Kapitel 58

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Meine Stimme war lediglich ein Hauchen als ich ungläubig sagte: "Calvin." 

Dort stand ernsthaft mein Exverlobter, dank welchem ich durch die Hölle gegangen war. Der Schock stand mir sicher groß ins Gesicht geschrieben und mein Körper war wie eingefroren. Ich war zu keiner Regung fähig, gerade noch war mir sein Name über die Lippen gekommen. 

Meinen persönlichen Alptraum konnte ich zwar dort stehen sehen, aber wollte es nicht glauben. Es musste eine Halluzination sein, denn diesem Mann hatte ich nie wieder gegenüberstehen wollen. Er hätte mir auf ewig fernbleiben sollen. 

Zwei meiner Bodyguards stellten sich sofort vor mich, wie menschliche Schutzschilder und einer blieb neben mir. Alle drei zückten ihre Waffe, also hatten sie ihn genauso erkannt. Calvin war auch der Erzfeind von Nero, daher dürften sie wissen wie er aussah oder wer genau er überhaupt war. 

Ich hatte zwar nur einen kurzen Blick auf ihn erhascht, aber die Überraschung hatte man in seinem Gesicht erkennen können. Scheinbar war es reines Pech ihm hier über den Weg zu laufen, denn er hatte gewirkt als wäre ihm ein Geist erschienen. So als könnte er kaum glauben, dass ich ausgerechnet hier stand. 

Unwillkürlich zuckte ich leicht zusammen, kaum ertönte seine nun eiskalte Stimme: "Ok, ihr drei Witzfiguren, wenn ihr gerne lebt, dann geht mir gefälligst aus dem Weg. Ich werde jetzt nämlich meine Verlobte mitnehmen, dabei ist es mir egal was ich dafür mit euch machen muss. Ihr habt die Wahl wie friedlich das ablaufen wird." 

Seine Verlobte.

Alleine bei dem Gedanken daran wurde mir übel. Das lag längst hinter uns und ich hatte ihm damals den Ring zurück gegeben. Das mit der Trennung hatte ich bei meinem Abgang deutlich gemacht. 

Obwohl ich meinen Bodyguards vertraute, spürte ich die Angst in mir. Eine Angst, dass er mich wirklich mit sich nahm und es wie früher wäre. Das diese Hölle von neuem begann und ich von diesem Mann wie ein Haustier behandelt wurde.  

Zu meinem Glück ließ sich keiner der drei Männer von Calvins Drohung beeindrucken. Sie blieben standhaft und Johnny antwortete in derselben Tonlage: "Dann wirst du uns umbringen müssen, anders kommt niemand an uns vorbei." 

"Gerne." Man hörte das Lächeln aus seiner Stimme, wodurch bewiesen wurde was für ein kranker Typ Calvin war. Er hatte nicht mal ein Problem damit jemanden zu töten. Nein, es wäre ihm sogar noch recht. 

Ich wäre gerne mutig genug um hinter einem meiner Beschützer hervor zu spähen, damit ich wusste was genau passierte oder ob Calvin Unterstützung hatte, aber mir fehlte der nötige Mumm dazu. Meine Gedanken mochten rasen, nur mein Körper war zu absolut keiner Regung fähig. Der Schock ihn zu treffen war viel zu groß und das vorherige Erlebnis im Lift hatte seine Vorarbeit geleistet.

Einen Versuch es friedlich zu lösen wagte mein Exverlobter noch, denn er meinte: "Ever, sei vernünftig genug und komm freiwillig zu mir. Oder steht ein Blutbad wirklich in deinem Sinn? Nein, dafür bist du zu gut."

Da gab es die Frage, ob er diesen Irrsinn ernsthaft an einem öffentlichen Ort abziehen würde. Wenn er direkt hier jemanden umbrachte blieb das nie ohne Zeugen. Wir befanden uns auch vor einem Hotel, irgendjemand würde das mitbekommen.

Eine Antwort meinerseits wurde unnötig, denn Johnny sagte bestimmend: "Nein, das ist keine Option." Entweder hieß das man würde mich in erster Linie nicht gehen lassen oder es waren rein nette Absichten in denen man mich vor Calvin schützen wollte. Egal was davon, ich wollte sowieso bei Nero bleiben, also konnte es mir egal sein. 

"Na gut, wie ihr wollt. Dann wird es eben die schmerzhafte Methode. Mir ist das vollkommen egal solange ich meine Verlobte bei mir habe. Genau dort wo sie sein sollte." 

Das Fass war voll, weshalb mir eine Sicherung durchbrannte und wieder Leben in mich kam. Ohne länger darüber nachzudenken, rief ich: "Ich bin weder deine Verlobte, noch gehöre ich an deine Seite! Und nein, ich werde nicht mit dir mitgehen!" Phil, welcher vor mir stand, wollte ich beiseite schieben damit ich Calvin anfunkeln konnte, nur hielt mich der Mann neben mir davon ab. Er packte mich an den Oberarm und hielt mich fest.

Ich wollte mich grob daraus befreien, allerdings hatte das wenig Effekt. Wie man es von einem guten Beschützer erwartete, hatte ich keine Chance gegen ihn.

Calvin gab ein abfälliges Lachen von sich, welches mich auf die Palme brachte. Noch mehr als die Worte folgten: "Das werden wir ja sehen."

Dieser Mann war derselbe eingebildete Schnösel wie schon immer. Wie sicher er sich war, dass ich bald wieder bei ihm wäre. Dann könnte Calvin mich wie ein Haustier einsperren und ich musste nach seiner Pfeife tanzen.  

Plötzlich wurden wir von einer eiskalten Stimme unterbrochen: "Du wirst das nicht mehr miterleben, Arschloch." Danach folgte ein Schuss, bei welchem ich mich nur fragen konnte wer genau diesen abgefeuert hatte.

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