Schachzug

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PoV Irene

»Verdammt! Was zum Teufel hast du mit Billy vor? Lass ihn sofort frei, du verdammte Psychopathin!« Die Stimme am Telefon ist so laut, dass ich es angewidert ein Stück weg halte.

»Tz... Man könnte meinen, Gordon hätte dir wenigstens ein bisschen Manieren eingefickt. Aber nicht mal das hat er hingekriegt, was? Sag Ryon, denkst du immer noch da dran, wie er dich durchnimmt und dich zum Schreien bringt?« Ich ignoriere seine wütenden Worte und wende mich Billy zu, der am Boden liegt und Blut spuckt, das sich in dicken Tropfen mit dem Schmutz des Raums mischt. Er zittert, röchelt, ein jämmerlicher Anblick. Mein Herz schlägt im Rhythmus seiner schwächer werdenden Atemzüge.

Es gibt eine unbestreitbare Genugtuung, zu sehen, wie meine Männer diesem Verräter mit brutalen Tritten und Schlägen die Arroganz aus dem Leib prügelten. So großspurig er war – jetzt ist er nur noch ein Schatten.

Sie sollten ruhig weiter machen, denke ich. Und dabei frage ich mich erneut, wie diese nutzlosen Idioten es geschafft haben, den falschen Mann zu schnappen. Nachdem jeder dieser Vollidioten eine eindeutige Beschreibung von Silvas Schlampe hatte, brachten sie Billy her, nur weil er aus seiner Wohnung kam anstatt Ryon.

Aber es ist wie immer: Man muss mit dem arbeiten, was man hat. Und für ihn sollte es reichen.

Ich höre Ryon am Telefon kurz verstummen. Meine Lippen zucken automatisch zu einem Schmunzeln. Es ist nicht so, dass ich ihm den Mord an meinem Onkel nicht übelnehme. Aber was solls. Er war unvorsichtig. Und das werde ich diesmal nicht sein.

»War sicher eine einmalige Erfahrung für dich, was? Aber hey, wenigstens weißt du jetzt, wo dein Platz ist. Lass mich dir helfen, dich daran zu erinnern.« Meine Stimme ist ruhig, fast zärtlich, als ich im Augenwinkel zu Billy schaue. Seine Augen flackern, schwach und panisch zugleich, Blut rinnt aus seiner Nase und seinem Mund. Die Platzwunde an seinem Kopf ist klaffend, hässlich. Ein falscher Schlag, und er wäre schon tot. Doch ich genieße, dass er es nicht ist. Noch nicht.

»Du... Du hast Billy...«, bringt dieser Blitzmerker lediglich hervor, was mir ein kleines Lachen entlockt. Vielleicht versucht er auch nur meine Worte zu übergehen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sollte er tatsächlich schlau sein.

»Ich muss gestehen, du bist nicht sonderlich schnell von Begriff oder? Ja, Billy ist bei mir. Ich verdeutliche es dir gern. Hör zu, Ryon. Noch lebt er.« Ich gebe meinen Bediensteten ein Zeichen worauf der eine, Scott lautet sein Name, Billy am Schopf packt und ihn auf die Knie zwingt. Sein stummer Schrei ist wie Musik. Die Luft in dem Raum wird plötzlich schwerer, dichter, als Scott das Feuerzeug hervorholt. Ein kleines Ding, aber was es kann, weiß ich gut. Die Flamme tanzt für einen Moment, bevor sie sich in Billys Gesicht frisst. Sein Schrei schneidet durch die Stille wie ein Messer. Er windet sich, versucht zu entkommen, aber seine gefesselten Hände machen ihn hilflos. Wie ein Tier.

»Da, gehört mein Lieber? Quick lebendig. Noch!«, jauchze ich erfreut zurück ins Telefon, mit Seitenblick zu Billy, der vor Schmerz wimmernd wieder auf den Boden sackt und keinen weiteren sprachlichen Laut von sich gibt. Scott drückt ihm grob den Knebel in den Mund, sodass er mich nicht erneut bei meiner Unterhaltung unterbricht.
Gespannt widme ich mich dem Anruf.
Ich höre Ryon atmen, schwer, beinahe panisch. Seine nächsten Worte sind brüchig, schwach. »Was... was willst du?«

Und erneut tut sich mir die Frage auf, was Silva an diesem intellektuell insolventen Idioten attraktiv findet?
»Was glaubst du wohl?« Ein Seufzen entwischt mir, und ich blicke zum Fenster hinaus. Der Himmel ist grau, bedrückend. »Lass uns mal sehen, was du so angerichtet hast.« Langsam, fast genüsslich gehe ich vor Billy in die Knie, drücke den Lauf meiner Pistole in seine Brandwunde. Sein Körper bäumt sich auf, das Keuchen erstickt unter dem Knebel, während er verzweifelt gegen die Schmerzen kämpft.

Unplanned II BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt