Teil 39

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*Stephans Sicht*
Gerade bin ich auf dem Weg zu Tracys Zimmer, ich mach mir echt Sorgen um sie. Irgendetwas verheimlicht sie uns, sie ist ziemlich verängstigt, aber das ist der Situation geschuldet. Sie muss einiges durchgemacht haben und dass ihr Vertrauen nicht wirklich da ist, kann ich verstehen, jedoch tut es mir im Herzen weh, sie so zu sehen. Ich glaube Debbie scheint da einen besseren Zugang zu ihr zu haben als ich momentan. Ich hoffe einfach, dass Tracy bald wieder mehr vertrauen in uns hat.
Ich mache gerade die Türe auf, als mir Tracy auf wackeligen Beinen entgegenkommt. Sofort lege halte ich sie fest und hebe sie hoch. Ich merke dabei ein ziehen in der Schulter, was mich gerade weniger interessiert, da Tracy plötzlich anfängt zu schreien und sie gegen mich wehrt. Ich bin davon überrumpelt, halte sie dennoch fest und bringe sie trotz widerstand zurück ins Bett. Als sie auf dem Bett liegt, decke ich sie noch zu und versuche sie zu beruhigen, doch sie weint weiter und hört damit gar nicht auf. Es zerreist mir wirklich Wort wörtlich das Herz, sie so verletzend und leiden zu sehen.
Kurz darauf öffnet sich die Türe und Debbie gefolgt von einer Krankenschwester. „Stephan, was ist passiert?", fragt mich Debbie sogleich. Ich erkläre ihr, was Vorgefallen ist. Debbie schickt die Krankenschwester los, um ein Beruhigungsmittel zu holen. „Also wir geben ihr jetzt ein Beruhigungsmittel, damit sie sie sich beruhigen kann. Augenscheinlich macht es wenig Sinn, mit ihr zu reden. Es wird ihr alles gerade zu viel sein. Wir werden morgen dann, wenn es ihr besser geht, nochmal Untersuchungen machen und vielleicht redet sie dann auch etwas mehr als heute. Aber jetzt soll sie mal schlafen, dass wird sie dringend nötig haben", sagt Debbie und währenddessen hat die Krankenschwester auch schon das Beruhigungsmittel verabreicht, was anscheinend ziemlich schnell ihre Wirkung zeigt, da sie schon die Augen zu hat. „Danke Debbie. Kann ich heute bei ihr bleiben, ich will sie nur ungern allein lassen?", frage ich sie. Sie mustert mich kurz: „Eigentlich solltest du dich genauso noch schonen. Von mir aus kannst du hierbleiben, aber ich bring dir nachher noch was zu Essen und du isst das, ansonsten ruf ich Paul, der dich dann holen kommt", sagt sie dann gegen Schluss mit strengerem Ton, der keinen Widerspruch zulässt. Ich nicke dankend und daraufhin verlässt sie das Zimmer.
Ich weiche Tracy keinen Meter und bin froh, dass sie Nacht relativ durchgeschlafen hat, auch mir fallen immer wieder die Augen zu, doch lange schlafen konnte ich nicht, da ich Angst hatte, dass Tracy sonst was passiert.
Am nächsten Morgen wacht dann Tracy auf und schaut verloren durch den Raum. „Hast du gut geschlafen, Schatz?", frage ich sie nach einer Weile. „Geht so. Können wir einfach Hause gehen?", fragt sie mich dann. „Da müssen wir zuerst mit der Ärztin reden. Das machen wir nachher, einverstanden?" Daraufhin nickt sie. Nach zwei weiteren Stunden, indem ich vergeblich versuchte Tracy zum Reden zu bringen, kommt Debbie ins Zimmer, gefolgt von einem weiteren Mann, denn ich selbst nicht kenne. „Guten Morgen. Wie geht es dir Tracy?", fragt Debbie gleich nach. Es kommt wieder die gleiche Antwort, die sie mir schon gegeben hat und der Mann, stellt sich dann, als Felix Baumann vor. Mit einem Nicken gibt mir Debbie dann zu verstehen, dass ich mit ihr raus gehen soll, was ich nur widerwillig mache.

*Tracys Sicht*
Als dann Debbie und Stephan aus dem Zimmer gegangen sind, fühle ich mich sichtlich unwohl und starre diesen Felix nur an. Er versucht mich zum Reden zu bringen, und zwar nichts von den letzten Tagen, sondern einfach ganz willkürlich, doch das macht ihn nicht sympathischer. Zum Glück sitzt er mit Abstand zum Bett, denn irgendwie macht er mir schon Angst. Immer wieder versucht er ein Gespräch anzufangen, aber ich sage weiterhin nichts. Ich kenne ihn nicht und warum soll ich ihm sowas anvertrauen. Nur weil er anscheinend ein Psychologe oder so sein soll? Ehrlich gesagt, war ich noch nie ein Fan von solchen Menschen, die können eine irgendwie echt Angst machen auch wenn sie vielleicht nur helfen wollen. Ich versuche mein Zittern zu verbergen, indem ich die Bettdecke bis zu meinem Gesicht ziehe. Nach einer gefühlten Ewigkeit steht dann Felix auf und verabschiedet sich von mir und geht raus. Ich atme einmal tief ein und aus, er hat mir echt Angst gemacht.
Als erneut die Türe aufgeht, drehe ich mich mit dem Rücken zur Türe und tue so, als ob ich schlafe. Ich habe keine Lust mehr auf Menschen vor allem nicht auf diesen Felix. Ich versuche so ruhig, wie möglich zu atmen und unterdrücke mir die Tränen. Man warum muss ich auch immer weinen. Ich kann das nicht mehr, warum muss mir immer sowas passieren? Schritte nähern sich meinem Bett und ich bete immer noch, dass die Person endlich wieder gehen würde. Doch genau das Gegenteil passiert, die Person schnappt sich einen Stuhl und setzt sich damit neben mein Bett. Ich schaue zu der Person und muss feststellen, dass es Debbie ist, die mich liebevoll anlächelt. „Ist bei dir alles okay? Brauchst du irgendwas Tracy?", fragt sie mich gleich liebevoll. Ich schüttle zaghaft den Kopf. „Du musst keine Angst haben. Es kommt hier niemand mehr rein und auch keine Männer. Stephan habe ich jetzt von Paul abholen lassen. Ist das okay für dich?", fragt sie weiterhin. Ein kleines ,,Dankeschön" huscht über meine Lippen. Zu wissen, dass sonst keiner momentan kommt, lässt mich lockerer werden. „Magst du mir vielleicht erzählen, was in der letzten Woche vorgefallen ist? Du musst nicht, wenn du willst. Aber wenn du reden möchtest, bin ich da und erzähle es auch keinem weiter, solange du es nicht willst", fängt dann Debbie weiter an zu fragen. Auch ihre Anwesenheit beruhigt mich ein Stück weit, aber ganz so sicher bin ich mir nicht, ob ich ihr vertrauen kann.
Es ist noch eine Weile still und schauen uns dabei nur an, wobei mein Blick immer wieder auf meine Decke wandert. Meine Hände knete ich unter der Decke nervös. Ich weiß nicht, was ich tun soll oder wie ich es sagen soll. Allein nur bei dem Gedanken, was er mit mir angestellt hat, kommen mir wieder die Tränen, die ich nun dieses Mal nicht unterdrücken kann. Debbie reicht mir ein Taschentuch und sagt dann: „Lass dir Zeit und wenn du jetzt nicht reden willst, können wir, das auch wenn anders machen, wenn du dich dann dazu bereit fühlst." Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und fange dann leise an: „Er hat mich in einen dunklen Raum gesperrt und wenn, wenn er...dann zu mir kam, schlug er mich und versuchte mich zu küssen.... ich habe mich immer versucht zu wehren, aber......dann wurden die Schläge immer fester und mehr...und er..." ich muss schwer Schlucken, wenn ich das so erzähle, wirkt es alles gerade wieder so Real.
Debbie nimmt sich eine Hand von mir und haltet sie fest: „Ganz ruhig Tracy, dir passiert jetzt nichts mehr. Was ist sonst noch passiert? Hat er dich berührt, indem Sinn das er dich..."

Durch Tiefen und HöhenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt