Der restliche Tag war meiner Ansicht nach vollkommen nervenaufreibend gewesen. Calvin war mir nie von der Seite gewichen und hatte wie Kaugummi an mir geklebt.
Es war sehr offensichtlich das er kein Fan von Nero war und der genauso wenig von ihm. Es war einfach ständige diese gewisse Anspannung da gewesen.
Mein Bruder hatte ständig versucht ein Gespräch mit mir anzufangen, aber irgendwie hatte ich es stets geschafft ihm auszuweichen. Meist war das einfach, da meine Eltern derart begeistert von Calvin waren, dass er der Mittelpunkt der Erde bei ihnen war. Und da er an mir geklebt hatte, war ich darin involviert.
Wir waren gerade erst ins Hotelzimmer zurück gekommen und Calvin ging sofort ins Schlafzimmer. Ich folgte ihm, obwohl er sehr verbissen aussah, aber ich wollte wissen was los war. Seine schlechte Laune konnte zwar gefährlich sein, aber aktuell schien sie nicht gegen mich gerichtet zu sein, ansonsten hätte er mich das längst spüren lassen.
Calvin holte seinen Koffer aus der Ecke und sagte ernst: "Ever, pack dein Zeug und wir fliegen noch heute nach Hause."
Das waren genau die Worte, welche ich die ganze Zeit hatte hören wollen. Endlich konnte ich diesem Wahnsinn entfliehen, wobei dort die eigene Hölle auf mich wartete.
Trotzdem wäre ich meine Eltern los und hätte ein paar Menschen weniger, die meine Nerven strapazierten. Es wäre eine Besserung, wenn wir in unseren eigenen vier Wänden wären.
Ich konnte ein Lächeln nicht halten, während ich antwortete: "In Ordnung."
Er musste mich sicherlich kein zweites Mal bitten. Es war zwar nie eine gewesen, aber ich redete mir das gerne ein, damit ich mich weniger wie ein Hund fühlte.
Mein Koffer stand genauso in der Ecke und den holte ich. Ich könnte ja nachhaken woher sein Sinneswandel kam, allerdings war mir das vollkommen egal und sofern ich mitspielte, gab es keinen Ärger für mich.
Ich öffnete den Reißverschluss und klappte ihn auf. In Anbetracht der Tatsache, dass ich hier schnell weg wollte, war der Koffer bald gepackt.
Calvin erklärte genervt: "Dieser Nero, der angeblich zur Familie gehört, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, woher ich ihn kenne."
Ok, also kannten sich die zwei, schön zu wissen. Zum Glück waren sie offensichtlich keine Freunde.
Er fuhr fort: "Ich kenne seinen Vater und nein, wir verstehen uns nicht gut. Also fliegen wir nach Hause, denn mit Nero wollen wir nichts zu tun haben. Da er mit deiner Familie befreundet ist, halte dich zukünftig von ihnen fern. Wir gehen kein Risiko ein."
Oh, wie schade.
Jetzt musste ich den Kontakt zu meiner Familie abbrechen, dabei hatte ich sie gerade erst wieder getroffen.
Nein, wie unfassbar schade und grausam.
Innerlich war ich erleichtert und froh. Die Angst in mir war groß gewesen, dass ich mir das weiterhin antun musste. Dabei wurde das sehr viel einfacher gelöst und war nun vorbei.
Calvin meinte: "Falls deine Eltern anrufen, sagst du ihnen, dass wir dringend los mussten. Danach bekommst du eine neue Nummer und sie werden nie wieder etwas von uns hören."
Er hielt inne und sah zu mir, weshalb ich es genauso tat. Sein Gesichtsausdruck war leicht entschuldigend. "Du hattest Recht als du gemeint hast, dass wir auf keinen Fall herkommen sollten. Es tut mir leid, dass ich dich gedrängt habe."
Das wären die Momente in denen er nett und normal war. Man könnte fast glauben, dass das der Calvin war, welchen ich damals kennengelernt hatte. Nur wusste ich es besser, denn dieser freundliche Mann existierte nicht und hatte es nie.
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A Million Reasons | ✔️
ChickLitEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...