*Stephans Sicht*
Noch ziemlich lange sitzen wir da und ich streichle ihr immer wieder zärtlich über den Rücken. Ich glaube Worte sind in diesem Moment echt fehl am Platz und tatsächlich beruhigt sich Tracy dann langsam. Merke jedoch schnell, dass auch ihr Atem flacher und ruhiger wird, somit vermute ich, dass sie eingeschlafen ist. Ich streichle ihr weiter über den Rücken, bis ich mir ganz sicher bin, dass sie tief und fest schläft und lege uns dann vorsichtig hin und decke uns zu.
Überraschenderweise hat Tracy durchgeschlafen, liegt vierleicht daran, dass sie extrem müde ist und wahrscheinlich auch komplett fertig mit den Nerven ist. Ich streichle ihr eine Strähne aus dem Gesicht, als sie dann langsam ihre Augen öffnet. „Guten Morgen Schatz", sage ich zu ihr und auch von ihr kommt ein leises Morgen und schon kommt auch Debbie rein ins Zimmer gefolgt von einer Schwester, die noch das Frühstück bringt. Während die Schwester das Zimmer gleich wieder verlässt, stellt sich Debbie vor das Bett und lächelt uns an. „Habt ihr gut geschlafen", fragt sie uns und Tracy nickt dann und ich meine auch ein kleines Lächeln gesehen zu haben. „Sehr schön. Ich lass euch jetzt noch was Frühstücken und dann machen wir noch ein paar Untersuchungen und wenn alles funktioniert, kannst du heute oder morgen wieder nach Hause", sagt Debbie noch mit einem Lächeln, bevor sie dann wieder aus dem Zimmer geht. Ich richte mich im Bett auf, während Tracy, mich fragend anschaut. „Keine Angst ich bleib schon da, aber du solltest etwas essen", sage ich zu ihr und erreiche gerade noch so, vom Nachtkästchen das Tablett mit dem Essen. Das man hier nicht Essen will, versteh ich ja, ich mag Krankenhausessen überhaupt nicht, aber wer weiß schon, wie viel Tracy in letzter Zeit überhaupt gegessen hat. Auch sie richtet sich auf, wobei sie das Essen mehr anstarrt als alles andere. „Wenigstens eine Scheibe Brot., so schlecht kann die ja nicht sein. Wir überstehen das alles gemeinsam. Ich bin bei dir, ja?", sage ich zu ihr. Als Antwort bekomm ich wieder nur ein Nicken und ein zaghaftes Lächeln. Redebedürftig scheint sie momentan nicht zu sein. Ich lasse es auch dabei und Tracy isst dann, auch wenn es nur eine halbe Scheibe vom Brot ist. Sie kuschelt sich dann an mich, und ich streichle ihr wieder sanft über den Rücken und sie schließt dann die Augen. Lächelnd beobachte ich es. Ich bin einfach so froh, sie wieder hier bei mir zu haben und wir werden es gemeinsam schaffen, dass sie wieder zurück ins alte Leben kommt und diese Sachen vergessen kann.
Nachdem Tracy die Untersuchungen hinter sich hat, schiebe ich sie im Rollstuhl durch die Krankenhausflure zurück ins Zimmer. Laut Debbie war sie auch bei den Untersuchungen nicht Redebedürftig und wenn, kam nur vereinzelt Wörter heraus. Sie hat mir auch eine Karte von einer Psychologin geben und meint ich soll dann mit ihr dorthin gehen, wenn sie soweit ist. Debbie hat mir auch schon die Entlassungspapiere geben, da es Tracy körperlich so weit gut gehe und hofft, dass ihr eine vertraute Umgebung besser hilft, wieder zu sich zu kommen, als ein Krankenhaus. Da hat sie auch nicht so unrecht, ich weiß nämlich, dass Tracy Krankenhäuser überhaupt nicht mag. Aber ich mein, wer ist hier auch schon gerne freiwillig.
Im Zimmer angekommen, packe ich ihre Sachen zusammen und als ich das Erledigt habe, kniee ich mich vor ihr nieder. Ihre Augen sind immer noch dunkel und jegliche Lebensfreude ist erloschen, aber das kriegen wir wieder hin. Es braucht nur seine Zeit. „Hey Schatz, wir werden jetzt nach Hause gehen. Wenn es für dich okay ist, holt uns Paul auch gleich ab. Was meinst du?", frage ich sie und wieder nur ein zaghaftes Nicken. Ich schnappe mir ihre Tasche und schiebe sie dann zum Ausgang. Paul habe ich vorhin schon bescheid gegeben, klar weiß ich, dass Männer gerade in Tracys Nähe nicht die besten Lösungen sind, ich mein alleine schon im Krankenhaus zuckt sie zusammen, wenn nur einer vorbei läuft. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das Schaffen. Hannah konnte ich leider nicht erreichen, aber vermute auch, dass sie gerade Dienst hat.
Kaum sind wir aus dem Krankenhaus draußen und stehen auf dem Parkplatz, da kommt auch schon Paul angefahren. Während ich mich dann zu Tracy nach hinten setze, bringt Paul mir den Rollstuhl zurück. Zaghaft greift Tracy nach meiner Hand, als Paul den Wagen in Richtung unser Zu Hause lenkt. Beruhigend streichle ihr über den Handrücken. Immerhin sucht sie teilweise nach Berührungen, was doch schlussendlich ein gutes Zeichen ist, wie ich finde. Es wird sicher seine Zeit dauern, aber das schaffen wir schon.
Zu Hause angekommen bedanke ich mich bei Paul und auch von Tracy kommt ein leises ,,Danke", was mich und auch Paul zum Lächeln bringt. Mit langsamen Schritten kommen wir der Wohnungstüre immer näher, da sich Tracy noch sichtlich schwer tut mit dem Laufen, aber Marc meint, dass er mir demnächst noch Krücken vorbeibringt, damit sie es einfach hat. In der Wohnung angekommen bringe ich Tracy ins Wohnzimmer auf die Couch. „Brauchst du noch was, Schatz?", frage ich sie. Sie schaut auf den Boden und zögert kurz, bis sie mich dann unschlüssig anschaut und leise sagt: „Ja, dich." Ich lächle sie an und setz mich dann neben sie, woraufhin sie sich gleich an mich anlehnt und den Kopf auf meine Schulter legt. Ich gebe ihr einen Kuss auf den Kopf und genieße es dann einfach.
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Durch Tiefen und Höhen
FanfictionTracy zieht durch den Job, von einer Kleinstadt in eine Großstadt und was sie dort erwartet, könnt ihr hier lesen...