Kapitel 51

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Den restlichen Tag blieb mein Bruder verschollen. Er meldete sich nicht mal bei Nero, der sein Boss war. Allerdings gaben wir ihm den Freiraum, wenn er ihn schon nötig hatte. Währenddessen folterten mich meine eigenen Gedanken und ließen mir keine Sekunde Ruhe. 

Was wenn er sich nie beruhigte?

Was wenn Ian einen ewigen Groll hatte?

Oder noch schlimmer, wenn er enttäuscht von uns war?

Natürlich hatte Nero Recht, dass es meinen Bruder für uns freuen sollte, dennoch wusste man nie wie die andere Partei wirklich reagierte. Klarheit hätten wir erst, sobald Ian sich wieder blicken ließ. Wer weiß wann das sein würde, bis dahin erlitt ich eine Folter.

Ich befand mich mittlerweile in der Küche und war mit Kochen beschäftigt. Gut, eigentlich sah ich mittlerweile nur der Lasagne im Backofen zu. Im Grunde hatte ich bereits gekocht und musste nur noch warten, dass der Ofen seinen Job richtig machte und das Essen fertig war. 

Es hatte etwas Beruhigendes, wenn man dem Käse dabei zusah wie er schmolz und meine Lasagne hatte davon reichlich abbekommen, denn ich liebte ihn. Es gab nichts Besseres als Käse, davon konnte man praktisch nie zu viel auf ein Gericht geben. 

Plötzlich wurden mir zwei Arme von hinten umgelegt, weshalb ich zusammenzuckte. Natürlich hatte ich schnell kapiert wer das war und musste lächeln. Nero beugte sich nach vorne und flüsterte in mein Ohr: "Wie geht es meiner bezaubernden Verlobten?" 

Mein Gesicht drehte ich zu ihm, damit wir uns einen Kuss geben konnten. Ich hielt ihn kurz, damit ich antworten konnte: "Gut und dir, Verlobter? Die Frage stellst du nur, weil du einbauen wolltest, dass ich deine Verlobte bin, oder?" 

"Möglich." Ein Lächeln fand dabei auf seine Lippen, wie auf die meinen, denn ich hatte ihn durchschaut. Und natürlich, weil seine Aussage mein Herz erwärmte.

Nero hatte sich vorhin entschuldigt um zu arbeiten und ich hatte die Zeit genutzt um die Küche kennenzulernen. Lebensmittel gab es in diesem Haus genug, da hatte ich keine Probleme gehabt ein Gericht zusammenzustellen. 

Ich lehnte mich zurück an ihn und Nero meinte: "Oh, Lasagne. Danke fürs kochen." Es war schön, dass er das zu schätzen wusste, da tat man das gleich nochmal lieber. "Kein Problem. Ich tue es gerne."

Nun sahen wir beide der Lasagne beim Backen zu, wobei es schwer zu beurteilen war, ob Nero das wirklich genauso tat, da er hinter mir stand. Zumindest meine volle Aufmerksamkeit hatte das wundervolle Nudelgericht. 

Nero drückte seine Arme um mich einmal leicht zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Er konnte wirklich süß sein. Ich hatte ihn zwar immer für eine freundliche, höfliche Person gehalten, aber das er ein derart süßer Freund wäre, hätte ich nicht gedacht. Noch weniger wenn man die Info hatte, wer genau dieser Mann eigentlich war. 

Mit seinen Armen um mich drückte er einmal leicht zu und fing an: "Ever, da wir zugegeben haben verrückt zu sein, möchte ich dir einen Vorschlag machen. Ich hatte vorhin eine Idee und vielleicht begeistert sie dich genauso."

Da durfte ich gespannt sein, was sein Hirn sich zusammen gereimt hatte. 

Meine Hände legte ich auf die seinen und fragte dabei: "Was schwebt dir vor? Verrückter wie die Idee mir spontan einen Heiratsantrag zu machen kann es wohl kaum sein. Im Grunde kannst du mich nicht mehr schocken und ich bin leicht zu überzeugen."

Mit seinen Lippen hielt er kurz vor meinen Ohren inne und flüsterte: "Wir sollten das direkt umsetzen. Ich habe einen Privatjet und mit dem können wir hinfliegen wo wir wollen. Wo auch immer du heiraten willst, dort können wir hinreisen und es durchziehen. Falls du Lust hast, ich wäre dabei." 

Ich fing unwillkürlich zu grinsen an, denn die Antwort war mir sofort klar. Egal wie irre das war, aber im Grunde wusste ich was ich wollte. Es war schon immer dieser Mann gewesen, weshalb ich keine lange Bedenkzeit brauchte. Idealerweise hatten wir denselben Knall, wodurch wir beide eine Blitzhochzeit durchziehen würden. 

"Hm, was ist deine Meinung zu Las Vegas? Vielleicht ist es ein Klischee was spontane Hochzeiten anbelangt, aber ich finde das hat was. Wie ist dein Urteil darüber?" 

Nero hatte zwar gemeint, dass es meine Entscheidung wäre, dennoch hielt ich es für angebracht nachzuhaken. Außerdem hatte er vermutlich nicht wirklich mit Las Vegas gerechnet. Bei mir erwartete man vermutlich eher ein Strandparadies oder etwas Normaleres. Meine Wahl gehörte da weniger dazu. 

"Alles was du willst. Ich muss nur dem Piloten Bescheid geben, damit er sich vorbereiten kann." Ich löste seine Arme um mich, denn das konnte er gerne machen. Wenn wir das schon beschlossen hatten, sollten wir das direkt durchziehen. Ich drehte mich noch zu ihm um und antwortete: "Dann geh und kläre das. Trotzdem sollten wir vorher die Lasagne essen, danach kann es losgehen."

Ein Grinsen hatte längst auf seine Lippen gefunden mit welchem er mich ansteckte. Ich empfand es noch immer als surreal, dass ausgerechnet dieser Mann meine Gefühle erwiderte. Obwohl damit ein Traum in Erfüllung ging, war ich damit überfordert.

Nero beugte sich zu mir und ich kam ihm gleich entgegen in dem ich mich auf die Zehenspitzen stellte. Mir war nämlich klar, dass er mich küssen wollte. Die Schmetterlinge in meinem Magen fingen zu flattern an und die Sanftheit dieses Kusses stellte mir die Gänsehaut auf.  

Die Zeit mit ihm war viel zu schön, da konnte ich es kaum erwarten ihn zu heiraten. Für immer an seiner Seite zu sein hörte sich perfekt an. 

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