Gemeinsam traten wir schließlich den Rückweg an. So schön es manchmal war, aber irgendwann sollte man ins Bett gehen, denn die Müdigkeit fand einen immer.
Wir gingen den Weg im Garten entlang und dabei nahm Nero meine Hand, was mich freute.
Bei all den Glücksgefühlen in mir, war längst ein Grinsen auf meinen Lippen. Um es wenigstens etwas zu verbergen, sah ich mir den Garten genauer an. Allerdings war meine Sicht bei der Dunkelheit eingeschränkt, wodurch es mir erschwert wurde.
Die Umrisse von Bäumen waren zwar erkennbar, dennoch musste man sich dafür gut konzentrieren.
Mein Begleiter drückte leicht meine Hand, wodurch er meine volle Aufmerksamkeit bekam. Er fragte: "Willst du heute in meinem Bett schlafen? Ich hätte dich gerne in meinen Armen oder einfach nur bei mir." Das war süß, nur gab es da ein kleines Problem. Etwas, das er sich eigentlich denken konnte, scheinbar verdrängte er das oder es war ihm egal.
Mein Gesichtsausdruck wechselte zu einem ernsten, als ich seinen Blick erwiderte. "Mein Bruder befindet sich im selben Haus und hat keine Ahnung von uns. Für den Moment wäre es besser, wenn das unter uns bleibt. Also nein, ich bleibe lieber in meinem Bett."
Nero hatte wohl eine andere Meinung, zumindest teilte mir das sein Gesichtsausdruck mit. "Warum willst du es ihm verschweigen? Das macht alles unnötig kompliziert." Er blieb stehen und zog mich an meiner Hand näher an sich, dabei fuhr er fort: "Ich will dich nicht verstecken müssen, zumindest nicht vor Ian."
"Er wird vollkommen ausrasten, da gibt es keine andere Option. Freude wird Ian kein bisschen empfinden. Versuch gar nicht erst ein Gegenwort zu finden, denn dein Job ist lebensgefährlich. Bis zu einem gewissen Grad wäre ich genauso davon betroffen." Damit hatte ich ihn zu null Prozent überzeugt. Offensichtlich erwartete er eine bessere Reaktion von seinem besten Freund. Wenn Nero sich da mal nicht irrte.
"Ever, dein Bruder ist in dieselben Geschäfte involviert. Ein kleines Risiko besteht für jedes Familienmitglied, was er für dich ist. Aber auch wenn es ihn stört, dann ist das sein Problem. Obwohl ein echter Freund glücklich ist, wenn es der andere ist."
Manchmal war es schwer jemanden in die Augen zu sehen, vor allem bei diesen Blick. Nero störte es offensichtlich, dass ich das mit uns für den Anfang vertuschen wollte.
Konnte er das nicht verstehen?
Ian wäre niemals begeistert, wenn er hörte, dass seine kleine Schwester sich hoffnungslos in einen verdammten Mafiaboss verliebt hatte. Wobei man anmerken musste, dass Nero, im Vergleich zu Calvin, definitiv ein positives Update war.
Meine Stirn lehnte ich gegen Neros Brust, denn damit beendete ich den Blickkontakt. So war es etwas angenehmer, was durchaus feige war.
Nach einem Seufzen antwortete ich: "Wir werden es ihm auf jeden Fall mitteilen, nur sollten wir ein bisschen warten. Es wäre übertrieben, wenn man in derselben Sekunde jedem Bescheid gibt, dass man..." Und da hielt ich inne, denn dieser Satz war schwer zu beenden, weil mir die korrekte Bezeichnung fehlte.
Was waren wir überhaupt?
Wir hatten zwar geklärt, dass wir uns für einander entschieden hatten, aber es gab keine genaue Definition für das.
Es war keine genauere Ausführung nötig, denn Nero meinte: "Er ist mein bester Freund und Geschäftspartner. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm. Am Ende wäre er sauer, weil wir nichts gesagt haben und nicht, weil es ihn stört."
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, denn dieses Thema nervte. Der Abend hatten vorhin eine so schöne Wendung genommen und nun wurde das zerstört.
"Ever, schau mich bitte an."
Musste das sein? Ja, offensichtlich.
Ich gab mir selbst einen Ruck und löste meine Stirn von seiner Brust, um meinen Kopf zu heben. Seine Augen hatte ich schnell gefunden und Nero legte seine Arme um mich. Diese Umarmung ließ ich gerne zu, denn das hatte etwas Beruhigendes.
In einer sanften Stimme sagte er: "Dein Bruder wird weder ausrasten noch böse auf uns sein. Vielleicht überrascht es ihn, aber auch nicht mehr."
Hm, diesen Optimismus hätte ich gerne.
Nero gab mir einen kurzen Kuss und meinte danach: "Lass uns morgen darüber sprechen. Heute ist es schon spät." Da nickte ich gleich, denn das klang vernünftig. Nach einer Runde Schlaf konnte man wieder klarer Denken. "In Ordnung."
Ein leicht flehender Blick fügte mir einen kleinen Schmerz zu, denn mir war vorab klar, dass ich ihm die zweite Ablehnung geben müsste, falls er erneut fragte.
Wie leider erwartet, fing er an: "Ich hab dich sehr gerne in meiner Nähe, vor allem in meinen Armen. Erweise mir die Ehre, in dem du bei mir schläfst." Ich musste seufzen und zog eine Schnute, denn ich gab ihm ungern einen Korb. Nur war es mir zu riskant, solange sich Ian im selben Gebäude aufhielt.
Nero löste seine Arme um mich und die Enttäuschung war unverkennbar. Vermutlich war ich zu weich, denn das ließ mich einknicken. Außerdem liebte ich selbst seine Anwesenheit, da klang es wundervoll länger Zeit mit ihm zu verbringen. Deshalb antwortete ich: "Ok, trotzdem will ich ungesehen in dein Zimmer schleichen."
Sein darauffolgendes breites Lächeln, ließ meine Knie beinahe weich werden. Nach einem weiteren kurzen Kuss, flüsterte er: "Danke."
Danach lösten wir uns voneinander, denn eigentlich hatten wir ins Haus zurück gehen wollen. Diesmal nahm ich seine Hand in die meine und wir verschränkten unsere Finger miteinander.
Den restlichen Rückweg legten wir schweigend zurück. Es war eine angenehme Ruhe, die kein bisschen störte.
Als wir die Haustür erreicht hatten, ließ Nero ab von mir, um mir diese zu öffnen. Mit einem Dank ging ich an ihm vorbei und hoffte, dass mein Bruder uns nicht über den Weg lief.
Leider kam ich nur ein paar Meter weit und Nero hatte gerade mal die Haustür geschlossen, da trat Ian aus dem Wohnzimmer.
Mist.
Er sah von mir zu Nero und sagte dabei: "Da seid ihr ja, langsam habe ich mich gefragt, wo ihr bleibt."
Hm, wenn der nur wüsste.
Bevor ich etwas erwidern konnte, merkte er an: "Nero, es gibt Neuigkeiten, die wir besprechen sollten." Seine Stimme klang sehr ernst, was mich etwas beunruhigte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Calvin etwas damit zu tun hatte, war relativ hoch. Leider würde mir das vorenthalten bleiben.
Nero gab ein Grummeln von sich und meinte: "Ok, dann klären wir das schnell."
Schade, wenn die beiden sowieso noch arbeiten mussten, würde ich auf mein Zimmer verschwinden. Alleine in seinem Zimmer zu sein, würde sich falsch anfühlen. Außerdem könnte das ewig dauern, wer weiß was genau vorgefallen war und wie sie darauf reagieren würden.
Ich warf über meine Schulter einen kurzen Blick zu Nero und anschließend schenkte ich meinem Bruder meine volle Aufmerksamkeit. "Dann wünsche ich euch beiden eine Gute Nacht. Das Bett ruft nach mir."
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A Million Reasons | ✔️
ChickLitEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...