du sprichst ja? Ich dachte du hättest deine Zunge im Hexenprozess verloren und der Arzt hatte sie dir ganz rausgenommen? Wie ist das möglich?"
"Niniel hat mir eine geschenkt, weil ich denselben Name trage wie sie und sie nicht mit ansehen konnte was mit mir geschieht und da ich ja noch so jung sei. Hier ist der Brief, den sie mir hinterlassen hat."
Er las es durch und runzelte nur die Stirn.
"Na in Ordnung, aber verstecke sie weiterhin vor meinen Beratern, sie würden dich und einige andere nur zu gerne als Hexe verbrennen. Und wehe du schenkst mir erneut eine Tochter. Dreizehn Töchter hast du mir geschenkt und nicht einen Sohn."
"Eure Hoheit, niemand kann vorher bestimmen, welches Geschlecht das Kind bekommt."
"Ja, leider. Und nun geh' und lass das Abendessen für meine Berater und denk daran, du bist so stumm wie immer."
Er fasste zärtlich an meinen Bauch und dann ließ er mich gehen.
Mir kam schon einer seiner Berater entgegen.
Er hatte wie immer schlechte Laune und murmelte:"Guten Tag."
Ich nickte so wie sonst und ging in die Küche zurück.
Per Brief gab ich die Anweisungen.

So ging es eine Woche weiter, doch als ich den König das Abendessen gebracht hatte, merkte ich, dass er krank war.
Ich wollte den Arzt holen, doch auf dem Weg kamen mir zwei Berater mit Wachen herbei.
"Da ist sie nehmt sie fest! Sie hat den König umgebracht!"
"Was?! Ihm ging es nicht gut, ich habe ihm nur das Essen gebracht!"
"Das Essen, dass vergiftet war, mit Amolia-Gift und es gibt nur eine Hexe unter uns!"
"Ich bin keine Hexe!"
"Und warum trägst du dann die Zeichen der Hexerei, auf dem Bauch, auf der Stirn, zwischen den Beinen und auf der Handfläche? Außerdem hast du das Essen gekocht und deine Zunge ist aus dem Nichts wieder da! Führt sie in den Kerker und dann wird ihr ein ordentlicher Prozess gemacht, ohne irgendwelche Weicheier!"
Sie packten mich an den Armen und zogen mich in den Kerker.
Dort unten warteten die Richter sogar schon.
"Los, Haare ab und dann durchsuchen nach Hexenmalen! Die Proben werden auch gleich gemacht!"
Sie zogen mich komplett nackt aus und setzten die Rasierklinge wieder an meinem Haaransatz an und schnitten erneut alle meine Haare ab.
Sie waren in den Jahren wieder so lang wie früher geworden.
Sie suchten am ganzen Körper und fanden drei.
Zwei zwischen den Schultern und das eine am Bein.
Sie stachen in alle hinein, doch nachdem kein Blut floss ließen sie es.
"Schreiber, schreib auf, drei Hexenmalen gefunden und auch alle Schmerzunempfindlich! Nun das Hexenbad!"
Sie fesselten meine Hände auf den Rücken und brachten mich nach draußen und zum See hinunter.
Sie gingen auf die Brücke.
Der Scharfrichter fesselte meine Füße zusammen und dann warf er mich in den See.
Das Wasser war eiskalt und schlug um mich Wellen.
Anstatt dass mich die Strömung mit sich nach unten ziehen würde, wurde ich nach oben an die Oberfläche getrieben und ich drehte mich, sodass ich atmen konnte.
Sie holten mich heraus und der Richter befahl:"Schreiber, schreib, Hexenbad, ist sofort wieder aufgetaucht. Eindeutig schuldig. Jetzt brauchen wir nur noch ein Geständnis."
Plötzlich tat mein Bauch richtig weh.
Ich fiel um und spreizte die Beine, der Scharfrichter löste noch schnell die Fußfesseln und dann spürte ich wie ein weiteres Kind aus mir Herausrutschte.
Der Richter hob es hoch und sah sich das Geschlecht an, er grinste.
"Schreiber, nach dem Hexenbad hat sie den langerwarteten Thronerben geboren. Er wird von den Ministern erzogen und über diese Hexe richten, nachdem wir ihr Geständnis haben."
Oh nein, wenn die Minister ihn aufziehen würden, würde er ein genauso begnadeter Hexenjäger werden wie sie und mich zum Feuertod auf dem Scheiterhaufen verurteilen, obwohl ich ihm das Leben geschenkt hatte.
Sie brachten mich zurück in die Burg.
Allerdings nicht in den Kerker, sondern in den Hexenturm.
Dort sperrten sie mich in eine ganz ganz kleine Zelle.
Es gab kein Licht, außer davor eine Fackel.
Sie war gerade so groß, dass man sich ausgestreckt hinlegen konnte.
Noch dazu war sie total kalt und es gab in der Mauer kleine Schlitze, durch die der Wind hereinfegte.
Der Richter besah mich noch und dann sagte er:"Die Zeichen sind zwar eindeutig, aber um dem Gesetz genüge zu tun, gebt ihr ein Stück heißes Eisen, in einem Tag prüft ihr sie."
Der Scharf Richter zog mich noch einmal heraus und legte in meine Hände ein glühendes Stück Eisen.
Es brannte, doch weinen konnte ich nicht und dann nahm er es wieder heraus und sperrte mich in die Zelle.

AngeklagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt