Teil 40

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*Tracys Sicht*
Ich schaue Debbie an und dabei sammeln sich immer mehr Tränen in meinen Augen. „Ganz ruhig Tracy. Lass dir Zeit", sagt Debbie fürsorglich. Doch ich merke, dass ich keine Worte rausbringe und nicke dann ganz zaghaft und meine Tränen werden noch mehr. „Schhhh, es ist okay. Aber er tut dir jetzt nichts mehr. Niemand tut dir mir etwas." Sie reicht mir noch ein weiteres Taschentuch und ich halte mich fester an ihrer Hand fest. Ich will doch nur die ganzen Gedanken in meinem Kopf darüber los werden.
Irgendwann beruhige ich mich langsam wieder und schaue zu Debbie, die gerade einfach nur da ist und mich aufmunternd anlächelt. Dann geht die Türe auf und ein Krankenpfleger kommt herein, woraufhin ich mich gleich anspanne und schwer Schlucke. Debbie merkt es sofort und sagt zu dem Krankenpfleger, dass er stehen bleiben solle. Sie nimmt ihm das Essen ab und er geht dann wieder, während Debbie wieder zu mir kommt. „Keine Angst dir tut hier niemand etwas, aber wenn du dich besser fühlst, kommen hier nur noch Krankenschwestern herein", sagt Debbie, woraufhin ich wieder nur nicke. Sie stellt das Essen neben mir ab und sagt, dass ich was Essen soll, jedoch habe ich keinen wirklichen Hunger und lasse es deshalb stehen.
,,Tracy, ich weiß es ist nicht leicht, aber wir müssen dich nachher nochmal untersuchen und das auch protokollieren. Du musst auch keine Angst haben. Ich bin da, aber für die Polizei und das weitere Verfahren brauchen sie das. Bist du damit einverstanden?", fragt sie mich. Alles in meinem Körper streikt dagegen und möchte dies nicht, doch eine kleine Stimme in mir sagt, dass es sein muss. Meine Gedanken werden jedoch von Debbie unterbrochen. „Es ist ganz normal das du Angst hast, aber wir bekommen das wieder in den Griff, ja?" Ich nicke daraufhin wieder nur. „So dann versuch noch etwas zu Essen, damit du wieder zu Kräften kommst und ich komm dann in einer Stunde wieder. Ist das in Ordnung?", fragt sie mich und wieder bekommt sie nur ein Nicken. Daraufhin verlässt sie das Zimmer und ich bin allein. Allein! Allein, wie in diesem dunklen Raum, wo ich Angst um mein Leben hatte. Niemals wieder Stephan sehen zu können. Meine Eltern und Freunde. Und jetzt bekomme ich von Männern Angst und hab Angst allein zu sein. Der Hunger ist gänzlich vergangen und Tränen sammeln sich wieder in meinen Augen und verkrieche mich unter der Decke.
Nach gefühlt einer Ewigkeit geht, dann die Türe wieder auf und Debbie kommt mit einem Rollstuhl in das Zimmer herein. Ich beobachte sie und merke auch, dass sie nicht gerade erfreut ist, dass ich nichts gegessen habe, aber ich habe einfach keinen Appetit. Sie lässt es jedoch unkommentiert und schaut zu mir. „So Tracy, bist du bereit? Du musst auch keine Angst haben. Ich bin da. Es wird alles gut und wenn du es nicht mehr willst, hören wir sofort auf." ich nicke und sie hilft mir in den Rollstuhl rein und verlassen dann das Zimmer. Mit Angst, was jetzt passieren wird, halte ich am Rollstuhl fest.

*Stephans Sicht*
Nachdem mich Paul vom Krankenhaus abgeholt hat und ich etwas gegessen und geschlafen hatte, kann ich es kaum erwarten wieder zu Tracy zu gehen. Ich will sie keine Sekunde länger allein lassen und dieser Felix, macht mir sowieso keinen wirklich netten Eindruck. Wenn ich nur wüsste, was sie hat oder wie ich ihr helfen kann. Es tut mir so weh, sie so zu sehen, zu zusehen wie sie leidet, obwohl sie jedes Glück der Welt verdient hätte.
Ganz in Gedanken versunken, merke ich gar nicht, dass wir wieder vor dem Krankenhaus sind, erst als Paul mich anstupst. Ich lächle ihn dankend an und verabschiede mich und mache mich dann gleich auf dem Weg in Tracys Zimmer. Dort angekommen muss ich jedoch feststellen, dass sie nicht da ist. Panik macht sich in mir breit und schaue direkt wieder auf den Flur, doch dort sehe ich sie nicht. Ich frage eine Krankenschwester, doch auch diese weiß es nicht. Ich gehe zurück in ihr Zimmer und setzt mich dort auf den Stuhl, um erst einmal einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr kann schon nichts passiert sein. Ich mein sie ist hier im Krankenhaus und Debbie hat mir versprochen auf sie aufzupassen. Genau das ist es, ich muss Debbie suchen. Gerade stehe ich vom Stuhl auf und laufe zur Türe, als sie aufgeht und ich Tracy im Rollstuhl sehe und Debbie dahinter. Doch Tracy macht mir einen sehr ängstlichen Eindruck während Debbie mich versucht beruhigend anzulächeln.
Ich helfe Tracy dann vom Rollstuhl in das Bett und setzt mich daneben auf einen Stuhl. Irgendwie wirkt sie gerade total abwesend, was mich sehr beunruhigt und ich deshalb fragend zu Debbie schaue. „Lass ihr noch etwas Zeit, Stephan. Sie wird es dir dann schon sagen, wenn sie sich bereit dafür fühlt und wenn etwas ist, holst du mich, ja?" Ich nicke und schaue besorgt wieder zu Tracy, während Debbie das Zimmer verlässt.
„Hey Schatz. Ich...", will ich anfangen, doch da sehe ich, dass ihr die ersten Tränen die Wangen runterkullern. „Schhh, nicht weinen. Es wird alles wieder gut. Jetzt geht es wieder Bergaufwärts und ich bin immer für dich da", versuche ich sie zu beruhigen, was allerdings nur mäßig funktioniert. Nach einiger Zeit greift sie ziemlich zaghaft nach meiner Hand und krallt sich dort fest. Beruhigend streichle ich ihr über den Handrücken. Es ist noch eine ganze Weile still, bis sich dann Tracy leise räuspert. Ich schaue ihr in die Augen und von ihrer Lebensfreude und alldem sieht man nichts mehr, was meinem Herzen nur noch einen weiteren Stich gibt. „Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, ich...ich meine er...", fängt sie an unterbricht sich dann allerdings selbst, da es wieder mehr Tränen werden, beruhigend streichle ich ihr weiter über den Handrücken. „Er hat mich...geschlagen und er hat mich vergewa...", sie fängt dann laut an zu weinen und zu schluchzten und ich Schlucke einmal schwer. In mir breitet sich so eine Wut auf diesen Kerl aus, wenn ich denn nur in die Finger bekomme, dann, dann...der kann was erleben. Doch Tracys weinen bringt mich gleich wieder ins hier und jetzt und besorgt, schaue ich zu ihr, während sie sich immer fester an meiner Hand festhaltet. Mir fehlen gerade selbst die Worte. Langsam stehe ich auf und setze mich auf die Bettkante. Ich bin mir selbst nicht sicher, ob das die Richtige Idee ist, sie in den Arm zu nehmen, nach dem ich jetzt weiß, warum sie ständig so reagiert hat. Dennoch nehme ich sie vorsichtig in den Arm. Zuerst wehrt sie sich noch und ich wollte sie auch schon wieder los lassen, doch dann wird sie doch lockerer und kuschelt sich an mich. Beruhigend streichle ich ihr über den Rücken und so sitz ich jetzt da und sie auf meinem Schoß, während sie immer wieder anfängt zu weinen.

Durch Tiefen und HöhenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt