»Ryon! L-Langsam!« - »Komm, vorhin wolltest du noch.« - »Ha-Habs mir anders über.. Au meine Seite.« - »So weh kann es doch gar nicht tun.« - »Fick dich einfach. Fick dich und diesen ganzen Mist! Es tut weh, mir geht's scheiße und ich will ins Bett. Warum macht man so etwas? Das ist Folter und bescheuert.«
Ich kann nicht anders, als mit ziemlich belustigtem Grinsen Silvas Todesblick auszuweichen, während er selbst Mühe hat, wohl nicht gleich umzukippen.
Es ist interessant zu sehen, dass Silva zwar nicht unsportlich ist, jedoch kaum Ausdauer besitzt und jammernd neben mir her joggt – in einem für mich ziemlich langsamen Tempo.
Seit langem ist es mir mal wieder gelungen vernünftig zu schlafen, was vielleicht auch an der überaus angenehmen Erfahrung vom Vorabend liegen könnte. Um meine überschüssige Energie rauszulassen, dachte ich, ein entspannter Morgenlauf sei eine gute Idee.Silva fand die Idee scheiße. Aber allein wollte er mich nicht rausgehen lassen. Und da es eh noch sehr früh ist, hat er sich entschieden selbst mitzukommen. Doof nur, dass ich das Gefühl habe, jetzt eher auf ihn aufpassen zu müssen.
»St-Stop! Ich... Ich kann nicht mehr«, hechelt Silva völlig am Ende und stützt sich keuchend auf den Knien ab. Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen bei dem Anblick. Silva ist mehr der Sportler für kurze Ausführung. Den Kraftraum besucht er gern, wenn es aber um Laufen geht, scheint er, wie eine Katze das Wasser, das Laufen zu hassen. Oh, und ich sehe da wirklich abgrundtiefen Hass.
»Hey, du kannst auch gern wieder heim gehen. Geh Duschen und ich jogge noch vier fünf Meilen. Wäre das was?« - »Fünf Meilen?! Willst du mich umbringen?«
Entsetzt sieht Silva mich an. Ein Anblick, den wohl auf diese Art nur wenige sehen. Silva, fix und fertig und definitiv überzeugt davon gefoltert zu werden.
Ich muss leise lachen. »Deswegen sollst du ja wieder zurück. Ich brauche einfach noch etwas Bewegung. Das entspannt mich« - »Entspannung nennst du das? Meine Lunge fühlt sich an wie mit Schleifpapier überzogen! Mein Rücken bringt mich um und meine Knie tun sau weh! Das ist alles außer Entspannung«, wettert er sofort aufgebracht los, dass ich nicht anders kann, als weiter Lachen zu müssen. »Vielleicht wirst du auch einfach alt?«
Silva verstummt und blickt mich empört an.
»Kein Sex die nächsten Monate für dich.« - »Waaaas?« - »Fick dich, Ryon«, brummt Silva zutiefst verstimmt und sich sauer die Beine reibend, dass ich nur ein Seufzen ausstoße und zu ihm gehe. »Jetzt schmoll doch nicht so.« - »Mir tut alles weh.« - »Dabei sind wir doch gerade mal eine halbe Stunde unterwegs...« - »29 Minuten zu viel«, bemerkt Silva nur zerknirscht, als er sich die schmerzenden Waden reibt.Ich kann mein Schmunzeln dennoch nicht verbergen. Es ist selten zu sehen, aber dennoch ziemlich interessant, Silva zu erleben, wenn er von etwas keinen Plan hat oder es nicht kann. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Als ich ihm beim Schießen geholfen habe, war er sehr willig zu lernen. Beim Laufen allerdings ist die Begeisterung wohl doch geringer.
Ich würde ja anmerken wollen, dass ich auch morgens mit Maxi zusammen Laufen gehen kann. Der striezt mich zumindest und kann sich gut verteidigen, sollte je irgendwas passieren. Aber ich schätze, dass die pure Erwähnung seines Namens Silva noch mehr die Laune verderben wird.
Als ich jedoch auf ihn eingehen will, lässt uns ein Rufen Aufsehen.»Oh hey! Ryon! Silva! Was ein Zufall«, erklingt es aus der Ferne, worauf ich im nächsten Moment Billy erblicke, der wohl die gleiche Idee wie ich hatte. Man sieht, wer auf der Polizeischule im Internat lebte. Der morgendliche Lauf. So schnell gewöhnt man den sich einfach nicht ab. Und es ist beruhigend zu sehen, dass Billy sich von der Schusswunde wieder erholt hat.
Ein breites Lächeln bildet sich auf meinem Gesicht, als ich freudig Billy begrüße, der ebenso in Top-Form zu sein scheint. Ganz im Gegensatz zu dem Griesgram neben mir.
»Was hast du denn mit Silva angestellt?« – »Sport«, grinse ich zurück, um mir nur einen weiteren vernichtenden Blick einzufangen, als Silva sich keuchend aufrichtet.
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Unplanned II BoyxBoy
SonstigesAm Rande des Abgrunds, der Verzweiflung ausgeliefert. Solche Zustände führen zu unerwarteten Taten. Ob sie gut oder schlecht sind. Als Expolizist lässt sie diese Frage schwer beantworten. Ist das nun gut? Ist es gut, den Mann zu verfolgen, der ein...