Klartext

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PoV Silva
„Gott hab ich nen Kater...", brummt Billy mir gegenüber nur gequält, als er dankend nach dem Kaffee greift, den ich ihm einschenke. Bis auf diese Beschwerde sind auch die anderen beiden eher ruhig veranlagt. Typisch.

„Ich hoffe, das ist euch eine Lektion. Sich einfach so abzuschießen. Ihr seid euch bewusst, dass ihr eure Gehirnzellen noch benötigt, oder? Ja, dacht ich mir", gebe ich belehrend zurück und könnte schwören, dass an dem Tisch keine erwachsenen Männer, sondern verantwortungslose Teenager sitzen.
Billy hat tiefe Augenringe und auch Maxi sieht erstaunlich blass aus. Ryon dagegen ist halb am Schlafen, was mich erneut erleichtert zu dem Schluss kommen lässt, dass er diese Banalität zwischen Billy und mir vergessen hat. Gelobt sei der Alkohol.

Dass keine verbale Meisterleistung von den verkaterten Idioten zu erwarten ist, war bereits klar, weshalb ich bis Mittags mehr oder weniger in Eigengesprächen vertieft bin. Billy ist wieder ins Bett gefallen und Ryon ist neben Maxi auf der Couch eingeschlafen. Der noch einzig arbeitende Polizist von den Dreien, versucht immerhin sich mit einem Buch wach zu halten. Da hat jemand wohl morgen Frühschicht.

Mit einer weiteren Tasse Kaffee geselle ich mich zu Maxi, der diese dankend entgegennimmt und mich müde angrinst. Mein Blick schweift kurz zu Ryon, dessen Kopf auf Maxis Schoß ruht. Der Brünette streift ihm hier und da liebevoll durchs Haar.

„Morgen Frühschicht?", wende ich mich an Maxi, der gequält lächelnd nickt. „Ja. Einer muss hier ja richtig arbeiten", entgegnet er schmunzelnd und legt das Buch bei Seite. Ein amüsiertes Schnauben entweicht mir und ich schüttle nur leicht den Kopf.
„Als Staatsdiener hat man es auch nicht leicht. Man sieht ja, wo die beiden anderen gelandet sind", entgegne ich und nickt zu Ryon. Maxi folgt dem und seufzt. „Wenn ich anmerken darf, Billy als auch Ryon haben ihren Karrierewechsel auch ein wenig dir zu verdanken. Nicht wahr?" – „Ach, jeder braucht mal einen Tapetenwechsel", erwidere ich nur Schulterzuckend und nippe an dem warmen Kaffee.

Dabei gleitet mein Blick aufmerksam zu Maxi, der mir schon seit einer Weile verdächtig vorkommt. Er wirkt immer etwas gequält. Ich schätze nicht, dass er uns verraten würde. Aber irgendetwas ist los, weshalb ich beschließe nachzuhaken.

„Okay, Klartext, wo ist das Problem? Immer, wenn du mich triffst, wirkst du, als würde ich eine Waffe auf dich richten. Wohl angemerkt, dass du vermutlich der einzige hier bist, der eine Waffe griffbereit hat", spreche ich also gerade heraus und deute mit einer Kopfbewegung zu dem abgelegten Waffengurt auf dem Schrank im Wohnzimmer.

Ins Schwarze getroffen.

Maxi blickt mich kurz ein wenig erwischt an. Sein Griff um die Tasse festigt sich und sein Körper nimmt eine etwas defensivere Haltung ein.
„Ich... ähm..." – „Ich halte nicht viel von Lügen. Aber auf Ratespiele habe ich keine Lust. Also? Soll ich eine Waffe auf dich richten, damit du sprichst oder reden wir gleich vernünftig wie erwachsene Menschen?"

Zugegeben, ich weiß, dass Maxi Ryons bester Freund ist. Und das ist damit das Verbot, dem Polizisten auch nur ein Haar zu krümmen. Aber so ein paar kleine Drohungen haben doch niemandem geschadet.
Maxi scheint kurz etwas erstarrt. Er wendet den Blick ab und richtet ihn auf den Kaffee. Ich sehe ihn direkt von der Seite weiter an, merke, dass der Widerstand leicht bröckelt, bis er seufzt.

„Ich sehe das alles... All das, was durch dich geschehen ist. Und befürchte, dass da einfach noch mehr passieren wird..." Er hebt langsam den Kopf und blickt mich an. „Wo ist die Grenze? Wann ist es genug? Billy, erpresst von deiner Frau. Ihm droht Gefängnis. Bereits mehrfach verletzt. Ryon. Im Knast, Vergewaltigt, gefangengenommen und wer weiß wie oft bereits verletzt. Und du?" Er blickt mir in die Augen und scheint kurz zu zögern. Als wollen er abwägen, ob er es wirklich wagen sollte, die folgenden Worte hervorzubringen.

Unplanned II BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt