Kapitel 64

380 41 0
                                    

Nero hatte längst einen Jet vorbereiten lassen, damit wir jeder Zeit abfliegen konnten. So gab es keine ewige Wartezeit bis wir die Reise beginnen konnten.

Meine Freude kannte mittlerweile keine Grenzen mehr. Alleine die Hochzeit hatte meine Laune unglaublich gehoben, nun die Flitterwochen waren die Kirsche auf der Sahne.

Das Flugzeug stieg stets höher und ich sah dabei nachdenklich aus dem Fenster. Allerdings war es Ding der Unmöglichkeit zu erraten wohin genau wir flogen. Es gab unzählige Orte, welche eine Option wären. Da Nero mich kannte, dürfte mir unser Ziel gefallen.

Er saß mir gegenüber und seinen Blick spürte ich auf mir. Nach einem leichten Lachen, meinte er: "Ich höre deine Gedanken praktisch bis zu mir. Aber du hast keine Chance, dass ich dir vorab sage wohin die Reise geht. Ansonsten wäre es keine Überraschung mehr." Ich wandte mich ihm zu und zog eine Schnute. Vielleicht empfand er Mitleid und erlöste mich von meiner Neugier. Leider folgte lediglich ein weiteres Lachen. Mein geliebter Mann schien sich nicht umstimmen zu lassen.

Um vom Thema abzukommen, fragte er: "Du willst dich wirklich nicht umziehen? Das Kleid muss doch unbequem sein." Nun warf ich ihm einen empörten Blick zu. "Nein, absolut niemand bekommt mich aus dem Brautkleid. Man heiratet nur einmal im Leben, also will ich den Tag nutzen." Nero nickte verständnisvoll, also konnte er das irgendwie verstehen.

Als etwas Freches in seinen Augen aufblitzte, ahnte ich was in seinem Kopf vor sich ging. "Außer ich, spätestens am Abend."

Kurz dauerte es, aber mir fiel noch eine geeignete Antwort ein. "Das hängt ganz von deinem Verhalten ab. Ich kann nämlich auch in dem Kleid schlafen." "Dann haben wir Glück, dass ich stets mein Bestes gebe, um dich glücklich zu machen." Mit einem Zwinkern wurde diese Aussage untermauert.

"Heute kann nicht mehr viel meine Laune trüben. Du hast gute Chancen." Danach sah ich wieder aus dem Fenster, obwohl das kein spannender Ausblick war. Hoch in der Luft zu sein, bot allgemein kein spektakuläres Bild.

Nero meinte noch: "Wenn du Glück hast, hole ich dich ordnungsgemäß aus diesem Kleid. Falls es ein schwieriger Fall ist, solltest du die Hoffnung klein halten, ob es überlebt." Mein Blick schnellte entsetzt zu ihm, denn das musste ein Scherz sein. Dieses Meisterwerk aus Stoff konnte man nicht einfach zerstören. Das musste strafbar sein.

Bei meiner Reaktion fing er zu lachen an, was mich keine Sekunde erreichte. Wenn er das ernst meinte, war Schluss mit lustig.

Zur Sicherheit antwortete ich einem kalten Ton: "Mach das und du bist derjenige, der das nicht heil übersteht." Für ihn wurde es dadurch nur witziger. Mit meinem Blick versuchte ich ihn umzubringen, was wenig hilfreich war. Meinen Mann schüchterte das sicherlich nicht ein.

"Nero, du bist ein Monster, wenn du mein Brautkleid ruinierst. Das kannst du meinem armen Herz nie antun. Ich würde daran zugrunde gehen." Mittlerweile hatte er sich einigermaßen beruhigt, zumindest riss er sich zusammen. "Ever, es ist nur ein Kleid. Außerdem heiratet man einmal im Leben. Du brauchst es nie wieder."

Wenn er in greifbarer Nähe wäre, würde ich ihn vermutlich verprügeln. Alleine diese Worte auszusprechen tat weh.

"Doch, einmal im Jahr könnte ich es einfach so anziehen. Zum Beispiel als Auffrischung unserer Ehe. Irgendwie muss man das feiern. Mir fällt schon ein passender Anlass ein." Er nickte verständnisvoll, was wenig glaubwürdig war, da ich bemerkte wir er ein Lachen unterdrückte. Deshalb merkte ich an: "Wenn du so weiter machst, haben wir unsere erste Ehekrise. Willst du die wirklich am Hochzeitstag haben? Findest du das ok?"

"Nein, wir werden nie eine Krise haben. Und ich gebe mein Bestes, um dir dieses Kleid wie ein normaler Mensch auszuziehen."

"Danke, aber das kann ich auch selbst." Danach nahm ich das Glas in die Hand, welches auf dem Tisch zwischen uns stand. In dem Fall war Champagner ideal, der beruhigte die Nerven. Nero antwortete dabei: "Das will ich sehen. Mit Hilfe ist das wesentlich leichter." Das Getränk kippte ich und stellte das Glas wieder auf dem Tisch ab. In dem Moment war mir vollkommen egal, dass das eher weniger edel war. Manchmal waren solche Maßnahmen notwendig.

"Nero, so ziemlich alles ist mit Hilfe leichter zu bewerkstelligen."

Er schenkte mir kommentarlos nach, was eine tolle Idee war. Wir hatten zwar bereits beim Abflug angestoßen, dennoch konnte Nachschub toll sein. Nebenbei bedankte ich mich bei ihm.

Bevor ich ihm noch den Schädel abriss, lenkte ich das Thema um, in dem ich sagte: "Übrigens habe ich Ian gebeten meine Eltern darüber zu informieren, dass ich geheiratet habe. Es fühlt sich richtig an, wenn sie es wenigstens wissen."

Ich hatte sie zwar unter keinen Umständen auf meiner Hochzeit haben wollen, trotzdem sollten sie Bescheid wissen. Wie Nero sagte, heiratete man nur einmal im Leben. Da dürfte sie dieses Erlebnis interessieren, egal wie kalt sie gerne wirkten.

Mein Mann wurde ernst, als er fragte: "Hättest du sie doch gerne dabei gehabt?" Ich riss meine Augen im Entsetzen auf, da fangen meine von ganz alleine die seinen grünen. "Niemals. Bist du übergeschnappt?"

Das Glas nahm ich wieder in die Hand und nach einem Schluck, erklärte ich: "Meine Mum hat ein Talent dafür mir den Tag zu vermiesen. Sie hätte sich bei allem Möglichen eingemischt, obwohl das meine Entscheidung war. Die Frau hätte nichts aufgehalten mir ihre Meinung reinzureiben, egal was ich davon halte." Das war schon immer so gewesen und würde sich auch nie ändern.

Über den Tisch reichte er mir seine Hand, welche ich annahm. Es fühlte sich perfekt an, wenn wir unsere Finger miteinander verschränkten.

Schon redete ich weiter: "Und die kalte Art meines Vaters, kann und erst recht fernbleiben. Diesen wunderschönen Tag wollte ich von nichts überschatten lassen."

Nero drückte meine Hand leicht, also konnte er mich verstehen. "Ever, alles was dich glücklich macht. Wenn du es bist, ergeht es mir gleich." Ein Lächeln fand auf meine Lippen, welches erwidert wurde. "Mir geht es genauso mit dir."

A Million Reasons | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt