PoV Ryon
Nahezu habe ich durchs Schlafen vergessen, was passiert ist. Jemand verpeilteren nach dem Aufwachen als mich gibt es nicht. Man könnte mich fragen, wie alt ich bin und ich würde es nicht wissen.
Doch zu meinem Pech erinnert mich das schrille Klingeln des Weckers, dass ich diesen Tag etwas vor mir habe, was ich meinen Job nennen muss. Ein Job, der erneut mein Leben auseinandergenommen hat, bei dem ich jedoch nicht gefeuert wurde. Zu dem ich dennoch gehen muss, da ich sonst nicht weiß, was ich tun soll. Maxi würde mir raten, ich solle zu meiner Familie, doch gerade das möchte ich unter allen Umständen vermeiden. Diese Enttäuschung kann ich mir sparen.
So kämpfe ich mich aus dem Bett, verdränge das Klimpern der Scherben meines Herzens, die ich förmlich beim Gehen höre und ziehe mich an. Weitaus blasser und geschmückt mit tiefen Augenringen sowie verheulten Augen verlasse ich schließlich den Bus. Dort wurde ich angesprochen, ob ich high bin oder meine Freundin Schluss gemacht hat. Man kann sich vermutlich denken, dass zweiteres von einer älteren Dame, ersteres von einem Teenager gefragt wurde.
New Yorker können Arschlöcher sein, vor allem dann, wenn man seine Ruhe will.
Bedrückt setze ich meinen Weg fort, werfe dabei aber einen kurzen Blick auf die Uhr. Um sechs. Eigentlich darf ich gegen sieben auf der Matte stehen, jedoch habe ich beschlossen mich zu überwinden, zu Charles zu gehen und zu bitten, dass ich in ein anderes Team versetzt werde. Ich kann und will nicht erneut in das Gesicht dieses Verräters Billy sehen. Jedoch muss ich mir dafür antun, in das Spiegelbild von Silva sehen zu müssen, der mich ebenso angelogen hat.
Ob er informiert ist, dass ich es inzwischen weiß? Vermutlich. Ob er mir dann diese Bitte erfüllen würde? Schuldig wäre er es mir zumindest. Dann muss ich keinen von denen wieder sehen und kann mich verkrümeln, badend in meinem nervenden Selbstmitleid.
Ein tiefes Seufzen verlässt meine Lungen, als ich mich zu dem Seiteneingang begebe, den achtstelligen Code eintippe und in das Gebäude gelassen werde. Wie gewohnt, komme ich durch die Sicherheitskontrolle. Wobei ich dennoch diese nicht so oft passieren musste, da ich unter anderem mit Billy oder eben Silva hier durchgekommen bin, die offenbar Sonderstatus genießen. Bei Silva auch kein Wunder...
Wie von selbst verziehe ich leicht das Gesicht und versuche die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, als ich wieder an ihn denke und das Ziehen in meiner Brust mehr als deutlich spüre. Tief ein und ausatmen Ryon. Du kannst jetzt nicht vor dem Wachpersonal herumheulen. Sonst hast du jeglichen Respekt verloren, sofern man mich hier überhaupt respektiert.
Die Kontrolle schaffe ich schließlich doch und begebe mich durch die zig Sicherheitstüren hinauf in das Stockwerk, wo ich mit größtem Pech auch Silva über den Weg laufen werde. Doch, so wie ich ihn leider kennengelernt hab -sofern das nicht auch falsch war- ist er um die Zeit erst am Aufstehen, Duschen und Anziehen. Heißt, ich habe hoffentlich ein Zeitfenster, was mir nicht das Herz durch eine Begegnung aus der Brust reißen wird. Vor diesem Verräter von Arschloch dann heulend zusammenbrechen, lässt mich dann auch den Rest meiner Würde verlieren.
So leise und unauffällig wie möglich schleiche ich in Richtung der ITler Räume. Auf diesen Gängen bin ich auch schon diesem Ekel Gordon begegnet, was mir bei der Erinnerung einen eisigen Schauer verpasst.
Ich zähle die Türen, ehe ich vor der ankomme, hinter der ich Charles mit Jocelyn erwischt. Beide Lügner, dass mir das jetzt nicht mal mehr leidtut. Ein tiefer Atemzug erfüllt meine Lungen, ehe ich klopfe und nach einem Herein das Zimmer betrete.
»Hey, was gi...« Gut gelaunt wirbelt Charles in seinem Drehstuhl herum, jedoch schläft ihm das Gesicht ein, sobald er mich erblickt. Er weiß es. Natürlich weiß er es.

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Unplanned II BoyxBoy
AcakAm Rande des Abgrunds, der Verzweiflung ausgeliefert. Solche Zustände führen zu unerwarteten Taten. Ob sie gut oder schlecht sind. Als Expolizist lässt sie diese Frage schwer beantworten. Ist das nun gut? Ist es gut, den Mann zu verfolgen, der ein...