Kapitel 62

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Jeder einzelne Schritt ließ die Freude wie die Nervosität größer werden. Die Tränen hatten längst in meine Augen gefunden, dabei hatte ich mich während der Zeremonie zusammen reißen wollen. Oder wenigstens bis zu den Gelöbnissen. Leider scheiterte ich daran.

Im Hintergrund war Musik zu hören, welche wie die Übliche in Kirchen klang, wenn die Braut nach vorne Schritt.

Meinem Bruder war ich dankbar für die Nähe, denn mit ihm war dieser Gang leichter. So hatte ich eine Stütze, was bei dem Kleid mit den Schuhen nie ein Fehler war.

Nero konnte ich leider nur verschwommen erkennen. Obwohl ich ihn nur zu gerne nochmal genau angesehen hätte.

Die Kapelle war klein, weshalb wir kurz darauf unser Ziel erreicht hatten. Ordnungsgemäß übergab Ian mich an Nero. Ich wurde positiv überrascht, denn er tat das kommentarlos. Dabei hätte ich meinem Bruder eine Drohung zugetraut. Aber er bewies gute Manieren und vertrauen in seinen besten Freund.

Anschließend stellte er sich hinter mich, denn Ian würde genauso mein Trauzeuge sein. Ein weiterer Punkt warum es wundervoll war, dass er hier war.

Neros Trauzeuge war einer seiner Männer, was vollkommen ok für ihn war. Wir wollten einfach nur heiraten, alles andere waren unwichtige Details. Dennoch freute mich die Anwesenheit meines Bruders.

Ein paar von Neros Männern, die unsere Bodyguards waren, saßen auf den Bänken. Wenn sie schon auf der Hochzeit sein würden, sollten sie sich wie Gäste fühlen.

Mein Zukünftiger nahm meine Hände und drückte sie leicht. Wenn ich mich nicht irrte, war ein Lächeln auf seinen Lippen zu finden. Ich grinste längst, was beinahe weh tat, weil ich mich derart freute.

Wer weiß wie angebracht es war, aber ich hauchte: "Hi."

Genauso leise folgte die Antwort: "Hi süßes Blondchen." Bei seinem altbekannten Kosenamen für mich war ich erst recht gerührt. So genervt ich manchmal davon gewesen war, mittlerweile fand ich ihn süß.

Der Pfarrer, welcher neben uns stand, erlangte unsere Aufmerksamkeit, denn er fing mit einer Begrüßung an. Ich nahm ihn nur halb wahr, weil ich auf den Mann vor mir konzentriert blieb.

Endlich war der Moment der Momente gekommen.

Obwohl ich die pure Euphorie in mir fühlte, blieb eine gewisse Nervosität in mir. Dabei konnte praktisch nichts mehr schief gehen, immerhin waren wir längst mitten in der Trauung.

Schließlich gab ich mir Mühe dem Pfarrer meine Beachtung zu geben. Er sagte gerade: "Wir haben uns heute hier versammelt weil Ever und Nero den Bund der Ehe eingehen wollen. Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Und so hoffen wir dass sie euch beistehen wird." Vermutlich war ich allgemein zu nahe am Wasser gebaut, denn bei diesen Worten rann mir unwillkürlich eine Träne über die Wange. Da Nero meine Hände hielt, ließ ich die Träne einfach und wischte sie nicht weg.

Meinen Verlobten veranlasste das dazu erneut meine Hände zu drücken. Nur half das kein bisschen, weil ich direkt losheulen wollte. Ich riss mich weiterhin zusammen, denn den ersten Part hätte ich gerne halbwegs trocken überstanden.

Ich blinzelte ein paar Mal, was meine Sicht ein bisschen verbesserte. Dennoch sah ich Nero leicht verschwommen. Egal wie, er war immer unglaublich attraktiv.

Mein Fokus war doch nicht der Beste, denn ich hatte die restliche Rede bis zu den Ehegelübden verpasst. Zumindest fing Nero an: "Bis heute war der Tag, als ich dir sagte, dass ich dich liebe und der Tag, an dem ich wusste, dass ich dich heiraten werde, der beste Tag meines Lebens.

War ...

Denn heute ist der überglücklichste Tag in meinem Leben und ich kann nur schwer in Worte fassen, was ich gerade fühle. Von heute an gehen wir beide als Ehemann und Ehefrau Hand in Hand durchs Leben.

Ich sehe unsere Zukunft und ich sehe gute wie auch schlechte Zeiten auf uns zukommen. 

Und es könnte kein größeres Glück für mich geben, all diese Wellen mit dir gemeinsam zu erleben."

Zwei Tränen hatten es längst meine Wange hinunter gewagt. Dieses Gelöbnis war wunderschön. Da würde jedem warm ums Herz werden. Ein Schniefen konnte ich nicht halten und musste versuchen mich zusammenzureißen. Immerhin war nun ich an der Reihe.

Nach einem Räuspern traute ich meinen Stimmbändern schon eher. Dennoch tat ich es ein zweites Mal, um ganz sicher zu sein.

"Für immer wirst du mein bester Freund und große Liebe sein. Und deshalb frage ich dich, ob du für alle Zeit als mein Ehemann an meiner Seite stehen möchtest.

Heute ist der Tag an dem wir den nächsten Schritt gehen und voll Freude in unsere gemeinsame Zukunft sehen. Voller tiefer Zuneigung und gestärkt mit dem Wissen, dass wir uns beide füreinander entschieden haben."

Die Tränen wurden stärker, was mir ein Schniefen einbrachte. Es war schwer eine Rede zu halten, wenn man derart ergriffen war. Dann konnte ich nicht mal Neros Gesichtsausdruck erkennen, um zu wissen wie mein Gelöbnis ankam.

Nach einem weiteren Räuspern schaffte ich es fortzufahren: "Ich will Dein sein in Wohlstand und in Armut, in Krankheit und in Gesundheit, im Scheitern und im Erfolg.

Zusammen werden wir träumen und manchmal auch stolpern. Aber wir werden uns immer gegenseitig aufhelfen, um schnell wieder nach den Sternen zu greifen.

Wir werden alle Dinge teilen und uns unterstützen.

Ich werde dich wertschätzen und repektieren, dich trösten und ermutigen. Ich will immer ehrlich zu dir sein. Und egal wovon wir überrascht werden, an deiner Seite sein.

So lange ich lebe."

Es war wirklich ein Kampf die Fassung zu wahren. Sobald diese Trauung geschafft war, würde ich losheulen. Das würde ich mir gönnen. Egal was die anderen darüber denken würden.

Scheinbar hatte ich den Pfarrer angesteckt, denn er musste sich nun selbst räuspern. Danach fing er an: "Deshalb frage ich dich, Ever Wilson, möchtest du den hier anwesenden Nero Hernandez lieben, achten und beschützen, ihm die ewige Treue schwören? So antworte mit: Ja, ich will."

Ich nickte leicht und antwortete: "Ja, ich will."

Der Pfarrer fuhr gleich fort: "Möchtest auch du, Nero Hernandez, die hier anwesende Ever Wilson lieben, achten und beschützen und ihr die ewige Treue schwören? So antworte mit: Ja, ich will."

Von meinem zukünftigen folgte kein Zögern, denn er antwortete sofort: "Ja, ich will."

Die Freude in mir stieg zu einem neuen Level an. Ich war kaum zu halten vor Euphorie. Es fehlte nicht mehr viel und wir wären offiziell getraut.

Schon machte der Pfarrer weiter, in dem er sagte: "Steckt nun im Zeichen eurer Liebe die Ringe einander an."

Ian hatte diese vorab erhalten, weshalb er sich zu uns gesellte und jedem die richtige Schachtel reichte. Wir mussten deshalb unsere Hände von einander lösen und mit zitternder Hand nahm ich die kleine Schachtel an. Wer weiß ob ich es in dem Zustand schaffen würde Nero einen Ring anzustecken.

Er tat mir den Gefallen und wagte es zuerst, somit hätte ich Zeit mich ein bisschen zu beruhigen. Nero nahm meine Hand und steckte den Ring an den richtigen Finger.

Als das geschafft war, tat ich dasselbe bei ihm. Tatsächlich schaffte ich das problemlos, ohne einem peinlichen Zwischenfall.

"Kraft meines Amtes erkläre ich euch nun zu Mann und Frau." Damit war die Trauung abgeschlossen und wir waren verheiratet.

Ich fing breit zu grinsen an und Nero nahm mein Gesicht in seine Hände und beugte sich zu mir. Ein Kuss musste sein, um unser ewiges Glück zu besiegeln.

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