Teil 43

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*Stephans Sicht*
Mittlerweile ist wieder eine weitere Woche vergangen und gerade sitzen wir wieder auf der Couch. Tracy schaut die ganze Zeit aus dem Fenster raus, den draußen ist ein herrliches Herbstwetter, doch ich will sie nicht dazu drängen rauszugehen. Es muss von ihr kommen. Die einzige Person, die Tracy sonst noch gesehen hat, war Hannah. Denn Klaus hat Personalmangel und brauchte mich dringend und Tracy eine ganze Schicht allein zu lassen wäre nicht gegangen. Denn auch Hannah hat sich bei einem Einsatz verletzt und so hatte Hannah Ablenkung und auch Tracy sieht mal jemand anderen, doch laut Hannah hat sie nicht viel geredet. Zudem muss ich in ein paar Tagen wieder anfangen zu arbeiten und ich weiß noch nicht, was ich dann mit Tracy mache. Ich kann sie unmöglich jedes Mal allein lassen, ich habe ja schon gesehen was passiert, wenn ich nur kurz einkaufen bin.
Gedankenverloren streichle ich ihr über den Rücken. Die Psychologin meinte, ich soll ihr Zeit lassen und die bekommt sie auch, auch wenn ich mir mit jedem weiteren Tag mehr Sorgen mache. „Können... können wir raus gehen?", kommt es plötzlich leise von Tracy. Ich lächle sie an und nicke zustimmend. Zusammen stehen wir auf und ziehen uns was an. Müsste eigentlich ein gutes Zeichen sein, wenn sie raus will, ist glaub ich das erste Mal, seit sie zu Hause ist. Auf jeden fall werden wir dort laufen wo weniger Leute sind, damit ihr das nicht gleich zu viel wird. Als wir dann beide angezogen sind, gehen wir raus und kaum haben wir den Wohnblock verlassen, greift sich Tracy meine Hand. Ich streichle ihr beruhigend über den Handrücken und merke dann auch, wie ihre Anspannung langsam nachlässt. „Wenn es dir zu viel wird oder du nicht mehr kannst, gibst du mir Bescheid und wir gehen wieder nach Hause", sage ich zu ihr und sie nickt zustimmend. Am Anfang laufen wir noch der Straße entlang, denn mein Ziel ist es in den kleinen Wald zu kommen, da dort grundsätzlich nie viele Leute sind. Immerhin braucht sie ihre Krücken nicht mehr, wobei trotzdem nur langsames laufen möglich ist. Aber ich genieße es, sowie auch Tracy, wie es mir scheint, was mich dann glücklich macht. Wir laufen gemütlich durch den kleinen Wald, überall liegen schon die Blätter am Boden und die Sonne scheint so richtig schön. Weiter vorne setzen wir uns dann auf eine Bank, weil ich merke das es für Tracy langsam anstrengend wird, wobei sie meine Hand nicht loslässt.
„Gefällts die hier?", frage ich sie. „Ja, es ist wirklich schön und ich glaub es wurde auch Zeit, dass ich mal raus gehe. Ich weiß, dass ich nicht einfach war die letzte Zeit und auch dass du trotzdem immer da warst. Ich weiß nur nicht was ich machen soll. Ich mein, ob ich das jemals vergessen kann?", sagt sie zu mir, wobei sie gegen Schluss immer mehr zum Boden schaut und sich mit der einen Hand durch das Gesicht fährt.

*Tracys Sicht*
Als ich zu Ende geredet habe, merke ich, wie mir die Tränen wieder in die Augen kommen und schaue schnell zum Boden. Stephan muss es nicht jedes Mal sehen, er hat schon so viel für mich gemacht. Ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann. Mit meiner freien Hand wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Aber Stephan wäre nicht Stephan, wenn er dies nicht bemerken würde. Er lässt meine Hand los und zieht mich auf seinen Schoß und drückt mein Kinn leicht hoch damit ich ihn anschauen muss. Ich schlucke einmal und versuche mich wieder zu beruhigen. Er muss sich doch nicht ständig Sorgen machen, er hat was Besseres verdient. Wortlos wischt er mir die Tränen aus dem Gesicht und lächelt mich sanft an und gibt mir dann einen Kuss auf die Schläfe, was mir dann schlussendlich auch ein kleines lächeln entlockt. „Das steht dir schon viel besser, Schatz", lächelt mich Stephan an. „Hast du wieder genug Kraft? Wollen wir langsam wieder zurücklaufen?" Ich nicke und stehe dann auf und unsere Hände verhaken sich wieder ineinander. Gemütlich laufen wir wieder zurück zur Wohnung und ich muss sagen, ich genieße dieses Herbst Wetter wirklich sehr. Ich bin auch froh, dass weniger Leute hier sind und es auch relativ gut funktioniert hat, mal besser als gedacht.
Wir laufen gerade noch die letzten paar Metern zur Wohnung, als neben uns ein Auto stehen bleibt. Ich erschrecke mich, während mir Stephan gleich beruhigt den Arm um mich legt und erst dann erkenne ich, dass es ein Polizeiauto ist und ich Marc und Paul sehe. „Na ihr zwei, wie geht es euch denn?", fragt Marc uns dann. „Es wird langsam oder Schatz?" Ich nicke langsam. „Schön das freut mich. Vielleicht ist es noch ein wenig zu früh, aber wenn ihr Lust habt, ich würde am Wochenende eine kleine Geburtstagsfeier geben bei mir Garten?", fragt Marc uns dann. „Danke, wir schauen einmal und ich melde mich dann", sagt Stephan dann. Dann müssen Marc und Paul schon weiter, da sie einen Einsatz reinbekommen haben. In der Wohnung angekommen, machen es wir uns auf der Couch gemütlich und schauen noch einen Film an.

Durch Tiefen und HöhenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt