Flashback
In all meiner Orientierungslosigkeit irrte ich durch diese verdammte Stadt und versuchte wieder den Campus des Colleges zu finden.
Ich hätte mir denken können, dass es eine dumme Idee war alleine diese Gegend besser kennenzulernen. Aber ich war neu hier und hatte keine wirklichen Freundschaften geschlossen.
Manchmal konnte ich wirklich dumm wie Brot sein. Logischerweise hatte ich am Ende meine Probleme um den Rückweg zu finden. Es war einfach typisch ich.
Ich blieb mitten am Gehsteig stehen und sah mich um. Links wie recht stand Gebäude an Gebäude und irgendwie sah alles gleich aus. Es gab nichts Auffälliges, weshalb man etwas wieder erkennen könnte.
Leider kam mir absolut nichts bekannt vor.
Wie auch?
Wenn man sich verlaufen hatte, kannte man sich offensichtlich nicht mehr aus.
Die einfachste Lösung wäre es jemanden nach dem Weg zu fragen, ansonsten irrte ich noch ewig umher.
Scheinbar sah man mir nur zu gut, dass ich mich verlaufen hatte, vermutlich waren es die hundert Fragezeichen über meinem Kopf, denn jemand sagte: "Einer Lady in Not wird stets geholfen und ich erweise mich als diesen Ehrenmann."
Es war mir eine Weile nicht mehr passiert, aber ich musste bei diesen Worten leicht lachen. Es war eine sehr interessante Wortwahl, mit welcher mein Humor getroffen wurde.
Ich sah in die Richtung aus welcher die Stimme gekommen war. Es war ein Mann, welcher ein bisschen älter als ich sein dürfte. Das Lächeln in seinem Gesicht hatte sicher schon einige Frauen in seine Falle laufen lassen.
Ich sah ihn gespielt skeptisch an und fragte: "Wirke ich wirklich so verzweifelt und verloren?"
Es musste ein erbärmlicher Anblick sein, wenn man mich sogar ansprach, ohne das ich um Hilfe gebeten hatte.
Er trat einen Schritt näher an mich heran und die vorbeigehenden Passanten umrundeten uns. Vermutlich waren sie genervt, weil wir mitten Gehweg standen, aber ich fokussierte mich auf den Mann vor mir.
Er verzog leicht sein Gesicht und meinte: "Nur ein bisschen. Es ist dein Glück, dass du mich gefunden hast." Mit einem Zwinkern wurde das Ganze unterstrichen.
Vermutlich wusste er ganz genau was für einen Effekt er auf andere hatte. Frauen dürften ihm zu Füßen liegen, denn er sah verdammt gut aus. Es könnte niemanden entgehen, dass er attraktiv war.
Trotzdem war in meinem Hinterkopf Nero mit dem ich ihn verglich, was unfassbar unfair war. Denn dieses männliche Wesen musste ich dringend aus meinem Kopf bekommen und auf ewig vergessen.
Der noch Fremde hielt mir seine Hand hin und sagte: "Übrigens bin ich Calvin." Ich nahm diese an und während ich sie schüttelte, antwortete ich: "Ever."
"Was für ein wunderschöner Name, wie die Trägerin davon." Wie man Komplimente machte wusste er eindeutig, was mich unwillkürlich lächeln ließ. Es mag meine Augen nicht erreichen, aber es war echter als jegliches in den letzten Wochen.
Seine braunen Augen trugen etwas Warmes in sich und den kurzen Moment, welchen ich ihn kannte, war er sehr sympathisch.
Egal wie oft man gesagt bekam, dass der erste Eindruck falsch sein konnte, irgendwie ahnte oder vermutete man keine dunkle Seite, wenn jemand ein so sympathisches und freundliches Auftreten hatte.
"Danke."
Mir fiel beim besten Willen keine bessere Antwort ein, denn Calvin schaffte es, einen ein bisschen sprachlos zu machen.
Er sah sich um und fragte: "Wohin willst du überhaupt? Um dich an deinen Bestimmungsort zu begleiten, wäre es gut, wenn ich weiß was das Ziel ist."
Oh, also wollte er mich gleich bis dorthin bringen. Einerseits war das nett, andererseits erinnerte mich das an Ian, welcher mir ständig eingetrichtert hatte, dass man bei Fremden vorsichtig sein sollte.
Nur wohnte ich auf einem Campus in einem Wohnheim, was im Grunde ein öffentlicher Ort war. Ich sah keinen Fehler darin, wenn Calvin das wusste.
"Um diese Situation zu erklären, muss ich dir mitteilen, dass ich noch ziemlich neu bin und die Stadt erkunden wollte. Ich gehe hier aufs College und aktuell bin ich auf der Suche nach dem Campus davon."
"Eine Studentin also. Ich kann dich beruhigen, denn mir ist der Weg bekannt. Ich kann dir aus deiner Not helfen."
Ja, das war eine Erleichterung, denn nun schien mein Problem gelöst zu sein. Ich würde bald wieder in meinem momentanen Zuhause sein.
Calvin bot mir seinen Arm an und nach einem kurzen Zögern, hakte ich mich unter. Irgendwie war das süß und so gingen wir gemeinsam los. Nebenbei sagte ich: "Vielen Dank. Du bist meine Rettung, denn ich war vollkommen planlos. Du weißt gar nicht wie dankbar ich dir bin."
Selbstverständlich war das sicherlich nicht. Außerdem musste man erst mal die Zeit dafür haben. Wobei nicht gesagt war, wie weit der Weg überhaupt noch war. Vielleicht lag der Campus gleich um die Ecke.
"Als Zeichen deines Dankes könntest du dich mal von mir zum Essen einladen lassen, wenn du Zeit hast."
Calvin hatte es wieder geschafft mich leicht zum Lachen zu bringen, denn das war eine interessante Logik.
"Du willst mich zum Essen einladen, aber das soll ein Dank von mir an dich sein? Das musst du mir besser erklären." Ich sah auf zu ihm und da war wieder ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen zu finden.
"Natürlich, immerhin schenkst du mir deine Zeit und Gesellschaft. Also tust du mir damit einen Gefallen. "
Er wusste wirklich wie man jemanden schmeichelte und um den Finger wickelte, darin hätte er eine Auszeichnung verdient.
"In Ordnung."
Was sollte auch groß schief gehen?
Es handelte sich nur um ein Essen, außerdem war es nett mit ihm.
"Perfekt, das freut mich."
Und das nicht nur ihn, denn in mir flammte eine kleine und verzweifelte Hoffnung auf.
Vielleicht kam ich mit ihm endlich aus diesem dunklen Loch in welches ich gefallen war. Diese Hoffnung bestand und ich wünschte es mir sehr endlich wieder glücklich zu werden.
Nur schrieb das Leben gerne eine ganz andere Geschichte.
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A Million Reasons | ✔️
Chick-LitEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...