Später hatte Nero seine Kochkunst bewiesen in dem er uns ein Abendessen zubereitet hatte. Man musste ihm lassen, dass er ein Talent dafür hatte. An dem Mann war ein guter Koch verloren gegangen.
Wir saßen immer noch gegenüber am Esstisch und hatten die die restliche Welt in den Hintergrund rücken lassen. Wir hatten viel über unsere Kindheit geredet und da gab es einiges zu lachen. Da verging die Zeit viel zu schnell und man konnte es genießen.
Aber irgendwann klopfte die Realität an die Tür und die Gedanken begannen zu kreisen.
Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war es eine dumme Idee, aber ich wollte die Notbremse ziehen und das Mittel dazu ließ sich sicherlich in diesem Haus finden.
Also fragte ich: "Wie steht es um Alkohol in deinem Reich? Entweder stoßen wir auf eine erfolgreiche Flucht an oder auf eine hoffentlich schöne Zukunft."
Egal was davon, Hauptsache ich hatte eine Auszeit und konnte den Wahnsinnigen vergessen, der mein ehemaliger Verlobter war.
Das musste man Nero kein zweites Mal vorschlagen, denn er stand bereits von seinem Stuhl auf und meinte dabei: "Es lässt sich sicherlich etwas finden. Hast du auf etwas Bestimmtes Lust?"
"Wir wäre es mit etwas starkem?" Zumindest würde das ganz toll klingen und ich hätte schneller den gewünschten Effekt erreicht.
Er wirkte weder überrascht noch schockiert darüber, sondern nickte und machte sich auf den Weg den Raum zu verlassen. Vermutlich konnte er es nachvollziehen, dass man in meiner Lage gerne einen Abend mit Alkohol verbrachte. Es mag nichts besser machen, aber wenn ich schon in Freiheit war, sollte ich es nutzen.
Ich hätte mich ja ihm anschließen können um bei der genauen Wahl dabei zu sein, aber der Stuhl war viel zu gemütlich. Der Bezug war samtig und, wenn man darüber fuhr war es unglaublich weich, da wollte man gar nicht erst aufstehen. Er war in weinrot, was diesem Zimmer einen Farbklecks gab. Die ganzen sechs Stühle, um den Tisch herum waren in dieser Farbe. Der Tisch selbst war aus einem dunklen Holz und passte somit perfekt dazu.
Mit einem Seufzen sah ich geradeaus und der Garten kam, dank der großen Fensterfront, in mein Sichtfeld.
Naja, theoretisch könnte man den Garten sehen. Nur war es bereits dunkel, weshalb sich das Innere des Raumes in der Fensterscheibe widerspiegelte.
Mich selbst anzusehen gab ein trauriges Bild ab. Ich wirkte wie ein kleines Häufchen Elend, welches von Erschöpftheit gezeichnet war. Es war auch genug passiert in letzter Zeit.
Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich diesem Anblick ab und widmete mich dem Bild, welches zu meiner Linken an der Wand hing. Ein Wald war darauf zu sehen, der in hellen Farben gezeichnet worden war. Die Sonne schien durch die Blätter und das helle grün der Pflanzen machte es freundlicher. In der Mitte davon war ein Hirsch abgebildet, dessen Geweih man als prachtvoll bezeichnen konnte.
Im Großen und Ganzen musste man sagen, dass der Künstler Talent hatte. Man konnte alles problemlos identifizieren und die Farbwahl war harmonisch.
Sogar auf Details hatte man geachtet, denn ein Eichhörnchen saß auf einem Ast und schien den Hirsch zu beobachten.
Ich war derart darin versunken, dass ich beinahe aufschrie als Nero sagte: "Ich habe Scotch gefunden, falls der deinen Geschmack trifft." Seine Schritte waren mir vollkommen entgangen in meiner Trance, weshalb ich geschockt zu ihm hinüber sah.
Nero blieb stehen, wirkte dabei irritiert und es dauerte einen Moment bis er zu lachen anfing. Der Gute fand es also witzig, wenn ich mich erschreckte.
Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu und sagte: "Hör auf zu lachen. Ich war von diesem Kunstwerk gebannt und das so sehr, dass ich nicht mal ein Trampeltier, wie dich, hören konnte." Sein Lachen wurde dadurch kein bisschen gemildert, eher wurde es damit bestärkt.
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A Million Reasons | ✔️
Literatura FemininaEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...