Kapitel 57

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Das Gespräch mit den Hotelangestellten wurde von Phil übernommen. Ich hatte mit den restlichen Jungs weitergehen können. Über das Treppenhaus waren wir bis ins Erdgeschoss gegangen. Glücklicherweise war das nur noch ein Stockwerk gewesen. 

Mittlerweile durchquerten wir die Lobby, dabei stieg mit jedem weiteren Schritt meine Erleichterung an. Aus diesem Gebäude zu sein täte mir sicherlich einen Gefallen. 

Nebenbei spielte ich bereits mit dem Gedanken Nero zu bitten das Hotel zu wechseln. Ich hatte zwar allgemein nicht mehr das Bedürfnis einen Lift zu betreten, aber dieses Unheil war ausgerechnet hier passiert. Für den Moment schob ich das beiseite, denn damit konnte ich mich später befassen. 

In der Lobby war fast nichts los, weshalb wir problemlos vorankamen. Niemand stand uns im Weg oder gaffte uns an, wie es üblich war wenn ich mit den Bodyguards unterwegs war. Man sollte es den Leuten nicht verübeln, dennoch war es nervig angestarrt zu werden. 

Johnny war die ganze Zeit über direkt neben mir, nun überholte uns einer der beiden Männer hinter uns. Der checkte vermutlich die Lage draußen als erstes ab. Die Bedrohung könnte ja überall liegen, da gingen sie auf Nummer sicher. 

Die Schiebetüren öffneten sich kurz bevor wir diese erreichten, so konnten wir direkt nach draußen gehen. Die frische Luft schlug mir entgegen, was unglaublich angenehm war. Wenigstens etwas meiner Anspannung legte sich dabei.

Damit wir den Eingang nicht blockierten, gingen wir ein paar Meter nach rechts. Auf dem Gehsteig war wenig los, lediglich die Straße war mit Autos überfüllt. Entweder war das hier allgemein der Fall oder heute hatten wir einen schlechten Tag erwischt. 

Als wir stehen blieben wagte ich es nicht mich gegen die Wand zu lehnen. Meinem Brautkleid sollte absolut nichts passieren. Ich begnügte mich damit ein paar Mal tief Luft zu holen. 

Johnny räusperte sich, weshalb er meine Aufmerksamkeit bekam und auch die der anderen beiden Jungs. Schon fing er an: "Die zwei Männer, die das Zimmer bewachen sollten werden bald zu uns stoßen. Man sollte stets jegliche Möglichkeit in Betracht ziehen, falls das mit dem Lift Absicht war, müssen die Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden." Dabei dürfte Phil jeden Moment wieder hier sein, damit hatte ich vier Bodyguards um mich. Und mir könnte niemand erzählen, dass die Jungs keine ausgezeichnete Ausbildung hinter sich hatten. Nero übertrieb gerne maßlos, da hatte er bestimmt die besten ausgewählt. Offensichtlich mussten es jetzt schon sechs davon sein. 

Ich schüttelte mit dem Kopf, denn es wurde immer verrückter. Außerdem hielt ich das für ein simples Unglück. Einen Lift aufzuhalten wäre sinnfrei, außer man brachte ihn zum Absturz, weil man die Personen darin umbringen wollte. Als Verlobte von einem Mafiaboss war es zwar möglich, dass man mich töten wollte, dennoch war das sehr gewagt. Immerhin würde Nero ausrasten und wäre auf Rache aus.

Und wer wollte den Mann bitte wütend machen?

Falls ein weiterer Plan dahinter lag, hätte dieser wohl längst gestartet. Tja, der war ausgeblieben, denn wir hatten in aller Ruhe nach draußen gehen können. 

Meine Meinung behielt ich für mich, denn am Ende zählte die praktisch nichts. Und die Jungs machten ordnungsgemäß ihren Job wie Nero es von ihnen verlangte. Jegliche Zickerei wäre sinnfrei, wie ein reiner Energieverbrauch. 

Johnny holte sein Handy hervor und ich ahnte was er vorhatte. Vermutlich war es sinnlos, dennoch war es mir den Versuch wert. "Wie wäre es, wenn wir Nero später darüber informieren? Jetzt würde das nur die Hochzeit ruinieren, dabei war das praktisch nichts." Er warf mir nicht mal einen Blick zu und tippte auf seinem Handy herum. "Nein, das muss sein."

Eigentlich hatte ich meine Klappe halten wollen, aber die Meinung änderte sich in diesem Moment. Mein Verlobter würde nämlich unnötig Stress machen, das war mir bewusst. Nach einem Seufzen erklärte ich: "Das war ein technischer Defekt. Solche Dinge passieren eben, manchmal hat jeder Pech." 

"Wenn ich meinen Job behalten will, muss ich stets Bericht über alles erstatten." 

Ich warf die Hände in die Höhe, denn die Diskussion hatte keinen Sinn. Dieser Gesichtsausdruck in Kombination mit der Stimmlage gaben mir diesen Hinweis. 

Danach streckte ich meine Hand nach dem Handy aus. "Ich übernehme den Anruf, dann hört Nero gleich meine Stimme. Wir sind uns sicher einig, dass er durchdrehen wird, wenn er davon erfährt. Von mir zu hören sollte ihn einigermaßen beruhigen." 

Johnny hielt inne und dachte darüber nach. Ihm dürfte klar sein wie Recht ich damit hatte. Natürlich konnte er sich gerne einen aufgebrachten Nero antun, trotzdem wäre es mit mir leichter. Dann hatte mein Verlobter direkt den Beweis, dass ich wohlauf war, ansonsten würde ich wohl kaum mit ihm telefonieren. 

Schließlich tippte er auf den Bildschirm und reichte mir das Handy. "In Ordnung. Danke." 

Ich nickte und hielt mir das Teil ans Ohr. 

Nach dem zweiten Tuten nahm er den Anruf entgegen, seine kalte Stimme war zu hören als er fragte: "Ja?" Daran erkannte man ganz den Boss, den ließ er zu hundert Prozent erkennen. 

"Hi, Ever hier. Es geht mir bestens und niemand ist verletzt, damit das klar gestellt ist. Deine Männer drehen durch, weil wir im Lift stecken geblieben sind. Und ja, wir sind längst befreit und niemand hat davon Schaden genommen. Du musst weder am Rad abdrehen noch dir Sorgen machen."

"Was?!"

Ich hätte mir denken können, dass das wenig half. Johnny konnte mir wirklich dankbar sein, denn den hätte er vielleicht sogar angeschrien oder wer weiß was. 

"Nero, es ist alles gut. Das war ein technischer Defekt. Mittlerweile sind wir vor der Tür und schnappen frische Luft."

"Ever, ich glaube nicht an Zufälle. Du bleibst genau dort und ich mache mich sofort auf den Weg. Gib mir bitte Johnny, mit ihm muss ich schnell ein paar Sachen besprechen." Ich unterdrückte ein Seufzen und reichte besagtem Mann kommentarlos sein Handy. Umso schneller alles geklärt war, desto besser. 

Das mit der Hochzeit wurde scheinbar doch nichts. All das wegen dem Lift, der einen Streik hinlegen musste. Der heutige Stress war damit vollkommen umsonst gewesen, immerhin viel die Hochzeit ins Wasser, sofern alle derart um mich besorgt waren. 

Dem Telefonat hörte ich nicht weiter zu und konzentrierte mich auf meine Atmung. Ich holte tief Luft, denn mich zu beruhigen war die einzig vernünftige Lösung. Viel ändern konnte ich an der aktuellen Lage sowieso nicht. 

"Ever?"

Diese Stimme zu hören ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Ich hatte gehofft ausgerechnet diese nie wieder zu hören. Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und mein Blick schnellte in die Richtung, denn ich musste mich vergewissern, ob ich richtig damit lag wem diese Stimme gehörte. 

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