Ich konnte zwei Scheinwerfer ausmachen und dahinter ein eher größeres Feuer. Der Krach war mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Explosion gewesen. Die aktuelle Lage ließ die Schlussfolgerung ziehen, dass das ein Auto war, welches man in Brand gesteckt hatte.
Es zog mir die Gänsehaut auf bei dem Gedanken daran, vor allem wegen der Leute, die in diesem Wagen gesessen hatten. Noch war nicht mal gesagt, ob das jemand von Nero war oder der Feind.
Bei dieser Distanz konnte das vermutlich nicht mal Nero genau sagen. Wir hatten nämlich mittlerweile einen größeren Abstand zwischen uns. Umso weiter man entfernt war, desto schwerer war es eine genaue Einschätzung abzugeben.
Nero bekam meine Aufmerksamkeit, als er sagte: "Es könnte jetzt etwas holprig werden." Ich sah ihn entsetzt an und fragte: "Was?"
Das wurde mir sehr schnell erklärt, denn er bog abrupt nach rechts ab, was reines Gelände war. Dort war keine Straße und wir fuhren einfach querfeldein.
Mit holprig war das sehr gut beschrieben, denn es war kein gerader Boden, auf welchem man ein angenehmes Fahrerlebnis hätte. Ich krallte mich noch fester in den Sitz und sah automatisch nach vorne.
Es dürfte nur noch kurz dauern und er brachte uns wirklich um. Bei dieser Dunkelheit sah man nicht zu weit, was es noch gefährlicher machte mitten durchs Gelände zu fahren.
Ich schrie ihn an: "Nero! Du hast keinen Geländewagen! Deiner ist nicht für solche Aktionen gedacht!"
Das ihm das jemand sagen musste war Wahnsinn, denn eigentlich war das logisch. Sein Auto war weit davon entfernt dafür geeignet zu sein.
"Keine Sorge, ich weiß was ich tue." Er klang sehr überzeugt davon und ein Blick in sein Gesicht teilte mir dasselbe mit. Dieser Mann war irre und hielt das ernsthaft für eine gute Idee.
Schlimmer wurde das Ganze, da er die Lichter ausschaltete. Klar, es machte Sinn, denn ansonsten konnte man die Scheinwerfer sehen und wusste ganz genau wo wir uns befanden. Dennoch war es auch dämlich, denn nun konnte man kaum etwas erkennen.
Nero erklärte: "Ich kenne mich bestens in dieser Gegend aus. Du bist weiterhin in sicheren Händen und die Verfolger sind wir bald los."
Ich hätte ja nachgefragt, ob er genau wusste, dass der Wagen, welcher vorhin noch hinter uns gefahren war, wirklich keiner von den Guten war. Jedoch fand ein Schrei über meine Lippen statt Worte, weil wir über irgendetwas gefahren waren, was zu einem Rütteln des Autos geführt hatte. Nur der übergeschnappte Fahrer dieses Wagens blieb vollkommen gelassen bei dem Spaß.
Er lenkte nach links, um nach ein paar Metern wieder nach rechts zu fahren. Entweder wusste er wirklich ganz genau wohin er fuhr oder es war einfach eine Fahrt im Wirrwarr, da er selbst keinen Plan hatte. Ich wollte für ihn hoffen, dass das Erste zutraf.
In einem ruhigen Ton sagte Nero: "Unter deinem Sitz ist für eventuelle Notfälle eine Waffe. Falls du dich damit besser fühlen würdest, kannst du sie gerne hervorholen. Kannst du überhaupt mit Pistolen umgehen?"
Ich antwortete aufgebracht und etwas zu laut: "Nein!"
Wer hätte mir das bitte beibringen sollen?
Ich hatte keine Ahnung von diesen Dingern, die wären eher eine reine Deko in meiner Hand, weil ich genau gar nicht damit umgehen konnte. Schon mal davon abgesehen, dass man es erst mal über sich bringen musste, jemanden damit zu verletzen. Ich persönlich war nicht für Mord gemacht. Es war schwer vorzustellen, dass ich das jemals schaffen würde. Mir eine Waffe zu geben war im Grunde sinnlos.
"Trotzdem kannst du sie nehmen, falls du dich damit wohler fühlst. Das Angebot wollte ich dir gemacht haben." Da sprach ganz der Mafiaboss, für welchen das ganz normal war.
Wer hatte auch keine Waffe unter seinem Autositz?
Ja, das entsprach dem Standard.
Er riss den Wagen wieder in eine andere Richtung bald trat er vermutlich das Gaspedal durch. Es war eine sandige Gegend und der Staubnebel davon umhüllte uns. Wenigstens war das eher neben und hinter uns. Ich wandte mich um, aber konnte eben genau deshalb absolut nichts erkennen.
Nebenbei fragte ich: "Wie schaffst du es nichts zu rammen oder sonst was anzustellen?"
Es war ein Wunder, dass wir noch unversehrt waren.
"Hier stehen kaum Bäume, ansonsten ist es eine reine Landschaft. Steine oder Tiere wären das einzige Problem und darauf achte ich gut. Wie bereits gesagt, kannst du beruhigt sein."
"Beruhigt?! Ich bringe dich gleich um!" Der kleine Nervenzusammenbruch musste sein, denn ich konnte ihn kein bisschen halten.
Es kam ein weiterer Schrei von mir, als sein Handy zu klingeln anfing.
Er nahm ab und über die Freisprechanlage hörte man eine Männerstimme, die sagte: "Boss, es ist erledigt und es gibt keine Komplikationen."
Der Mafiaboss kam ganz durch, denn er antwortete eiskalt: "Sehr gute Arbeit, Jerome. Wir treffen uns am vereinbarten Standort. Haltet die Umgebung weiterhin im Blick, man weiß nie was noch kommt."
"Geht klar, Boss."
Danach legte Nero schon auf, weshalb ich fragte: "Was ist erledigt?"
"Das waren meine Männer, die sich um den Verfolger gekümmert haben. Offensichtlich war es nicht Calvin persönlich, denn das hätte Jerome mir mitgeteilt. Jedenfalls war der brennende Wagen nicht der meiner Leute."
Immerhin etwas, dennoch hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen der anderen. Sie mögen unsere Feinde gewesen sein, aber das wünschte man niemanden. Vielleicht war ich auch einfach nur viel zu gut für diesen Planeten, weshalb mich das durchaus etwas mitnahm.
Aber eines gab es in dem Ganzen, was mich verärgerte und das sehr. "Warum hast du ihn nicht gleich angerufen?! Offensichtlich hättest du das können!" Meine Nerven waren wirklich am Ende, in dem Fall musste ich ihn praktisch anzuschreien.
Vor allem hatte ich recht, den Anruf hätte er leicht über die Freisprechanlage tätigen können. Das wäre wirklich keine Kunst gewesen.
"Weil vereinbart war, dass Jerome sich meldet, sobald ein Zwischenfall geklärt ist. Alles andere wäre eine unnötige Ablenkung. Es könnte eine Sekunde ausreichen, die alles verändert. Man geht kein Risiko ein und stört niemanden bei der Arbeit."
Willkommen in der Mafia. Etwas anderes fiel mir dazu nicht ein.
Ich schlug mir eine Hand vors Gesicht und versuchte die Verzweiflung in mir zu unterdrücken. Es mag am Ende zumindest uns nichts passiert sein, aber das war dennoch ein Erlebnis der anderen Art gewesen. Das würde ich nie vergessen.
Nero wurde endlich langsamer und schaltete die Scheinwerfer wieder an. Ich mag nur zwischen meine Finger hindurch etwas sehen können, aber das konnte man gut erkennen. Das war eine Erleichterung, aber ganz ankommen würde sie erst, sobald wir auf der richtigen Straße waren.
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A Million Reasons | ✔️
ChickLitEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...