Teil 50

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*Stephans Sicht*
Todmüde falle ich ins Bett und schlafe auch gleich ein. Momentan ist echt die Hölle los auf den Straßen. Was ist einfach in den Köpfen der Menschen los, ich versteh das einfach nicht. Doch lange denke ich nicht mehr nach, sondern falle in einem tiefen und erholsamen Schlafe.
Erst am Nachmittag wache ich wieder auf und nach einem kurzen Blick aufs Handy stehe ich dann auf und gehe ins Bad duschen und ziehe mich dann an und mach mir anschließend was zu Essen. Es ist echt still hier, wenn Tracy nicht da ist, und viel Zeit haben wir momentan auch nicht zusammen, wobei ich glaube, dass es Tracy gut tun würde. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, aber Tracy scheint nicht viel zu schlafen im Moment. Ansonsten würde sie sich nicht so viel Schminken, aber vielleicht ist es einfach nur das Übermorgen schon die Verhandlungen sind. Auf jeden fall habe ich nur noch heute Nachtschicht und dann wieder Frühschicht, wo ich dann mehr für sie da sein kann. Die Arbeitszeiten machen es einem nicht immer einfach.
Einen Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir schon halb vier haben. Ich schreibe Tracy eine Nachricht, dass ich sie von der Arbeit zur Psychologin fahren werde. Ich schicke sie ab und mache mich dann direkt auf den Weg zu ihr. Gerade bin ich bei ihr auf der Arbeit angekommen, kommt sie schon raus auf den Parkplatz und steigt ein. „Danke Schatz, dass ist echt lieb von dir" und gibt mir einen Kuss. Ich starte danach den Wagen und fahre los und lege währenddessen meine Hand auf ihren Oberschenkel. „Und gut geschlafen Schatz?", fragt sie mich dann, wobei ich im Augenwinkel sehe, wie sie sich selbst das Gähnen verkneift. „Ganz gut und wie war dein Tag?", frage ich sie dann. „Eigentlich ganz okay, nur ein wenig unkonzentriert gewesen, ich muss ständig an die Gerichtsverhandlung denken", sagt sie und legt ihre Hand auf meine. „Du musst dir keine Sorgen machen. Es wird dir erstens nichts passieren, weil ich immer da sein werde und die Beweise sind alle eindeutig. Das Einzige ist, dass du nochmal erzählen musst, was passiert ist." Tracy nickt mir zu und schaut dann aus dem Fenster. Die letzten paar Meter schweigt sie, bis wir bei der Psychologin ankommen. Tracy steigt aus und ich entschließe mich dann auch auszusteigen, woraufhin mich Tracy fragend anschaut. „Jetzt schau nicht so fragend, ich habe dir doch versprochen, dass ich immer für dich da bin", und gebe ihr einen Kuss, denn sie erwidert und mich anschließend anlächelt. Danach gehen wir gemeinsam rein und ich warte dann im Wartebereich, bis Tracy fertig ist, währenddessen schaue ich auf mein Handy.
Nach einer Stunde kommt sie dann wieder aus dem Zimmer. Ich lächle der Psychologin noch dankend an und fahre dann mit Tracy nach Hause. Da ich auch in zwei Stunden wieder zur Arbeit muss, machen es wir uns auf der Couch gemütlich. Tracy lehnt sich an mich und es dauert auch nicht lange, bis sie auch schon eingeschlafen ist. Ich beobachte sie und streichle ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Als es für mich dann Zeit wird loszugehen, trage ich sie rüber ins Bett. Ich mache ihr noch anschließend zwei Brötchen und stelle es ihr aufs Nachtkästchen mit einem Glas Wasser, falls sie doch noch Hunger hat, wenn sie aufwachen sollte. Ich gebe ihr noch einen Kuss auf die Stirn und fahre dann zur Wache.

*Tracys Sicht*
Der Tag der wieder alles gut machen wird? Der Tag an dem ich wahrscheinlich endlich komplett damit abschließen kann? Der Tag der für die Gerechtigkeit ist? Oder der Tag an dem alles wieder schlimmer wird? Meine Gefühle zu diesem Tag sind sehr gemischt und ich fühl mich dadurch ziemlich unsicher. Ich bin gerade aufgewacht und hab sogar halbwegs durchgeschlafen, wobei ich glaub, dass es auch daran liegt, dass Stephan auch wieder da war und keine Nachtschicht mehr hat. Doch wo ist er? Die eine Betthälfte ist nämlich leer. Ich reibe mir noch den Schlaf aus den Augen und mache mich auf den Weg Richtung Küche, da ich ihn da vermute und wie soll es anders sein, steht er lächelnd mit seiner Kaffee Tasse in der Hand da und schaut aus dem Fenster. Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn. „Guten Morgen Schatz, na gut geschlafen?", fragt er mich. „Ehrlich gesagt besser als die letzten Nächte. Mit dir lässt es sich besser schlafen", sage ich zu ihm und Küsse ihn dann. Anschließend Frühstücken wir noch etwas und mache mich dann fertig, wobei ich dann doch unentschlossen und nur in Unterwäsche vorm Kleiderschrank stehe. Gedankenverloren lasse ich meine Augen über meine Kleidungsstücke schweifen. Eigentlich brauche ich ja nichts besonders aber vielleicht doch eher was schickeres oder warte kommt das nicht blöd rüber? Vielleicht will ich mich auch gar nicht entscheiden, weil ich gar nicht aus der Wohnung will. So sehr bin ich in Gedanken, dass ich mich erschrecke als ich zwei Arme auf meinen Oberkörper spüre. „Nicht erschrecken. Ich bin es nur und ich bin immer da, du bist nicht allein, ja? Wir schaffen das gemeinsam!", flüstert er mir schon ins Ohr und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich bin nur so unentschlossen. Ich habe auf der einen Seite echt Angst und auf der anderen Seite will ich, dass einfach alles nur vorbei ist." Dabei lehne ich mich an seinen Oberkörper, wobei mir seine Blicke nicht entgehen. Wir bleiben eine Weile so stehen, bis Stephan dann meint, dass wir uns doch langsam beeilen sollten, damit wir rechtzeitig kommen. Eine Stunde später sind wir dann beim Gericht angekommen und ich werde doch etwas nervös. Beruhigend streicht Stephan über meine Hand. Während die Verhandlung dann begonnen hat, muss ich noch warten, bis man mich aufruft. Zum Glück darf Stephan mit mir warten, sonst würde ich glaub ich echt durchdrehen. Nachdem ich nicht mehr sitzen kann, laufe ich mittlerweile den Flur auf und ab, bis mich dann Stephan auf seinen Schoß zieht. „Beruhig dich Schatz. Okey, es wird dir nichts passieren. Dein Ex Freund kommt dir nicht zu nahe, dafür sorgen die Sicherheitsleute und ich bin auch da. Du hast das so super gemeistert bis jetzt Schatz. Du kannst echt stolz auf dich sein. Du bist so stark und ich bewundere das sehr. Und jetzt nur noch ein wenig lächeln, denn das steht dir auf jeden fall besser und du zeigst deinem Ex, wie stark du bist und dass er sich die falsche ausgesucht hat." Er schafft es tatsächlich immer wieder mir ein lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich küsse ihn und nachdem wir uns lösen, bedanke ich mich bei ihm und lehn mich dann ihn. Diese Nähe beruhigt mich einfach immer wieder aufs Neue. Es dauert auch nicht mehr lange, dann werde ich aufgerufen, unsicher stehe ich auf und schaue nochmal zu Stephan. „Du schaffst das Schatz. Und ich bin immer bei dir, ja?" Ich nicke und gehe dann hinein, gefolgt von Stephan, der sich dann allerdings zu den Zuschauern setzen muss. Ich setze mich und der Richter fängt dann auch gleich an und belehrt mich. Nervös spiele ich mit meinen Fingern und versuche möglichst meinen Ex nicht anzuschauen. Dann fährt der Richter fort: „Können sie mir erzählen, wie das alles passiert ist, Frau Feuerstein?" Allein schon bei den Gedanken, merke ich schon, wie meine Augen sich mit Tränen füllen und meine Stimme zittrig wird, aber ich zwinge mich selbst und fange dann an zu erzählen.
„...geschlagen und anschließend hat.... hat... er mich.... er mich...", so sehr ich es auch will ich bringe es nicht über meine Lippen und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Es ist still im Gerichtssaal nur ein hämisches Grinsen von meinem Ex-Freund geht durch den Raum. Ein Schauer läuft über meinen Rücken und ich atme nochmal tief durch und setze dann fort: „... er hat... mich anschließend... ver....ge...waltigt." Irgendwie überkommen mich die Gefühle und die Tränen werden mehr, doch auch auf der anderen Seite, kommt Erleichterung in mir auf. Irgendwann merke ich zwei Arme auf meinen Schultern und schaue zu ihm mit wässrigen Augen hoch. „Komm wir gehen kurz raus an die frische Luft. Der Richter hat die Verhandlungen für 10 Minuten unterbrochen", sagt Stephan zu mir und zieht mich währenddessen auf die Beine und ich folge ihm. Draußen angekommen nimmt er mich in die Arme. „Ich bin so stolz auf dich Schatz. Du hast das großartig gemacht. Du hast es bald geschafft und dann hat es alles ein Ende", redet er beruhigend auf mich ein und streichelt mir über den Rücken. Ich klammere mich an ihn und als ich mich beruhigt habe, löse ich mich von ihm und er streicht mir die restlichen Tränen weg. „Geht es wieder, Süße?", fragt er mich und gebe ihm einen Kuss als Antwort, als wir uns dann wieder lösen, geht es zurück in den Gerichtssaal.
Nachdem sich dann der Richter noch erkundigt hat, ob es mir wieder gut gehe, setzt er die Verhandlung fort. Ich musste mir noch einige Fragen beantworten, gegenüber dem Anwalt meines Ex Freundes, doch auch das habe ich geschafft und die Erleichterung wird jedes Mal mehr. Als dann alles Fragen gestellt und alles schriftlich festgehalten wurde, unterbricht der Richter erneut und zieht sich für die Beurteilung zurück. Ich bin erleichtert aber gleichzeitig auch ziemlich nervös. Bis jetzt konnte ich den Blick zu meinem Ex so gut es geht verhindern, doch wer weiß was noch kommt. Ich sitze neben Stephan auf der Bank vor dem Gerichtssaal und spiele nervös an meinen Fingern und schaue immer wieder auf die Uhr. Es macht mich nervös und die Zeit vergeht auch nicht. Stephan legt dann einen Arm um mich und sagt: „Ich kann es nicht oft genug sagen, wie Stolz ich auf dich bin. Du hast es so super gemacht", und gibt mir einen Kuss auf die Wange, woraufhin ich ihn anlächle. „Danke, danke das du da bist, Schatz!" Wir warten noch weitere 10 Minuten, bis wir zurück in den Saal gerufen werden. Als der Richter dann aufsteht, um die Strafe zu verkünden, werde ich doch wieder nervöser. Doch zum Glück darf ich neben Stephan sitzen der meine Hand hält und beruhigend über meinen Handrücken streichelt.
,,... Somit ergeht folgendes Urteil. Der Angeklagte wird wegen der Vergewaltigung zu fünf Jahren Haft verurteilt...", der Richter wird jedoch durch meinen Ex Freund unterbrochen. „DU SCHLAM*** DAS WIRST DU NOCH BEREUEN. WIR WERDEN UNS SCHNELLER SEHEN ALS DU DENKST...", schreit er, dieses Mal wird er dann vom Richter unterbrochen. Währenddessen drückte ich Stephans Hand fester und mein ganzer Körper war angespannt. Der Rest bekam ich dann gar nicht mehr mit, denn als er mich angeschrien hat, schaute ich zu ihm und er machte mir echt Angst damit.
Erst als mich Stephan mehrmals anspricht, erwache ich aus meiner Trace und stelle fest, dass der Saal schon so gut wie leer ist. „Du hast es überstanden. Es ist alles vorbei. Er kann dir nichts mehr antun", lächelt mich Stephan liebevoll an. „Du meinst wir haben es geschafft, denn ohne dich wäre das nicht möglich gewesen. Danke", und küsse ihn dann anschließend voller Liebe, denn er auch genauso erwidert.

Durch Tiefen und HöhenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt