*Pauls Sicht*
Ein wenig Erleichterung macht sich in mir breit, als ich die Sirenen endlich höre, doch fast gleichzeitig, verliert Tracy nun endgültig das Bewusstsein. Ich versuche sie direkt wieder wach zu bekommen, aber dieses Mal ohne Erfolg. Kurz darauf kommt Hannah auch schon mit dem Notarzt und Rettungssanitäter. „Was ist passiert Paul?", fragt mich sogleich Notarzt Oliver Dreier. „Bis vor kurzem war sie noch bei Bewusstsein. Hat eine Schnittverletzung am Hals und wahrscheinlich mehrere Hämatome am Oberkörper", versuche ich es kurz zu machen. Oliver nickt mir zu und übernimmt dann. Ich mache ihnen Platz und lasse sie ihre Arbeit machen. „Hannah fährst du dann bei Tracy mit? Ich würde mal nach Jonas schauen gehen, wie es ihm geht", frage ich sie, woraufhin ich ein zustimmendes Nicken bekomme. Auf dem Weg nach draußen, fällt mir dann ein Handy am Boden auf. Ich hebe es auf und als der Bildschirm aufleuchtet, stelle ich fest, dass es das Handy von Tracy ist. Mittlerweile sind schon 10 verpasste Anrufe von Stephan oben. Bei dem Gedanken, dass ich das alles Stephan erklären muss, wird mir anders im Magen. Ich werde ihn gleich anrufen, sobald ich weiß, was mit Jonas ist. Ich behalte das Handy in der Hand und gehe raus zu Jonas. Draußen angekommen merke ich schon beim ersten Mal hinsehen, dass er ziemliche Schmerzen haben muss, da er immer wieder das Gesicht verzieht und auch auf den Beifahrersitz sitzt. Das ist wieder einmal eine großartige Schicht, aber erst mal muss ich Jonas ins Krankenhaus bringen. „Dann fahren wir mit dir auch mal ins Krankenhaus und versuche dich ja nicht dagegen zu wehren. Hannah hat mir Bescheid gegeben und ich sehe, dass du Schmerzen hast. Also keine Wiederrede. Hast du Verstärkung schon angefunkt, dass sie den Herrn mitnehmen?", sage ich ihm gleich. „Ja habe ich gemacht müsste eigentlich gleich hier sein. Wie geht es Tracy denn?", fragt mich Jonas. „Kann ich so nicht sagen aber ich weiß, sie wird es schaffen. Ich muss jetzt nur Stephan Bescheid...", sage ich, werde jedoch von dem Klingeln meines Diensthandy unterbrochen. Ich hole es aus der Jackentasche und nehme ab. „Richter." „Hey Paul ich bin es Marc. Jonas und du habt doch den Einsatz in der Schnabelgasse 66?" „Ja genau...", weiter lässt er mich gar nicht zu Wort kommen. „Okey, kannst du mir irgendetwas sagen, denn Stephan macht mir gerade die ganze Wache verrückt, da Tracy anscheinend gar nicht nach Feierabend bei ihm aufgetaucht ist. Er war schon bei ihr auf der Arbeit und da sagte man ihm, sie sei vor zwei Stunden schon zu ihm nach Hause gegangen, doch sie ist dort nie angekommen. Jetzt ist er hier und gibt auch keine Ruhe mehr, da sie auch nicht ans Handy geht und soviel ich weiß, wohnt Tracy auch in der Schnabelgasse 66." Ich seufze kurz und sage dann: „Kannst du mir Stephan bitte geben und schau das er sich irgendwo hinsetzt?" „Einen Moment." Kurz ist es Still und ich überlege mir, wie ich es ihm am besten sagen soll, werde dann aber an von meinen Gedanken zurück ins hier und jetzt geholt. „Paul, was ist passiert. Geht es Tracy gut. Bitte", fleht er schon fast. „Stephan bleib ruhig okay. Der Notarzt kümmert sich um sie, sie ist momentan bewusstlos und hat eine Schnittwunde am Hals, aber sie wird es schaffen glaub mir." Kurz herrscht Stille am Telefon und von Stephan kommt nichts mehr, darum versuch ich es nochmal: „Stephan bleib auf der Wache. Ich komme dich holen und wir fahren gemeinsam ins Krankenhaus." Ein schwaches ,,Ja", kommt dann doch noch und legt dann auf.
Als ich das Handy wieder einsteckt und mich umdrehe, sehe ich gerade, wie zwei Kollegen den Mann in ihr Auto bringen. Ich spreche mich mit Ihnen noch kurz ab und mach mich dann auf den Weg zu Jonas. „Bei dir noch alles okay? Sonst würden wir schnell Stephan von der Wache holen und dann ins Krankenhaus fahren. Er macht schon die ganze Wache verrückt", sage ich Jonas, der mir zustimmend nickt. Kurz darauf kommt dann auch der Notarzt mit Tracy auf der Trage raus. Jedoch schnellen Schlittens an uns vorbei und rein in den Krankenwagen, auch Hannah steigt direkt ein und schon fuhr er weg. Ein komisches Magengefühl macht sich in mir breit, dass sie dann so schnell wegfahren sind, ist gar kein gutes Zeichen. Ich seufze einmal und steige dann auch ins Auto ein und fahre los zur Wache.
Bei der Wache angekommen stürmt uns Stephan schon regelrecht ins Auto hinein. Völlig aufgelöst sitzt er nun hinten drin. Seine Augen waren komplett gerötet. Ich beobachte ihn durch den Rückspiegel, doch keine Reaktion kommt von ihm, er starrt nur aus dem Fenster. Gerade als ich losfahren will, kommt Marc noch angerannt und steigt ebenfalls ins Auto ein. Marc nickt mir zu und ich fahre dann nun los. Die ganze Fahrt zum Krankenhaus verlief schweigend, keiner von uns vier sagt etwas. Ich beobachte nur durch den Spiegel, wie Marc versucht Stephan zu trösten, doch mir scheint, dass dieser nicht ganz anwesend ist mit seinen Gedanken, was auch nachvollziehbar ist. Ich meine ja, das ist alles für mich schon schrecklich genug, wie muss sich dann Stephan als ihr Freund noch fühlen. Auch Jonas schmerzerfülltes Gesicht bleibt mir nicht vorenthalten.
Endlich im Krankenhaus angekommen, hole ich erstmal einen Rollstuhl für Jonas, da wir sonst noch eine Stunde brauchen würden, für die 10 Metern. Doch ich muss Ruhe bewahren, wenigstens einer von uns. In der Notaufnahme dann angekommen, sehen wir auch schon eine kreidebleiche Hannah, die ebenfalls komplett gerötete Augen hat, sitzen. Ich nicke einmal Marc zu, der dann mit Stephan zu Hannah geht und ich Jonas anmelden gehe. Ich versuche noch irgendetwas über Tracy rauszufinden, doch die einzige Information, die ich bekomme, ist, dass sie in einer Not-OP ist. Ich muss mich ziemlich zusammenreisen, jetzt kann ich schon wieder Stephan eine schlechte Nachricht überbringen. Er ist doch schon total fertig mit den Nerven. Jonas wird dann auch gleich mitgenommen zur Untersuchung und ich geselle mich zu den anderen. Dort nehme ich Stephan dann gleich mal in die Arme, da wahrscheinlich Hannah ihm das mit der OP schon gesagt hat. „Sie ist stark. Sie wird das Schaffen", sage ich ihm. Stephan hält sich fest an mir und nun beginnen Qual volle Minuten besser gesagt wahrscheinlich Stunden, bis wir mehr erfahren, wie es Tracy geht. Auch Jonas hat sich wieder zu uns gesellt und es hat sich herausgestellt, dass er einen Bänderriss hat. Immer wieder rede ich auf Stephan ein und versuche ihn ein wenig aufzumuntern, doch mit relativ wenig Erfolg, wie ich leider feststellen muss.
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Durch Tiefen und Höhen
FanfictionTracy zieht durch den Job, von einer Kleinstadt in eine Großstadt und was sie dort erwartet, könnt ihr hier lesen...