Meine Nervosität stieg an und ich trug allgemein die Sorge in mir, ob uns Calvins Männer finden würden. Allerdings hatten Nero und Ian mir mehrfach versichert, dass wir genauso gut nach der Trauung abhauen konnten.
So kam es, dass wir nun vor einer kleinen Kapelle ankamen. Sie lag abseits mitten im Nirgendwo. Laut der beiden Männer würde man hier als letztes nach uns suchen.
Nero hatte sogar den Pfarrer hierher kommen lassen. In der vorherigen Trauung war nämlich eine andere Kapelle geplant gewesen. Nun wurde es eben diese.
Von draußen hatte sie mich längst verzaubert. Obwohl die Kapelle schon älter war, wurde sie gut in Schuss gehalten und renoviert.
Rundherum war ein riesiges Feld mit lauter Blumen und Wildgras. Anschließend fing der Wald an, welcher dicht besiedelt war. Die Bäumen standen nahe beinander mit den Büschen dazu, könnte man es fast als Urwald bezeichnen.
Vielleicht klang ich paranoid, aber für mich schien das der ideale Ort für einen heimlichen Angriff zu sein. Hinter Bäumen konnte man sich gut verstecken. Diesen Gedanken schob ich schnell beiseite, denn eigentlich wollten wir heiraten.
Wie auch immer Nero dieses Plätzchen gefunden hatte, es war perfekt.
Nero ging bereits vor, weil er sich vergewissern wollte, ob der Pfarrer schon hier war. Laut ihm, sollte er schneller als wir sein. Unsere Autofahrt hatte auch ungefähr eine halbe Stunde gedauert.
Ian blieb neben mir und bot mir seinen Arm an. Ich hakte mich unter, denn mit dem Kleid in Kombination mit den Schuhen war ein bisschen Halt eine tolle Idee. Glücklicherweise bildeten Steinplatten den Weg zu unserem Ziel. Auf dem Untergrund war es leicht zu gehen, trotz hoher Schuhe.
Nach einem Räuspern meinte mein Bruder: "Ich gönne euch die Liebe wirklich. Das Alles war nur ein kleiner Schock. Plötzchen steht meine kleine Schwester im Brautkleid vor mir." Ich nickte und tätschelte seine Hand. "Dann will ich ausgerechnet deinen besten Freund heiraten."
"Das Detail stört nicht. Kein bisschen." Von mir folgte ein weiteres Nicken, denn das eigentliche Problem war der Job. Natürlich konnte ich ihn verstehen, dennoch fragte die Liebe nicht. Sie passierte einem einfach.
Während wir weitergingen, sah ich mit einem Lächeln auf zu ihm. "Begleitest du mich bis nach vorne? Auch wenn unser Vater hier wäre, würde ich trotzdem dich wollen." Was niemanden überraschen dürfte, immerhin hatte ich zu meinem Vater eine schlechte Bindung. Ian hingegen hatte ich in mein Herz geschlossen.
Kurz fragte ich mich, ob er ablehnen würde. Mein Bruder könnte nämlich draußen warten oder lediglich auf einer der Bänke Platz nehmen.
"Ever, nichts lieber als das." Kaum waren die Worte ausgesprochen musste auch er lächeln. Mich freute das ungemein und Nero wäre sicherlich genauso begeistert.
Mein Verlobter hatte die Kapelle längst betreten, somit war er aus unserem Sichtfeld. Wir legten noch die letzten Meter zurück und blieben vor der Tür stehen. Hier würden wir auf unseren Einsatz warten. Nero wollte uns Bescheid geben, falls der Pfarrer hier war und es anfangen konnte.
Meinen Arm löste ich aus dem seinen und wandte mich ihm zu. Ian tat es mir gleich, allerdings kam er mir zuvor in dem er sagte: "Ich bin mir sicher, dass Nero dich immer gut behandeln wird. Daran hege ich absolut keine Zweifel. Privat ist er ein guter Kerl. Geschäftlich würden die meisten darüber streiten." An sich war mir das alles bewusste, weshalb mich diese Ansprache schon ein bisschen irritierte. Man konnte es wohl meinem Gesicht ablesen, denn mein Bruder erklärte: "Nach dem was du mit Calvin hinter dir hast, wollte ich nochmal darauf hinweisen, dass Nero ganz anders ist. Er wird dir nie weh tun. Niemals." Das war unglaublich lieb von ihm. Da wurde mir direkt warm ums Herz und ich musste mich zusammenreißen, um keine Tränen in den Augen zu bekommen. Das Heulen wollte ich mir nämlich für später aufbewahren. Die Hochzeit bot noch genug Gelegenheiten um vor Freude eine Träne zu verdrücken.
"Danke, Ian. Ich kann dich beruhigen. In deinen besten Freund habe ich nämlich Vertrauen. Wir sind alle gemeinsam aufgewachsen, das hat es vereinfacht."
Er zog mich in seine Arme und diese Umarmung erwiderte ich. Es war schwer in Worte zu fassen wie froh ich war, dass Ian nun doch anwesend war. Auch für meinen Verlobten dürfte das eine Erleichterung sein, wenn wir den Segen von seinem besten Freund und meinem Bruder hatten.
Ganz leise sagte er: "Tut mir leid, weil ich so schnell abgehauen bin. Nur wollte ich diese Neuigkeiten erst verdauen, bevor ich mich dazu äußerte. Im ersten Moment war euer Geständnis der pure Schock. Das ist einfach eine gefährliche Welt." Ich drückte ihn fest an mich als ich antwortete: "Alleine durch dich war ich längst eine mögliche Zielscheibe. Außerdem seid ihr beiden geeignete Beschützer. Ich vertraue auf euch."
"Calvin sind wir schon mal los. Der verursachte die größten Probleme." Ich löste mich von ihm, damit ich Ian wieder in die Augen sehen konnte. Mit einer Handbewegung tat ich das Gesagte ab. "Lass uns über etwas anderes reden. Heute ist mein Hochzeitstag und bis jetzt gab es genug Drama."
"Wie die Braut wünscht."
Allerdings war keine weitere Unterhaltung möglich, denn die Tür öffnete sich. Nero spähte heraus und meinte: "Ihr könnt bald starten. Der Pfarrer ist bereit und ich nehme meinen Platz ein. In etwa einer Minute könnt ihr reinkommen."
Die Aufregung gemischt mit Freude stiegen an, denn endlich würden wir heiraten.
Ich nickte ihm zu und Ian antwortete: "Perfekt." Mit einem letzten Lächeln an mich, verschwand Nero wieder in der Kapelle. Die schwere Holztür fiel hinter ihm zu, welche ich weiterhin anstarrte.
Im Gesamtbild war die Kapelle zwar renoviert worden, lediglich die Tür schien noch diesselbe zu sein. Zumindest wirkte sie von der Zeit gezeichnet und wies ein paar Dellen auf. Das Quietschen beim Öffnen nicht zu vergessen.
Ian erhielt meine Aufmerksamkeit, als er fragte: "Bist du bereit?" Ein Grinsen fand von alleine auf meine Lippen, während ich zu meinem Bruder sah. "Eigentlich seit Nero mich gefragt hat, ob wir heiraten wollen." Nach einem verständnisvollen Nicken folgte die Antwort: "Deshalb die spontane Reise nach Las Vegas."
"Exakt."
Wir setzten uns in Bewegung, denn Nero dürfte genug Zeit gehabt haben, um seinen Platz einzunehmen.
Ich holte einmal tief Luft und damit konnte es losgehen.
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A Million Reasons | ✔️
Genç Kız EdebiyatıEine Frau & zwei Mafiabosse Gut gegen böse. Sie führt ein unglückliches und aussichtsloses Leben mit ihrem Verlobten. Ihre Familie ist das reinste Chaos, welche sie nach langer Zeit wieder besucht. Und dort trifft sie wieder auf IHN, der einzige Man...