Kapitel 42

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Ich konnte es kaum glauben, aber nun war die Erinnerung glasklar. Wir hatten uns geküsst und das ziemlich wild. Nero schien das nicht mal zu vertuschen wollen, so als wäre es ein Fehler gewesen und niemals vorgefallen. Nein, er wollte sogar noch darüber reden.

Der Mafiaboss neben mir deutete meinen Gesichtsausdruck richtig, denn er sagte: "Na endlich. Es hat lange genug gedauert, bis es dir wieder eingefallen ist. Ich habe schon gedacht, dass ich es dir erzählen muss und du es mir anschließend kein Stück glaubst."

In meiner Panik gemischt mit Stress, fragte ich: "Könnten wir das nicht einfach vergessen?" Es wäre die einfachste Lösung und damit ging man jeglichem Problem aus dem Weg.

Nero ließ sich nichts anmerken, was er über meinen Vorschlag dachte und hob lediglich eine Augenbraue. "Es hat sich nicht danach angefühlt, als hätte es dir missfallen." Da hatte er einen guten Punkt, denn das war unglaublich gewesen. Etwas das schwer zu leugnen war, trotzdem war das Ganze kompliziert.

Wie stellte er sich das überhaupt vor?

Es war vollkommen hirnrissig und zum scheitern verurteilt. Das könnte niemals gut enden, zumindest konnte meine innere Panik sich nichts anderes vorstellen.

Ich wollte meinen Mund öffnen, aber da kam Ian wieder herein, weshalb ich still blieb. Vor ihm sollten wir uns weiterhin normal Verhalten. Mein Bruder würde mit hoher Wahrscheinlichkeit Nero umbringen.

Der Glückliche hatte keine Ahnung von all dem und meinte: "Wir sollten darüber sprechen, wie genau es weitergeht. Ich wüsste gerne wo Ever sich befindet, damit ich sie besuchen kann."

Nein, mein Bruder würde mich nicht ernsthaft verlassen und mit seinem besten Freund alleine lassen. Ich mag ein Feigling sein, aber dieses zu erwartende Gespräch machte mir Angst.

Nero nickte und wandte sich ihm zu, als er antwortete: "Das lässt sich einrichten. Dennoch müssen wir vorsichtig sein und Besuch sollte sich in Grenzen halten. Falls dir jemand folgt, würdest diese Person direkt zu deiner Schwester führen. Vorsicht ist geboten."

Verdammt.

Natürlich klang das logisch, nur machte es das für mich kein bisschen besser.

Um das irgendwie zu retten, zog ich eine Schnute und warf Ian meinen Hundeblick zu. "Wirst du etwa bald wieder abreisen? Das wäre schade. Wir haben uns viel zu kurz gesehen."

Mit einem tiefen Seufzen setzte er sich auf den Sessel, was im Grunde alles sagte. Seine Abreise war praktisch in Stein gemeißelt, wenn man diesen Gesichtsausdruck näher betrachtete.

"Ich habe immer noch einen Job und es hat Priorität dich zu schützen. Wir müssen Calvin im Auge und unter Kontrolle halten. "

Gut, meine Mimik zog offensichtlich zu null Prozent, obwohl ich die kleine Schwester war. Normalerweise, eher früher, hatte das immer geklappt. Daran erkannte man wohl, dass wir Erwachsen geworden waren und er mittlerweile einen sehr ernsten Job hatte.

Es kam zu keiner weiteren Diskussion, da Nero erklärte: "Für den Moment bleiben wir hier, denn es ist eines meiner Safehäuser." Diese Bezeichnung schrie so richtig nach illegalen Aktionen oder der Mafia. Kein normaler Mensch besaß ansonsten ein Safehaus, dann hatte er davon mehrere.

"Ja, das klingt vernünftig. Wenn es in Ordnung ist, dann bleibe ich noch für etwa einen Tag." Die Erleichterung ergriff Besitz von mir, denn vielleicht schaffte ich es meinen Bruder doch noch umzustimmen.

"Das hängt von den Entwicklungen ab. Falls es ruhig bleibt, kannst du die nächste Nacht hier verbringen."

Perfekt, er stimmte dem zu und schmiss seinen besten Freund nicht direkt aus dem Haus.

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