Kapitel 18

996 75 24
                                    

Die ganze verdammte Nacht hatte ich wach gelegen und an einem Plan überlegt, der mir nicht einfiel.

Mein Glück war es, dass Calvin den Tag zum Arbeiten nutzen wollte. Er hatte sich vor etwa einer Stunde auf den Weg gemacht. Seit dem lehnte ich in der Küche an der Theke und sah das Handy in meiner Hand an.

Es gab dringenden Handlungsbedarf und ich war ernsthaft verzweifelt genug von dem Mann mit diesen hässlichen grünen Augen Hilfe anzunehmen.

Nein, leider waren diese vieles, aber niemals hässlich. Dieses Wesen hatte atemberaubend schöne Augen, die mich jedes Mal in ihren Bann zogen.

Ich rieb mir die Stirn und zermarterte mir noch immer mein Hirn, aber mir fiel einfach keine andere Lösung ein.

Zuerst müsste ich Ian anrufen, denn von ihm hatte ich die Telefonnummer. Nur die von Nero hatte ich vor einer halben Ewigkeit gelöscht. Ich hätte auch nie erwartet, dass ich jemals das Bedürfnis hätte mich bei ihm zu melden.

Tja, so schnell konnten sich die Dinge ändern.

Ich holte tief Luft, nahm all meinen Mut zusammen und wählte die Nummer, da ich längst in den Kontakten gewesen war, ging das sehr schnell.

Das erste Tuten war zu hören, weshalb mein Herz zu rasen anfing. Wobei es nicht gesagt war, ob er den Anruf überhaupt annahm. Unser letztes Treffen hatte schlecht geendet. Man könnte es ihm kein bisschen böse nehmen, wenn er mich ignorierte.

Es folgte das zweite Tuten, welches mich nervöser machte. Vielleicht war es doch eine dumme Idee.

Das dritte Tuten ließ mich beinahe durchdrehen und meine Hände fingen zu schwitzen an.

Nach dem vierten Tuten wollte ich in meiner Panik auflegen, nur hörte man am anderen Ende der Leitung die vertraute Stimme meines Bruders.

"Ever?"

Er klang verwirrt und überrascht, was verständlich war. An seiner Stelle hätte ich nie einen Anruf von mir erwartet.

Ich holte tief Luft und legte los: "Ich weiß, dass wir schlecht auseinander gegangen sind und einerseits tut es mir leid, aber andererseits nicht." Damit war ein guter Anfang gesetzt und auf die Antwort zu warten war eine wahre Folter.

Ian seufzte und antwortete schließlich: "Ich weiß, trotzdem hoffe ich, dass wir das irgendwann alles klären können oder hinter uns lassen."

Es tat mir im Herzen weh, dass mein Anruf einen guten Grund hatte und der betraf eigentlich kein bisschen ihn. Vermutlich würde er sich ausgenutzt fühlen, aber es musste sein, denn ich brauchte diese verdammte Telefonnummer.

Ich räusperte mich und sagte: "Es tut mir leid, aber ich rufe an, weil ich nach Neros Nummer fragen wollte. Ich hätte mit ihm etwas zu besprechen."

Es war irritierend, aber er antwortete begeistert: "Ja, klar. Du kannst ihn jeder Zeit anrufen. Ich schicke dir gleich eine Nachricht mit seiner Telefonnummer."

Hä?

Also so viel Enthusiasmus musste er nicht an den Tag legen. Beschweren würde ich mich nicht, denn damit kam ich meinem Vorhaben näher.

"Danke, Ian."

Dennoch stieg meine innere Unruhe eher, dabei sollte ich mich eigentlich besser fühlen, immerhin könnte ich danach Nero anrufen.

"Immer und das weißt du. Ich weiß auch, dass ich mich immer auf dich verlassen könnte, egal wie schwer es ist."

Aber auch nur er. Meine Eltern konnten mir auf ewig fernbleiben. Nur was meinen Bruder betraf hatte ich noch immer ein Plätzchen in meinem Herzen frei.

A Million Reasons | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt