[ger/Deu]

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Die Deutsche Fassung vom vorigen Text

26.06.2022

Du sitzt da, direkt auf den Gleisen, siehst ein paar Meter weiter die Polizei über den Bahnübergang fahren, denkst, sie könnten dich gesehen haben, stehst auf und gehst zum Bahnsteig. Du merkst, wie sie in Richtung Bahnhof abbiegen, setzt dich neben dein Fahrrad auf den Boden, hörst ein Auto auf dem Schotter in Richtung Bahnsteig fahren, drehst dich um und merkst, dass es die Polizei ist. Du bekommst Angst, gerätst fast in Panik. Du hörst sie nicht mehr, du weißt nur, dass sie da sind, und wenig später hörst du die Autotüren zuschlagen. Du siehst sie nicht, Minuten vergehen und dann kommen sie den Bahnsteig entlang, vorbei an dem stillgelegten Bahnhofsgebäude und in deine Richtung. Du bekommst mehr und mehr Angst, bis du merkst, dass sie nicht zu dir kommen. Sie kontrollieren den Bahnhof, vergewissern sich, dass alles in Ordnung ist, schauen sich um, bemerken dich, sagen aber nichts, grüßen nicht. Die beiden Polizisten gehen langsam zurück, finden etwas, das nicht in Ordnung ist, schreiben es auf und dokumentieren es. Und dann siehst du ihnen zu, wie sie zum Auto zurückgehen, wieder am alten Bahnhofsgebäude vorbei. Und mit einem Mal, mit einem Mal wird dir klar, wie sehr du dir gewünscht hast, wie sehr du dir wünschst dass sie es gesehen haben, dass sie bemerkt haben, wie blutig dein Arm unter dem Ärmel versteckt ist. Du wünschst, sie hätten dich gesehen, den Schmerz, die Klinge und den Todeswunsch. Du wünschst, sie hätten dich gerettet. Du beobachtest sie, bis sie aus dem Blickfeld verschwinden und du wieder die Autotüren hörst, dann ist es wieder still. Dein Herzschlag ist immer noch zu hoch, dein Stresslevel ist von 10 auf 85 gestiegen und du bist den Tränen nahe. Du lauschst, um zu sehen, ob du irgendetwas hören kannst, aber da ist nichts, nur das leise Donnern und die Vögel. Du merkst, wie sehr du die Hilfe brauchst, die du dir selbst verwehrst. Du merkst, wie sehr du um Hilfe weinst, wie sehr du um Hilfe bettelst, still und leise, und du wünschst dir nichts mehr, als dass jemand deinen stillen Schrei hört, dass jemand dich erlöst und dass es endlich besser wird, aber du bittest nicht um Hilfe, weil du sie nicht verdienst, weil du sie nicht willst, weil es dir doch gut geht, oder? Du hast so eine verdammte Angst, du weißt, wenn die Polizei etwas gesehen hat, würden deine Eltern es erfahren, aber du willst nicht, dass sie es erfahren.Du willst weggehen, diese Welt verlassen, aber du kannst nicht, fühlst nicht einmal den Schmerz, auch wenn du versuchst, dir so verdammt viel davon zuzufügen. Du Siehst, wie das Blut deinen Arm hinunterläuft, auf den Boden tropft und ihn langsam rot färbt, liebst es und hasst es gleichzeitig, hasst es, es zu brauchen, hasst es, es nicht loswerden zu können. Du hasst dich so sehr dafür, dass du es tust, aber du kannst nicht ohne, auch wenn du den Schmerz nicht einmal spürst. Du fühlst dich verloren, hilflos und du suchst nach Hilfe, bekommt aber keine. Niemand wird dir helfen, niemand wird dich retten, denn niemand kümmert sich, niemand hört dir zu, niemand tut etwas, denn das ist es, was du in ihren Nachrichten siehst.  Du siehst es in den Worten, die sie wählen, und in denen, die sie nicht aussprechen, siehst es in dem, was sie tun. Und du spürst, wie die Erinnerungen dich innerlich immer wieder umbringen und dich brechen, aber du darfst es nicht zeigen, niemand darf es sehen. Du hast Angst, Angst vor dieser Welt, Angst vor den Menschen und doch kannst du nichts tun, du bist schutzlos allem ausgeliefert Und der einzige Weg zu entkommen ist der Tod und du hast drei Wege, drei Wege, die du noch gehen kannst: die Klinge, das Hochhaus und den Zug.

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