Kapitel 29

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Am Ende lag ich neben Nero im Bett, aber bekam kein Auge zu. Nach dem Schläfchen im Auto war ich erholt, obwohl es nur kurz gewesen war.

Dennoch blieb ich still, damit wenigstens Nero schlafen konnte. Seine Atmung war ruhig, also war er längst im Land der Träume.

In der Dunkelheit konnte man nichts erkennen, weshalb ich einfach nur meinen Gedanken ausgeliefert war. Etwas das ich eigentlich eher vermeiden wollte.

Ich unterdrückte ein Seufzen und drehte mich Nero zu, obwohl es nichts brachte. Die Nacht konnte definitiv nerven, wenn man weder schlafen noch etwas erkennen konnte. Ich könnte mich nicht mal mit irgendwas ablenken.

"Wenn du nicht schlafen kannst, möchte ich anmerken, dass es auf meiner Bettseite sehr angenehm ist."

Wir hätten geklärt, dass er doch noch wach war. Seine Stimme zu hören hatte mich interessanterweise kein bisschen überrascht, obwohl ich gedacht hatte, dass er schlief.

Seine Aussage deutete ich als ein Angebot zum Kuscheln. Vermutlich dachte Nero, dass mich die Angst quälte, weshalb ich mich an ihn hängen wollte.

Theoretisch war es sogar ein tolles Angebot, nur würde ich das unterlassen. Am Ende könnte es mir gefallen, dann wollte ich das wieder tun, was eine unnötige Komplikation in meinem Leben wäre.

Ich seufzte und antwortete: "Ich sollte mich schlafend stellen, dann war es ein höfliches Nein."

"Die Chance hast du verpasst, da du mir soeben mitgeteilt hast, dass dem nicht so ist."

Nein, was für ein schlaues Kerlchen er doch war. Dafür hätte er Applaus verdient.

"Nero, du solltest schlafen, denn ich habe es bereits vorhin im Wagen. Jetzt bist du dran dich zu erholen."

Wenn er später weiterfahren wollte, sollte er diese Empfehlung umsetzen. Sofern er sich mit mir unterhielt war das unmöglich.

So schnell schien er ungern aufzugeben, denn er sagte: "Mit dir in meinen Armen hätte ich die Sicherheit, dass du bleibst und keine weitere Flucht startest. In einem anderen Fall ist es schwer die Augen zu schließen."

Vermutlich trug er mir das ewig nach, aber damals war ich unfreiwillig bei ihm. Aktuell war das Absicht und ich wollte ihn in meiner Nähe haben. Somit waren seine Sorgen sinnlos. Allerdings hatte der Mann neben mir eine andere Meinung.

Verschlimmert wurde das Ganze, da er nach meiner Hand suchte und diese auch fand. Er nahm sie in die seine und meinte: "Damit begnüge ich mich eben."

Dabei war es sehr einfach ihm diese zu entziehen und anschließend das Weite zu suchen. Um seiner Seele Ruhe zu lassen, behielt ich das für mich.

Nero verschränkte unsere Finger miteinander, was ich zu ließ. Diese Berührung fühlte sich einfach viel zu gut an.

Dennoch gab ich ein weiteres Seufzen von mir, denn Gefühle für ihn zu haben war schlecht. Nero war nicht in meiner Liga und würde es nie sein. Er könnte so ziemlich jede haben, da war ich im Grunde nichts.

Außerdem reichte eine Beziehung mit einem Mafiaboss für ein Leben. Obwohl man Nero schlecht mit Calvin vergleichen konnte. Die beiden waren wie Tag und Nacht, nur ihr Job war derselbe.

Nun gab er ein Seufzen von sich und sagte danach: "Ich hoffe, dass du dir weiterhin helfen lässt und ich muss anmerken, dass das sehr schwer ist, falls du abhaust."

Wow, was für eine intelligente Schlussfolgerung. Man glaubte es kaum, dass es einfacher war mir zu helfen, wenn ich bei ihm war.

Leider sah er mein Kopfschütteln nicht, aber ich tat es.

Seufzen schien ganz im Trend zu sein, denn eines kam erneut über meine Lippen. Vielleicht hatten wir auch einen Wettbewerb gestartet, wer das bessere hinbekam.

"Ich werde in diesem Bett bleiben und weder abhauen noch eine Flucht planen. Ich habe dich kontaktiert, wenn ich dich daran erinnern darf."

"Ich weiß, aber ich mache mir einfach meine Gedanken. Du hast es schon einmal getan und das mit Erfolg."

Ich tastete mit meiner freien Hand nach ihm und hatte mein Zielobjekt schnell gefunden. Allerdings lag Nero auf dem Rücken und meine Hand lag nun auf seinem Bauch, wo die Muskeln grüßen ließen. So tastete ich meinen Weg nach oben und so konnte ich ihm leicht gegen die Brust schlagen und sagte dabei: "Ich bleibe bei dir."

"Hast du mich gerade betatscht?" Selbstverständlich musste er mich ärgern, was wunderbar funktionierte. Ich war der Dunkelheit sehr dankbar, denn sie versteckte meine roten Wangen.

In meiner Peinlichkeit gefangen, fuhr ich ihn an: "Nero! Ich wollte meine Worte unterstreichen, weshalb ich dir einen Klaps geben wollte! Es tut mir leid, dass ich kaum etwas sehe!"

Nun lachte er, was die Lage verschlimmerte. Noch mehr Blut schoss in meine Wangen, was meine innere Gefühlswelt sehr gut wiederspiegelte.

Ich entzog ihm meine andere Hand, drehte mich um und zog mir die Decke über den Kopf. Es mag kaum einen Unterschied machen, dennoch fühlte ich mich damit etwas besser.

Nero hörte ich gedämpft sagen: "Ever, sei nicht beleidigt."

Das verstand er falsch, denn beleidigt war ich kein bisschen, es war mir schlichtweg peinlich und etwas zu dumm. Ich könnte ihn zwar korrigieren, aber blieb still.

Er rückte näher an mich heran und musste natürlich frech genug sein, um an meiner Decke zu zupfen.

Eins stand fest ich hätte ihn doch am Boden schlafen lassen sollen oder sonst wo. Aber nein, ich hatte ihm sogar nach angeboten, dass wir uns eines teilten.

Mit einem leicht genervten Schnauben schlug ich die Decke zurück und fragte: "Kannst du mich in meiner Scham nicht einfach in Ruhe lassen? Ich danke im Voraus."

Nero zog mich einfach in seine Arme und sagte dabei: "Nein, das musst du nicht. Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern."

Warum auch immer, aber das war der Moment in dem ich mich dem hingab. All die Umstände schob ich beiseite und konzentrierte mich auf das Jetzt.

Ich kuschelte mich näher an ihn ran und Nero legte seine Arme nun fester um mich. Mit einem Kuss auf den Hinterkopf wurde das Ganze besiegelt. Meine Augen schloss ich automatisch und fühlte mich einfach nur wohl und geborgen. Keine Ahnung, wann es mir das letzte Mal so ergangen war.

Er flüsterte noch: "Gute Nacht, Ever." Unwillkürlich musste ich lächeln und antwortete genauso leise: "Gute Nacht, Nero."

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