Kapitel 38

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Als ich wieder bei Sinnen war, war ich immer noch an den Pfahl gefesselt und mein Rücken tat höllisch weh.
Einer der Generale rief:"Sie ist wach!"
Dann knallte die Peitsche wieder auf meinen Rücken.

Die Tränen kamen und ich weinte bitterlich, riss mich aber zusammen nicht um Gnade zu flehen.

Dann irgendwann waren sie wohl fertig, denn die Peitsche knallte nicht mehr auf meinen Rücken.
Jemand trat neben den Pfahl.
Es war Vater. Er sah Lord Wallenstein an und sprach mit ruhige Stimme:"So ihr habt nun gesehen wie ich mit Verräter verfahre, aber lasst euch gesagt sein: Dies war meine Tochter und sie hat nur die Hälfte dessen bekommen was ich für Verräter vorgesehen habe."
"Wie viele Hiebe waren es, mein König?"
"Hundert, aber sie werden nur bei Bewusstsein durchgeführt. Wollt ihr über euch die 200 ergehen lassen? Nein? Dann bleibt mir Treu!"
Er drehte sich zu mir hin und löste die Fesseln von meinen Handgelenke.
Er griff unter meine Beine und an meinen Rücken.
Stechender Schmerz durchzuckte meinen Rücken.
Er hob mich hoch und trug mich so wie ich war aus dem Raum.

Wo er mich hinbrachte, wusste ich nicht, denn noch auf seinem Arm, machte mich der Schmerz taub und die Dunkelheit umfing mich.

Als ich zu mir kam, lag ich auf dem Bauch in meinem Bett.
Ich spürte wie mein Rücken mit Verbänden umwickelt war.
Es war hell, also Tag.

Ich stand vorsichtig auf.
Mein Rücken tat bei jeder kleinen Bewegung weh.
Ich sah, dass wirklich mein gesamter Rücken mit Verbänden verbunden worden war.
Ich ging zu meinem Schrank und holte mir ein leichtes, elegantes Kleid in rot heraus.
Ich zog mich um, was gar nicht so einfach war und setzte mich an meinen Schreibtisch mit einem Buch.

Ich hatte ein Bücherregal im Zimmer stehen und ich hatte mir ein Buch über die Elben genommen. Ich wusste über sie nur, dass meine Mutter eine Elbin war, aber sonst sah ich ein paar hier am Hof, aber so wirklich ein Volk hatte ich nicht gesehen.

Ich las lange, doch irgendwann ging die Tür auf.

Ich sah auf und klappte das Buch zu, dann stand ich auf und stellte es ins Regal zurück.
Ich widmete mich der Person, die herein gekommen war und knickste tief.
Er kam auch mich zu und hob mein Kinn. Mit der anderen Hand gab er mir gleichzeitig ein Zeichen, dass ich mich erheben sollte.
Ich stellte mich wieder aufrecht hin und sah Vater in die Augen.
Er hielt das Kinn oben und musterte mich von Kopf bis Fuß.
"Was hast du da gerade gelesen?"
"Darf ich das etwa auch nicht mehr? Das war doch bloß ein Buch über Elben und deren Königreiche."
"Welches gefällt dir denn am besten?"
"Entweder Lothlorien oder Doriath, da es Doriath aber nicht mehr gibt würde ich sagen Grünwald. Ich habe gelesen, dass seit einigen Jahren kein König und keine Königin dort herrscht. Wer herrscht denn dann?"
"Dort herrscht niemand, sie leben einfach zusammen und haben keinen König oder eine Königin, alle aus dem Geschlechte sind verschwunden."
In seinen Augen sah ich ein leichtes glitzern als ob er mehr wusste als er zugab.
"Aber wo sind sie? Warum sind sie verschwunden?"
"Nun das weiß keiner. Deine Mutter war die letzte Erbin, doch sie ist erkrankt."
"Und ihr Bruder?"
"Wie kommst du darauf, dass sie einen Bruder hatte?"
"Nun du sagtest letzte Erbin. Demnach muss sie einen älteren Bruder gehabt haben, der den Thron vor Erben würde."
"Der ist verschwunden genauso wie der Vater, der bis dahin König war. Einer Legende nach heißt es, dass sie im Kampf gefallen sind."
"In welchem Kampf?"
"Im Kampf gegen mich."
"Warum hast du gegen die gekämpft?"
"Weil ihre Sitten nicht gut sind, sie verabscheuen vieles, wie Veränderung oder auch gewisse Bestrafungen, die so angedacht sind, dass sie auch funktionieren. Dreh dich um!"
Was hatte er gegen sie?
Ich drehte ihm den Rücken zu und hielt meine Haare nach vorne.
Er kam zu mir und ich merkte wie er das Kleid öffnete.
Es fiel herunter und dann spürte ich ein Ziehen am Rücken.
Er machte die Verbände ab.
Er seufzte und ließ mich stehen.
Ich fragte:"Soll ich irgendwas tun?"
"Nein, nur stehen bleiben und nicht zucken."
Dann brannte etwas auf meinem Rücken.
Ich versuchte wirklich nicht zu zucken, aber ein kleines bisschen musste ich zucken.
Dann hörte es auf und Vater band mir neue Verbände um.

Ich hob das Kleid auf und zog mich an, dann drehte ich mich ihm wieder entgegen.
Er betrachtete mich schweigend und so fragte ich nach einer Weile:"Soll ich sonst noch etwas tun?"
"Nein, ich lasse dich jetzt alleine. Dein Bruder wird dir etwas zu essen bringen und dann gehst du bitte schlafen, du musst dich ausruhen."
"In Ordnung."
Er sah mich ein letztes Mal nachdenklich an und ging dann hinaus.
Ich nahm mir ein anderes Buch und las bis es klopfte.
Ich legte das Buch zur Seite und die Tür ging auf.
Ich sah Leopold an. Ich senkte meinen Blick. Es tat weh, zu sehen wie er sich um mich kümmerte, wo er doch derjenige war, der mich festgehalten hatte.
Die fiel ins Schloss und er stellte ein Tablett auf dem Tisch ab.
Ich sah nicht was es war, ich sah nur starr auf das Buch vor mir und presste die Lippen aufeinander.

Ich erschrak als er mich berührte und eine Haarsträhne Hinte mein Ohr strich.
"Wie geht es dir?"
"Ganz gut. Kann ich Elladan Mal sehen?"
"Wen?"
"Der in der Zelle war."
"Warum?"
"Warum musst du immer alles wissen wollen und sagst doch selbst nur die Hälfte?!"
"Weil Vater mir gesagt hat, dass ich fragen muss warum jemand etwas möchte. Und er will ständig von mir wissen was du tust und sagst."
"Ich möchte ihn was fragen."
"Ok, komm, aber nur kurz, danach isst du und gehst schlafen."
Ich stand auf und er trat auf mich zu.
Er griff nach meiner Hand und wir verschränkten sie wie früher.
Er führte mich durch die Korridore.
Als ich Elladan in einer Zelle fand, setzte ich mich davor auf den Boden und Elladan sah mich fragend an:"Wie geht es euch, Prinzessin?"
"Geht so, sind der Vater und der Bruder meiner Mutter tatsächlich im Kampf gefallen?"
"Wer hat dir denn den Schwachsinn erzählt? Dein Vater hält sie im Turm gefangen."
"Was?! Welche Sitten sind bei euch barbarisch?"
"Keine, bei euch sind sie so. Hör Mal Mädchen, du weißt aber auch so wirklich gar nichts über Elben oder?"
"Ich glaube auch. Welcher Turm ist es?"
"Der Nordturm, was hat dein Vater dir angetan?"
"Das reicht, komm Louise!"
Leopold stand hinter mir. Ich flüsterte Elladan zu:"Er hat mich mit der Peitsche bestraft."

Ich stand auf und ging mit Leopold wieder hoch.

AngeklagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt