Mit großen Augen starren die vier zu mir, als ich langsam den Revolver sinken lasse und den Blick von der durchlöcherten Scheibe auf der vielleicht fünfzig Meter entfernten Figur abwende. Der Mann, der sich mir als Billy vorgestellt hat, steht grinsend mit verschränkten Armen vor mir, während ein dunkelhäutiger hinter ihm ohne Haare auf dem Kopf mich kritisch und doch interessiert mustert.
Neben ihm ein Junge, ich schätze ihn auf höchstens Achtzehn, funkelt mich begeistert an und schneidet Billy das Wort ab, der gerade zum Sprechen ansetzen wollte.
„Mensch, da haben wir mal ein Ass im Team!" Selbstbewusst schlendert er zu mir und versucht mich an der Schulter runterzuziehen, wobei ich doch ein ganzes Stück größer als er bin, weshalb diese lässig geplante Geste doch etwas lächerlich wirkt. Der Teenager lässt sich jedoch nicht beirren. „Billy, können wir den behalten? Der stellt sich sicher nicht so dumm wie Pete an und lässt sich von einem Bullen erschießen."
Meine Augen werden groß und verdutzt blicke ich zu dem halben Kind neben mir. „Euer Partner wurde von Polizisten erschossen?"
Billy seufzt, streift sich das braune Haar aus dem Gesicht und lächelt schwach. „Ja, ein Deal ist schiefgegangen. Irgendjemand hat den Schweinen was von der Verhandlung gesteckt. Pete war recht neu, anstatt die Beine in die Hand zu nehmen, hat der eine Schießerei eröffnet. Ging nicht gut für ihn aus. Es war dämlich wie sonst was."
Perplex höre ich ihm zu und meine mich mir noch genau in den Verstand rufen zu können, dass meine Kollegen vor vielleicht einem halben Jahr in eine Schießerei geraten sind. Zwei wurden verletzt, der Schütze jedoch erlegt. Es kann gut sein, dass es dieser Pete war. Es war schließlich eine Ermittlung gegen Galahad.
„Aber du scheinst nicht ganz so dumm", grinst der Junge neben mir schief. „Ähm, Danke?", fragend blicke ich ihn an. „Nox", lächelt er und reicht mir die Hand, die ich schmunzelnd schüttle, worauf er mit dieser in die Runde zeigt. „Der grimmig wirkende Typ dort ist Dixon, der neben ihm ist Ed, wunder dich nicht, wenn er nichts sagt, der redet nicht viel. Ah und das ist Holly", stellt er mir den Rest der Leute vor, was offenbar Billys' Aufgabe gewesen war, denn der zerrt den übereifrigen Nox am Ohr von mir weg. „Jetzt hör auf den Boss zu spielen und geh essen holen", weist er ihm genervt an, was der Kleinere nur mit einem Augenverdrehen quittiert und gelassen davon schlendert.
Dixons Blick klebt immer noch an mir, ehe er sich über den kahlen Kopf streift und sich von der Wand abstößt, an der er grade gelehnt hat. „Ich begleite den Zwerg. Sonst macht der wieder Mist", meint er nur und geht davon, sodass nur noch Billy, Ich, der aschblonde stumme Ed und die braunhaarige Holly übrigbleiben.
Letztere hat sich bisher nicht große weiter am Gespräch beteiligt und scrollt an ihrem Handy herum. Auch Ed scheint weniger an einer Unterhaltung interessiert, weshalb Billy mir den Revolver aus der Hand nimmt -Ich hatte den schon längst vergessen- und mir deutet ihm zu folgen.
„Wie auch immer du aufgegabelt wurdest, hier ist es nicht so schlimm", beginnt er schließlich und lächelt mich leicht an, was auch mir ein Schmunzeln entlockt. „Ich hab deinen Blick bei den Kindern vorhin bemerkt." Ertappt sehe ich ihn an. Doch er winkt ab. „Mach dir keinen Kopf. Keiner von denen unter sechzehn bekommt ne Waffe in die Hand. Wir sind hier mehr so eine Straßenköterauffangstation. Ein paar werden aufgenommen und zukünftig bei Deals und Aufträgen eingesetzt. Der Rest wird bezahlt, kann davon leben und versorgt uns im Gegensatz mit Informationen. ... Jetzt schau nicht so, das machen alle so. Selbst die Bullen bezahlen Sträuner, um Infos zu bekommen."
Wenn er wüsste, dass er damit tatsächlich richtig liegt.
Etwas ruhiger gehe ich neben ihm her und höre zu, wie er mir etwas zu der Sportanlage berichtet, dass ein paar von Ihnen in kleinen Wohnungen zusammen untergebracht sind, die ebenfalls der Organisation gehören, als auch, dass er sich stolz damit brüsten kann, beim letzten Einsatz Galahad aka Silva beschützt zu haben.
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Unplanned II BoyxBoy
RandomAm Rande des Abgrunds, der Verzweiflung ausgeliefert. Solche Zustände führen zu unerwarteten Taten. Ob sie gut oder schlecht sind. Als Expolizist lässt sie diese Frage schwer beantworten. Ist das nun gut? Ist es gut, den Mann zu verfolgen, der ein...