Kapitel 54

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Im selben Laden fand ich noch passende Schuhe mit einem hohen Absatz, wodurch die Länge des Brautkleides perfekt wurde. Eine Halskette wie ein dazugehöriges Armband wurden die Accessoires. Beides war in Silber mit unterschiedlich großen Glitzersteinen. Dagegen waren die Schuhe schlicht, denn die waren in Weiß ohne Schnickschnack. Ich hatte mich hauptsächlich deshalb dafür entschieden, weil man sie unter dem Kleid nicht sehen konnte und ich keine zu unbequemen Schuhe haben wollte. Es war nämlich durchaus möglich, dass ich viel zu Fuß unterwegs wäre. Das hing davon ab wo ich nachher Nero treffen würde oder wo sich die Kapelle befand. 

Das Kleid hatte ich gleich anbehalten, denn alleine dort hineinzuschlüpfen wäre eine Kunst. Mit der Verkäuferin hatte das einfach geklappt. Außerdem stand die Hochzeit kurz bevor, da konnte ich es weiterhin tragen bis der Zeitpunkt kam. 

Das Hotelzimmer befand sich glücklicherweise in der Nähe, weshalb wir dieses schnell erreicht hatten. Einer der Bodyguards hielt Nero am Laufenden, damit ihm klar war wann ungefähr die Trauung stattfinden konnte. 

Er selbst ging aktuell der Aufgabe nach einen Brautstrauß zu kaufen, der fehlte noch für mich. Auf die Ringe musste er warten, denn die wurden graviert. Es verwunderte mich wie er das geschafft hatte. Mit Geld bekam man wohl wahrlich alles was man wollte. Normalerweise gab es doch immer längere Wartezeiten bis man ein Schmuckstück graviert bekam. In diesem Fall wurde das sofort erledigt. 

Ich versuchte mich an einer Hochsteckfrisur, die mir spontan in den Sinn gekommen war. Ich hatte ein bisschen Übung darin, allerdings war es bei sich selbst schwieriger. Es war wesentlich leichter jemand anderem die Haare zu machen.

Der hintere Teil wurde vollständig hochgesteckt, lediglich vorne lockte ich ein paar Strähnen, dadurch wurde mein Gesicht umrahmt. Meiner Ansicht nach machte das den Look weniger streng, weshalb es ideal für diesen Anlass war.  

Meine Bodyguards warteten im Nebenzimmer, denn zumindest ins Badezimmer ließ man mich alleine gehen. Selbstverständlich erst nach dem jemand den Raum abgecheckt hatte. Es könnte sich ja jemand hinter dem Duschvorhang verstecken. Die Gefahr könnte überall lauern, da überließen sie nichts dem Zufall. 

Die Haarklammern in Silber hatte ich auch im Brautladen gefunden, die waren passend zum Schmuck. Die Verkäuferin hatte sich Mühe gegeben alles aufeinander abzustimmen, um mich infolgedessen glücklich zu machen. Sie hatte definitiv Ahnung von ihrem Job oder einen ähnlichen Geschmack wie ich, denn wir waren schnell fündig geworden. 

Mit mir hatten sie guten Umsatz gemacht, denn Nero hatte mir kein Limit gesetzt. Seine Kreditkarte hatte ich ohne Reue zum Glühen gebracht. 

Ich steckte gerade die letzte Klammer ins Haar. Der Spiegel war zeitgleich der Badezimmerschrank, welcher über dem Waschbecken hing. Es waren drei Kästen, die aneinander gereiht waren. Den rechts wie links hatte ich aufgeklappt, damit ich mich von allen Seiten betrachten konnte. Bei einer Frisur war das hilfreich, dann hatte ich alles im Blick. 

Ich drehte meinen Kopf von einer Seite zur anderen, dadurch konnte ich mein Werk nochmal genauer begutachten. Dank der Haarspangen funkelte es wunderschön, was dem Ganzen mehr Eleganz verlieh. 

Mit einem Lächeln widmete ich mich meiner Schminktasche, die ich auf dem Waschbeckenrand abgestellt hatte. Ich sollte mich direkt meiner nächsten Aufgabe widmen. Die Idee zum Make-up hatte ich längst im Kopf.

Eigentlich war es vollkommen verrückt wie schnell wir all das durchzogen. Aber wenn man sich einer Sache sicher war, dann wäre warten sinnlos. Obwohl Ian natürlich fehlte, denn wenigstens er sollte an diesem Ereignis dabei sein. Noch mehr, weil der Bräutigam sein bester Freund war. 

Mit einem Seufzen kramte ich in meiner Schminktasche, denn sobald das Styling erledigt war, könnte ich Nero treffen. Unserer Hochzeit stand praktisch nichts mehr im Weg. 

~~~

Nach dem ich fertig war, verließ ich mit guter Laune das Badezimmer. Sobald Nero bereit war, konnte es losgehen. 

Alle vier Bodyguards sahen sofort zu mir. Der Reihe nach sprach mir jeder ein Kompliment aus, womit sie mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Die Jungs waren heute eine gute Shoppingbegleitung gewesen. Auf jeden Fall waren sie besser als niemand und ich sollte in meiner Situation nicht wählerisch sein. 

Der Anführer der vier, namens Johnny wie ich das mitbekommen hatte, brachte mich auf den neuesten Stand. "Der Boss hat den Brautstrauß und die Ringe. Er ist unterwegs zum Hotelzimmer, aber ich kann ihn darüber informieren, dass die Braut bereit ist. Theoretisch könnten wir den Treffpunkt auf die Kapelle verlegen."

Ich nickte, denn das klang nach einem vernünftigen Plan. Es wäre sicherlich einfacher, wenn wir uns dort treffen würden. Außerdem sollte der Bräutigam seine Braut erst in der Kirche sehen. Ein bisschen konnten wir uns gerne ans Skript halten, egal wie spontan all das war. 

"Das klingt perfekt, dann hat Nero auch keinen unnötigen Zwischenstopp hier. Es wäre ein reiner Umstand für ihn, sofern er schon fertig ist." Die Antwort darauf war ein Nicken und er nahm sein Handy in die Hand. 

Es mag kaum spannend sein, aber ich sah ihm dabei zu wie er die Nummer wählte und sich das Handy ans Ohr hielt. Nebenbei fuhr ich mit einer Hand über das Kleid, irgendwie musste ich meine Hände beschäftigen, denn langsam meldete sich die Nervosität in mir. 

Ich war mir meiner Entscheidung sicher, trotzdem war man aufgeregt bei so einem großen Erlebnis vor sich. Das gab es nur einmal im Leben, da passierte hoffentlich kein Unfall oder das sonst etwas schief lief. Am Ende wusste man nie was einen erwartete. 

Und irgendwie war da ein kleines, ungutes Gefühl in mir. Es könnte zwar Paranoia sein, weil meine Nerven angespannt waren, dennoch war ausgerechnet ein Mafiaboss der Bräutigam. Da konnte sicher einiges schief gehen. Alleine die Tatsache, dass man mir vier Männer an die Seite gestellt hatte, sagte viel über die allgemeine Situation aus. Egal wie sehr Nero beteuert hatte, dass es reine Vorsichtsmaßnahmen waren. 

Bei meinen Gedanken musste ich mit dem Kopf schütteln, denn ich hatte die Hoffnung sie damit loszuwerden. Ich sollte mich an meinem Hochzeitstag auf das Positive konzentrieren. Alles andere sollte in den Hintergrund rücken.

Nero und ich, alles andere war unwichtig.  

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