Mit einem lauten Knall schloss Ian die Hotelzimmertür. Seine Laune war damit verdeutlicht, die dürfte nicht allzu gut sein. Auf dem Weg hierher war kein Wort mehr zwischen uns gefallen. Nur Nero hatte nebenbei ein paar Anrufe erledigt um die nächsten Schritte zu planen. Mein Bruder war stets knapp hinter uns geblieben, allerdings hatte er keinen Ton von sich gegeben.
Eigentlich wollte ich mich ihm zuwenden, allerdings nahm Nero meine Hand, welcher neben mir stehen geblieben war. Ich sah ihn fragend an und er meinte: "Du siehst wirklich unglaublich aus. Du bist eine atemberaubende Braut." Seine Worte freuten mich natürlich sehr, denn vor allem ihm hatte ich gefallen wollen. Es war auch unser Hochzeitstag.
Bevor ich zu einer Antwort kam, fragte Ian etwas zu laut: "Ihr wolltet ernsthaft heiraten?! Ernsthaft?!" Mit seinem kleinen Ausbruch hatte er schnell unsere Aufmerksamkeit. Mein Bruder sah von Nero zu mir, wobei er entsetzt wirkte.
Das mit der Heirat mag übereilt sein, da konnte ich seine Reaktion nachvollziehen, dennoch waren Nero und ich uns sicher. Mit Glück würde mein Bruder das bald erkennen und sich beruhigen.
Nach einem Räuspern antwortete ich: "Ja, das wollten wir doch tatsächlich." Nero war so freundlich dem anzumerken: "Ever liebt mich und ich sie. Warum warten wenn wir den Rest unseres Lebens mit dem anderen verbringen wollen?"
Ian musterte seinen besten Freund und diese Stille brachte mich beinahe um. Ich wollte wissen was in seinem Kopf vor sich ging, damit ich wusste ob ich ihn beruhigen sollte oder ob alles soweit in Ordnung war. Seinem aktuellen Gesichtsausdruck konnte ich nichts ablesen.
Mein Herz fing zu rasen an und ich war Nero dankbar, dass er weiterhin meine Hand hielt. Sein Beistand war beruhigend, dabei war Ian nicht mal das Hauptproblem. Eigentlich hatten wir ganz andere Dinge zu tun.
Zumindest hatte mein Verlobter unsere Abreise geplant während wir hierher gekommen waren. Ich hatte zwar immer nur seine Seite des Telefonats hören können, dennoch bekam man dadurch ein paar Infos. Meine Neugier hatte mich ihn belauschen lassen. Alleine, weil ich wissen wollte wie der weitere Verlauf war.
Da von meinem Bruder kein Ton kam, sagte Nero: "Wir brauchen dafür deine Erlaubnis nicht, trotzdem wäre es schön, wenn du dich für uns freuen könntest. Am Ende sollte es nur zählen, dass man glücklich ist. Niemand kann mich davon abhalten Ever zu heiraten." Ian nickte langsam, was endlich wieder eine Reaktion von ihm war. Am liebsten hätte ich ihn durch geschüttelt, um endlich eine vernünftige Antwort zu erhalten.
Nero schien meine Unruhe zu bemerken, denn er drückte leicht meine Hand. Egal wie gelassen er sich gab, innerlich sah das sicherlich anders aus.
Schließlich räusperte sich mein Bruder bevor er meinte: "Die meisten Paare warten ab wie das mit einer festen Beziehung funktioniert. Erst danach heiratet man im Normalfall."
Vermutlich waren meine Nerven einfach überstrapaziert nach all dem Erlebten, denn ich warf die Hände in die Höhe und fragte aufgebracht: "Ist das dein verdammter Ernst? Sei doch einfach dankbar, dass wir die Liebe gefunden haben." Ich entfernte mich ein paar Schritte, denn all das war zu viel für mich.
Zuerst das mit dem Lift, anschließend tauchte Calvin auf und dann musste natürlich mein Bruder ein Gespräch suchen. Am besten erklärten wir ihm noch ausführlich über unsere Beweggründe, dabei mussten wir uns vor niemanden rechtfertigen. Wenn wir eine Hochzeit haben wollten, dann musste das jeder akzeptieren.
"Ever, ich freu mich für euch, wenn es wirklich das ist, was ihr wollt. Trotzdem ist es auch wie eine Bombe vor meinen Füßen. Tut mir leid, dass ich dann ein bisschen Zeit brauche um das in den Kopf zu kriegen." Mittlerweile hatte ich mich wieder ihm zugedreht und seinen inneren Zwiespalt konnte man erkennen. Nach dem er tief Luft geholt hatte, fuhr er sogar fort: "Vor allem stehst du auf einmal im Brautkleid vor mir. Wie würdest du dich an meiner Stelle fühlen?"
"Ich verstehe deine Reaktion, aber bitte erspare mir ein Drama. Der Tag war nervenaufreibend genug. Wenn heute noch irgendetwas schief läuft, dann schreie ich."
Nero trat wieder neben mich, er wollte wohl versuchen mich auf dem Boden zu halten. An meinem Handgelenk zog er mich sanft zu sich und erklärte: "Sobald der Jet startklar ist, hauen wir von hier ab."
Der Gedanke bald von hier weg zu sein war eine Erleichterung. Calvins Männer waren bestimmt irgendwo. Vollkommen alleine wäre er wohl kaum verreist. Da musste es praktisch eine Gefolgschaft von ihm in der Nähe geben. Wenn wir sofort abhauten wäre das die sicherste Lösung.
"Ok, danke."
Es war erstaunlich mit welcher Leichtigkeit mein Verlobter es schaffte, damit ich mich sicher fühlte. Mit ihm vor mir konnte ich die Gewissheit haben, dass alles wieder gut werden würde, egal wie verrückt die Geschehnisse um uns waren.
Nero zog mich in seine Arme und diese Umarmung erwiderte ich gerne. Genau das hatte ich gerade dringend nötig.
Ian unterbrach diesen schönen Moment in dem er fragte: "Was ist mit der Hochzeit? Wollt ihr die durchziehen bevor wir verschwinden?" Ich hätte ihm ja einen irritierten Blick zugeworfen, aber ich blieb lieber an Nero gekuschelt und hielt meine Klappe.
Vorhin war mein Bruder noch überfordert gewesen, jetzt hakte er nach, ob wir sofort heiraten wollten. Nach all dem Stress wäre das verrückt. Außerdem hatten wir keine Ahnung wie Nahe uns Calvins Leute waren. Die waren bestimmt sehr sauer und auf Rache aus. Am besten standen wir diesen Leuten nie gegenüber.
Zu meiner Überraschung antwortete Nero: "Hm, das wäre eine gute Idee."
Eine gute Idee? Hatte ich meinen Verlobten richtig verstanden? Oder halluzinierte ich?
Ich löste mich doch von ihm, denn dafür mussten wir Augenkontakt haben. Nero erwiderte meinen Blick gleich und ich fragte: "Sollten wir nicht los? Wir sollten kein unnötiges Risiko eingehen, egal wie sehr ich mich darauf freue dich zu heiraten."
"Theoretisch wäre es machbar. Die Entscheidung überlasse ich ganz dir."
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A Million Reasons | ✔️
ChickLitEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...