Kapitel 53

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Den Flug brachten wir gut hinter uns, da gab es keine Komplikationen. Mit Nero hatte ich mir vorab einen Plan zurecht gelegt wie genau wir all das angehen wollten. Ich wollte zumindest ein paar Dinge einer klassischen Hochzeit einhalten, weshalb ein weißes Kleid sein musste. Die Eheringe durften genauso wenig fehlen und ein kleiner Blumenstrauß wäre nett, wobei der kein Muss war.

Damit wir alles so schnell wie möglich durchziehen konnten, teilten wir uns auf. Der Bräutigam durfte sich dem Kauf der Ringe widmen und ich musste ein Brautkleid finden.

Natürlich stellte Nero mir als reine Vorsichtsmaßnahme drei Bodyguards zur Seite, die mir auf Schritt und Tritt folgten. Ich meckerte nicht weiter rum, weil jegliche Diskussion sinnlos gewesen wäre. Außerdem meinte er es gut. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sollte ich mich als Frau eines Mafiabosses allgemein daran gewöhnen. 

Allerdings waren die Jungs auch praktisch, denn einer davon hatte das Kommando übernommen, um geeignete Brautmodeläden zu finden. Dank ihm sparten wir einiges an Zeit und in Las Vegas hatten wir so ein Geschäft bald gefunden. Es gab hier genug Leute die spontan heiraten wollten, da durfte ein Brautkleid nicht fehlen.

Aktuell war ich mit einer Verkäuferin beschäftigt die unzähligen Kleider durchzusehen. Wir hatten bereits drei in der engeren Auswahl, die ich nachher anprobieren wollte. Der Laden war ein guter Treffer, denn sie hatten wirklich atemberaubende Kleidungsstücke. Irgendwie schien mir das zu einfach zu sein. Obwohl es bei diesem großen Laden mit dieser Auswahl niemanden wundern sollte, wenn man sofort fündig wurde. 

Während wir weitere mögliche Optionen durchgingen, fragte sie: "Wie habt dein Verlobter und du euch kennengelernt?" Sie klang wirklich daran interessiert, was mich überraschte. Am Ende war ich eine Kundin, die sie genau einmal in ihrem Leben bediente, weil ich kein weiteres Mal ein Brautkleid benötigen würde. 

Auf ihre Frage konnte ich mit einem Lächeln antworten, denn mit den Gedanken an Nero passierte das gerne: "Wir sind gemeinsam aufgewachsen. Ich kenne ihn seit ich denken kann." Mein Lächeln wurde milder als ich fortfuhr: "Obwohl es lange dauerte bis wir ein Paar wurden."

Sie zeigte mir ein schlichtes weißes Kleid, welches ein Kopfschütteln von mir bekam. Dabei antwortete sie: "Egal wie lange es dauerte, das Ergebnis zählt und jetzt werdet ihr heiraten." Damit hatte sie auf jeden Fall recht, denn die Hauptsache war es, dass wir zueinander gefunden hatten. 

Das Kleid hing sie an die Stange zurück, denn mir war es zu einfach. Ich wollte hübsch aussehen, vor allem auch Nero aus den Socken werfen. Meiner Meinung nach benötigte das ein eleganteres Kleid, etwas mit einem gewissen Wow-Effekt. 

Ich holte ein anderes hervor, welches aus Spitze bestand und enganliegend war. Dieses Brautkleid war schulterfrei und mit einem Herzausschnitt, womit das Stück bei mir punktete. Ansonsten war es bodenlang, mit einer kurzen Schleppe, die es perfekt machte. 

Die Verkäuferin meinte begeistert: "Ein Leuchten der Augen ist immer ein gutes Zeichen. Das Kleid sollten wir in die Umkleide mitnehmen." Die Meinung teilten wir, weshalb ich nickte. Das könnte sogar der Volltreffer sein nach welchem ich gesucht hatte, eher hatte ich mir diesen erhofft.

Sie nahm es mir aus der Hand und hing es auf die Rollstange, auf der unsere bisherige Auswahl wartete.  

Bei diesem Kleidungsstück konnte ich es kaum erwarten es anzuziehen. Ich wollte wissen wie ich darin aussah, ob das Kleid überhaupt meiner Vorstellung gerecht wurde. 

Man sah es mir wohl an, denn die Verkäuferin sagte: "Dann gehen wir doch gleich zur Umkleide. Später können wir sonst immer noch weitersuchen."

"Oh ja, das ist eine tolle Idee."

Die Umkleidekabinen waren in unmittelbarer Nähe, die hatten wir schnell erreicht. Einer meiner Bodyguards musste selbstverständlich vorher die Kabine abchecken, erst danach durfte ich diese betreten. Wer weiß was sich diese Verkäuferin dabei dachte. Ich wurde stets von drei Männern beschattet, die ein Adlerauge auf mich hatten. Normal war ganz etwas anderes, trotzdem ließ sie all das unkommentiert. 

Meinem Favoriten widmeten wir uns als erstes, dabei stieg meine Aufregung an, weil ich es kaum erwarten konnte mich darin zu sehen. Im Grunde war ich diesem Kleid verfallen und hoffte sehr, dass es für mich passend war. Nur, weil einem etwas auf dem Kleiderbügel gefiel, musste das angezogen nicht genauso der Fall sein. 

Das nächste Problem war, dass es mir sofort passen musste. Sofern ich Nero direkt heiraten wollte, sollte ich auf eine Abänderung verzichten. Ihn offiziell als meinen Mann bezeichnen zu können stand an oberster Stelle auf meiner Liste, deshalb würde ich mich auch mit einem anderem Kleid zufrieden geben. 

Die Verkäuferin half mir beim anziehen, was dank dem Reißverschluss leicht war. Es gab zur genüge Brautkleider mit einer ewig langen Knopfleiste, da konnte man sich mit einem Reißverschluss glücklich schätzen. Egal wie edel eine Knopfleiste sein mochte. 

In der Kabine befand sich leider kein Spiegel, wodurch ich mit einer längeren Wartezeit gefoltert wurde. 

Als der Verschluss vollständig zugezogen war, musterte mich die Verkäuferin und erklärte: "Es sitzt wie angegossen. Das ist ein echter Glückstreffer, weil der Großteil aller Kleider abgeändert werden muss."

Ich sah an mir hinunter und fuhr mit einer Hand über den Stoff. Trotz der Spitze fühlte er sich weich an und schmiegte sich an meinen Körper. Aber noch musste ich mich erst im Spiegel betrachten. 

Die Verkäuferin öffnete den Vorhang der Kabine und ich hob das Kleid an, dabei meinte sie: "Wegen der Länge, die können wir mit hohen Schuhen ausgleichen, dann ist sie perfekt." Das wäre ganz meine Idee gewesen. High Heels waren die ideale Lösung dafür, außerdem hätte ich sowieso gerne welche getragen. 

Kaum war der Vorhang offen, verließ ich die Umkleide und mein Blick fiel auf den Spiegel geradeaus vor mir. Ich hätte keine weitere Sekunden warten können mir das anzusehen. Mit jedem weiteren Schritt darauf zu, verliebte ich mich mehr in dieses Kleid. Im Grunde hatte ich im Lotto gewonnen, wenn die Größe passend und es derart umwerfend war. 

Ich fuhr erneut über den Stoff und drehte mich einmal um, damit ich die Rückseite genauso betrachten konnte. Mir fiel kein Makel daran auf, weshalb ich sagte: "Wunderschön." Die Verkäuferin stimmte mir zu, nur war es fraglich wie sehr man ihrem Urteil vertrauen konnte. Sie wollte Umsatz machen, dafür musste sie Dinge verkaufen. 

Tragischerweise gäbe es nur Ian als ehrliche Beratung. Ansonsten hatte ich in den reichen Kreisen keine echten Freunde gehabt. Immerhin fiel Nero aus, da er der Bräutigam war, der sollte mich vorab nicht im Brautkleid sehen. Diese Tradition würde ich ernst nehmen. Zu meinen Eltern hatte ich kein enges Band, da wäre wirklich ausschließlich mein Bruder, der hier sein sollte. 

Mein Herz bekam einen Stich, denn er war sonst wo und verpasste diesen Moment. Im Grunde war er sogar sauer, weil ich mich ausgerechnet für einen Mafiaboss entschieden hatte. 

Ich schob diese Gedanken schnell beiseite, denn diesen Moment gab es einmal im Leben. Ich sollte das Beste daraus machen.

Langsam drehte ich mich den drei Bodyguards zu und fragte: "Was meint ihr was Nero dazu sagen würde?" Dann waren eben die drei meine Beratung. Ein Vorteil war, dass sie den Bräutigam kannten, dadurch könnten ihre Antworten hilfreich sein. 

Der Erste nickte und lächelte sogar leicht, dabei nahmen die Jungs ihren Job ernst und wirkten meist todernst. "Atemberaubend."

"Den Boss wird es umwerfen bei diesem Anblick."

Der Dritte in der Runde wirkte genauso zuversichtlich wie seine Kollegen, während er sagte: "Man könnte es mit nichts besser treffen."

Die drei Männer hatten es endgültig besiegelt, dass ich dabei bleiben würde. Jegliche weitere Anprobe wäre Zeitverschwendung, weil die Entscheidung gefällt war.

Ich fing unwillkürlich zu grinsen an, betrachtete mich erneut im Spiegel und sagte zur Verkäuferin: "Dann brauchen wir nur noch Schuhe und einen Schleier. Vielleicht auch ein Accessoires für die Haare." 

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