Kapitel 55

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Gefolgt von meinen Bodyguards verließ ich das Hotelzimmer. Vor der Tür warteten zwei weitere, die mir zur Begrüßung zunickten, was ich ihnen gleich tat. Nero überließ wirklich absolut nichts dem Zufall, denn er hatte einige Männer dazu beauftragt mich im Auge zu behalten. Meiner Ansicht nach übertrieb er maßlos.

Schweigend gingen wir zum Lift hinüber, denn mit dem Bräutigam würden wir uns vor der Kapelle treffen. Nero war damit einverstanden gewesen, also wurde es in die Tat umgesetzt. Die Uhrzeit spielte keine Rolle, denn als Vorsichtsmaßnahme hatte der Mafiaboss den Pfarrer samt Kapelle den ganzen Tag lang gebucht.

Keine Ahnung inwiefern es uns gefährden würde, falls jemand vor uns heiratete, aber scheinbar war dem so. Um einer unnötigen Diskussion zu vermeiden, akzeptierte ich es einfach. Im Grunde spielte es auch keine Rolle.

Zwei der Männer betraten vor mir den Lift und die anderen beiden nach mir. Glücklicherweise war es ein größerer, deshalb hatten wir zu fünft gut Platz.

Während der Fahrt nach unten sah ich an mir hinunter und fing unwillkürlich zu lächeln an. Das Brautkleid war umwerfend und ich konnte es kaum erwarten Neros Reaktion darauf zu sehen. Mit einer Hand strich ich über den Stoff, aber war zuversichtlich, dass er gefallen daran finden würde. Zumindest meine Shoppingbegleiter waren sich da einig gewesen. 

Plötzlich machte der Fahrstuhl einen abrupten Halt, weswegen ich sofort wieder aufsah und das zu Johnny. Er war auf die Anzeigetafel fokussiert, die darauf hinwies in welchem Stock man sich befand. Aber der Lift war stehen geblieben, infolgedessen blieb dort die drei stehen. 

In mir meldete sich eine kleine Angst, denn ein steckengebliebener Aufzug war nie etwas Gutes. Im schlimmsten Szenario würden wir abstürzen und das wäre aus dem dritten Stock vermutlich schwer zu überleben. 

Ich holte tief Luft und versuchte ruhig zu bleiben. Vielleicht ging die Fahrt gleich weiter und das war lediglich ein kurzer Aushänger. Die Technik konnte manchmal verrückt spielen, da sollte man nicht sofort überreagieren. 

Gelassen sagte Johnny: "Phil, drück auf die Taste, für den Notruf. Ich rufe den Boss an und gebe ihm Bescheid." Er würde vermutlich wirklich ausrasten, wenn man ihn über solche Dinge nicht informierte. Dabei konnte Nero bei so etwas genauso wenig helfen. 

Phil, welcher direkt neben den Tasten des Lifts stand, kam der Bitte nach und drückte länger auf den Knopf, auf welchem eine Glocke abgebildet war. Ich wollte für die Mitarbeiter hoffen, dass das jemand hörte. 

Mein Blick wanderte wieder zu Johnny, der genervt auf sein Handy sah. Das war ein schlechtes Zeichen, denn er steckte es zurück in seine Hosentasche. "Wir haben keinen Empfang." 

Wundervoll, falls diese dämliche Klingel genauso wenig funktionierte, dann würde ich durchdrehen. Demnächst folgten vermutlich Probleme mit meinem Kreislauf, weil mein Kleid etwas eng war. 

Plötzlich ging das Licht aus und lediglich die Notfallbeleuchtung spendete ein bisschen Helligkeit. Es wurde mit jeder Sekunde hier drinnen besser. 

Ich nahm zwar nebenbei wahr, dass jemand in die Sprechanlage sprach, allerdings hatte ich den Kampf ruhig zu bleiben. Es würde nichts bringen durchzudrehen, weshalb ich mich auf mich selbst konzentrierte. Das würde schon gut gehen, man sollte nicht immer zu negativ denken. Nur war das etwas schwer in einem Fahrstuhl, der stecken geblieben war. 

Johnny schien das zu bemerken, denn er berührte mich sanft am Oberarm und sagte in einem ruhigen Ton: "Wir sind bald hier raus. Das ist nur eine kleine Komplikation." Ich nickte, was mehr dazu da war um mich selbst davon zu überzeugen. Er fuhr fort: "Man kümmert sich bereits darum. Man muss uns lediglich die Türen öffnen, weil wir uns im dritten Stock befinden und nicht mitten im Fahrstuhlschacht." 

Wer weiß ob das korrekt war oder ob er mir das erzählte damit ich zur Ruhe fand. Ich sah ihm in die Augen und Johnny schien wirklich davon überzeugt zu sein. 

Von mir kam wieder nur ein Nicken, weil ich meiner Stimme nicht mehr vertraute. An sich mag noch nichts passiert sein, aber das könnte sich jeder Zeit ändern. Und es war allgemein nicht prickelnd, wenn man in einem kleinen Raum eingesperrt war, der im Grunde in der Luft hing. 

Johnny deutete auf die Sprechanlage hinter mir und sagte: "Wie der Mann sagt, es ist schon jemand an der Behebung des Problems. Im Notfall öffnen sie einfach die Türen, dann können wir raus." Ich hatte zwar mitbekommen, dass dort jemand etwas redete, aber meine Umgebung nahm ich in meiner leichten Panik gedämpft war. Ich konnte dankbar sein, dass ich den Mann direkt vor mir verstand. 

Ich holte tief Luft und falls meine Bodyguards ernsthaft nicht gestresst waren in einer solchen Lage, dann hatten sie meinen größten Respekt. Ich drehte innerlich am Rad ab. 

Der Lift machte einen starken Ruck nach unten bei dem mein Herz für einen Schlag aussetzte. Ich rechnete schon mit einem endgültigen Absturz, allerdings machte er anschließend keinen Mucks mehr. Ein Aufschrei war mir im Hals stecken geblieben und meine Panik stieg an. Niemand könnte das schön reden.

Meine Stimme klang überraschend gefasst als ich fragte: "Haben die Leute das ernsthaft im Griff oder behaupten die Mitarbeiter das nur, damit niemand einen Anfall bekommt?" Ich hielt Option zwei für wahrscheinlicher. 

Phil tätschelte meine Schulter, was ein jämmerlicher Versuch war jemanden zu besänftigen, aber ich wusste den Versuch zu schätzen. Auf jeden Fall hatte er damit meine Aufmerksamkeit als er sagte: "Sie wissen wer genau hier drinnen gefangen ist. Die Mitarbeiter haben den Stress ihres Lebens damit alles glatt läuft."

Also war ihnen Nero ein bekannter Mann. Da wäre ihr Stress nachvollziehbar, denn wer verärgerte schon gerne einen Mafiaboss. Und falls mir etwas passierte war er sicherlich außer sich, so musste man ihn nicht unbedingt erleben. 

Es war eine kleine Erleichterung als die Lichter wieder angingen, allerdings folgte danach ein weiterer Ruck nach unten. Diesmal war es ein stärkerer, der mich aufschreien ließ.

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