Teil 47

95 2 1
                                    

*Tracys Sicht*
Auf dem Weg zur Psychologin werde ich dann plötzlich doch nervös. Ich mein ich war noch nie bei einer Psychologin. Ich mein es ist doch alles fast so gut, wie früher. Die Angst ist vielleicht noch ein bisschen vorhanden, aber nur bei fremden Personen, die nicht kenne, bei Stephans Kollegen oder generell bei meinen Freunden funktioniert das schon ganz gut. Aber dennoch bin ich nervös, was auch Stephan nicht unbemerkt bleibt. Ihm entgeht aber auch gar nichts. Er versucht mich aufzubauen und mir Mut zu machen, was allerdings nur mäßig dieses Mal funktioniert und ich dennoch versuche dankend anzulächeln, was aber glaub ich mehr in die Hose geht.
Dort angekommen, steigt Stephan mit mir aus und geht mit mir rein, wobei ich seine Hand nicht loslasse. Eigentlich sieht es hier ganz gemütlich aus und nachdem uns auch schon die Psychologin erwartet, wobei eigentlich sie mich erwartet, gibt Stephan mir noch einen Kuss und ein: „Du schaffst das. Du kannst jederzeit anrufen", und geht dann, da er sonst zu spät zur Arbeit kommen würde. Die Psychologin stellt sich als Viola König vor und bittet mich dann auf dem Sofa platz zu nehmen. Wie in den Filmen sitzt man klassisch auf einer großen Couch. Ich verhake meine Finger ineinander, damit ich mich selbst einfach ein wenig beruhigen kann. Am Anfang unseres Gesprächs tue ich mich echt schwer und sage so gut wie gar nichts, da die Erinnerungen einfach nur schrecklich sind und ich mich zusammenreißen muss, dass mir nicht die Tränen wieder kommen. Ich habe doch mit dem schon für mich abgeschlossen und jetzt kommt alles wieder hoch. Frau König gibt mir die Zeit und wartet, bis ich mich wieder gesammelt habe und führt das Gespräch dann weiter. Nach gut eineinhalb Stunden beendet sie dann das Ganze und gibt mir noch einen weiteren Termin für nächste Woche mit. Ich bedanke mich bei ihr, wobei ich ehrlich gesagt mit gemischten Gefühlen die Praxis verlasse. In der Lage zu telefonieren, fühle ich mich gerade nicht. Ich wische mir nochmal die Tränen weg und schreibe Stephan nur eine kurze Nachricht, ob er auf der Wache ist und gleichzeitig mache ich mich schon auf den Weg dorthin. Das ganze Gespräch hat mich echt durcheinandergebracht und mich auch wieder ein Stück verunsichert, darum fühle ich mich in der Bahn bei den ganzen Menschen auch ziemlich unwohl, aber ich habe es bald geschafft. Mittlerweile hat mir auch Stephan geschrieben, dass sie auf dem Weg zur Wache sind, da sie gerade einen Einsatz hatten. Eigentlich dachte ich es wird alles gut, aber vielleicht brauchte ich auch das Gespräch, um es nun wirklich zu verarbeiten und dann endgültig damit abzuschließen.
10 Minuten später komme ich dann auch endlich an der Wache an und bin so froh, als ich endlich wieder vertraute Gesichter sehe. Micha geht mit mir dann allerdings in die Küche und macht mir auf meinen Wunsch eine Tasse Tee. Nachdem er mir die Tasse Tee hingestellt hat, geht er eben Stephan Bescheid sagen.
Gedankenverloren starre ich auf die Tasse und erst als Stephan mich zu sich zieht, schaue ich ihn an. „Was ist denn los, Schatz?", fragt er mich besorgt und gibt mir einen Kuss an die Schläfe. „Ich weiß es nicht, ich dachte ich habe damit abgeschlossen aber das Gespräch hat mich so aufgewühlt und es fühlt sich alles wieder so an, als ob es gerade passiert ist.... Ich dachte wirklich, dass alles wieder normal wird und ich es hinter mir lassen kann", sage ich. „Es wird auch alles wieder gut Schatz. Wir haben es bald geschafft. Aber schau du hast dich jetzt einer fremden Person geöffnet und damit hast du ein weiterer Schritt gemacht. Du bist stark und dass schaffen wir jetzt auch noch. Ich bin immer für dich da", lächelt er mich aufmunternd an und küsst mich liebevoll.

*Stephans Sicht*
Nachdem sich Tracy wieder gefangen hatte, habe ich beschlossen sie nach Hause zu fahren, da Marc und ich sowieso wieder raus sollten. Zum Glück hat auch Klaus dafür Verständnis, denn ich möchte sie gerade ungern wieder allein mit der Bahn fahren lassen. Marc fährt dann auch, während ich mich mit Tracy nach hinten gesetzt habe. Ich streichle ihr mit dem Daumen über den Handrücken, als sich dann Tracy räuspert: „Weißt du eigentlich, dass dir die Uniform unglaublich gut steht?", lächelt sie mich an und ich gebe dir daraufhin hin einen liebevollen Kuss. „Danke, aber nichts im Vergleich zu dir", sage ich zu ihr, woraufhin sie leicht rot wird, was ich unglaublich süß finde.
,,Ich will ja nur ungern euch zwei Turteltauben stören, aber wir wären jetzt da", meldet sich dann Marc zu Wort. Tracy und ich müssen beide Lachen und steigen dann aus. „Pass auf dich auf Schatz, ja? Ich brauch dich noch!", sagt Tracy dann verlegen zu mir. „Du wirst mich gar nicht mehr los, glaub mir das" und gebe ich ihr noch einen Abschiedskuss, bevor sie dann in die Wohnung geht und ich zu Marc wieder einsteige. „Und wie geht es Tracy mit allem? Und auch dir?", fragt mich Marc, als er den Wagen durch die Kölner Straßen lenkt, dabei schaut er kurz zu mir. „Tracy schafft das schon, das erste Gespräch mit der Psychologin hat sie wohl ein wenig aus der Bahn geworfen, da sie zum ersten Mal nach langem wieder mit jemanden fremden darüber geredet hat. Aber ich bin zuversichtlich", sage ich und schaue dabei aus dem Fenster. „Und was ist mit dir? Wie geht es dir mit allem?", fragt er mich erneut, da ich nichts mehr gesagt habe. Ich seufze kurz: „Ich würde lügen, wenn ich sage es tut mir nichts. Es tut einfach so verdammt weh, wenn ein Mensch leidet, den man so liebt und man am liebsten das ganze Geschehen rückgängig machen würde. Aber ich sehe, dass es langsam bergauf geht, und dann wird das schon wieder. Man braucht einfach noch Geduld", sage ich zu ihm. Wobei ich darüber nie so wirklich nachgedacht habe, da ich einfach versucht habe für Tracy da zu sein.

Durch Tiefen und HöhenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt