Kapitel 37

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Der betrunkene Zustand war schnell erreicht gewesen, zumindest was mich betraf. Nero war da auf jeden Fall trinkfester und vertrug mehr von dem alkoholischen Getränk.

Gerade begleitete er mich auf mein Zimmer, da der Abend lange genug gewesen war. Irgendwann sollte man ins Bett finden und sich eine Runde Schlaf gönnen. Vor allem nach den letzten Tagen.

Meine Beine gehorchten mir noch brav, da war es einfach ein Bein vor das andere zu setzen. Kurz bevor wir bei der Treppe ankamen, um nach oben zu gehen, fragte ich: "Ist dein Zimmer in der Nähe von meinem? Falls etwas ist, würde ich das gerne wissen, damit ich weiß wo du bist."

Man wusste nie was die Zukunft brachte, da wäre es gut die Info zu haben, wo mein Bodyguard sich aufhielt. Es mag angeblich eine sichere Unterkunft sein, dennoch fühlte man sich wohler, wenn man wusste, wo der Hausherr sich befand.

"Ja, es liegt direkt gegenüber von deinem und das wollte ich dir sowieso mitteilen." Wie schön, er dachte voraus und hätte mir das so oder so beantwortet.

Ich sah auf zu ihm, was durchaus dumm war, da wir vor der Treppe ankamen. Mein Zustand machte es möglich, dass ich direkt bei der ersten Stufe stolperte. Zu meinem Glück hatte Nero gute Reflexe und fing mich sofort auf. Es wäre mir ja zu dumm, allerdings empfand ich es in dem Moment zu witzig, weshalb ich lachen musste.

Nero riss sich zusammen, um zu sagen: "So nett es ist, wenn du mich anhimmelst, aber wenn man eine Treppe hoch gehen will, sollte man seine Aufmerksamkeit besser nach vorne halten." Mein Lachen verstummte bei dieser Aussage und automatisch widmete ich mich diesem perfekten Gesicht.

Ich fühlte mich derart ertappt, dass ich sterben wollte.

Nur blitzte etwas Freches in seinen Augen auf und diesem Grinsen nach war das ein einfacher Scherz gewesen. Er schien seinen Worten keinen ernsten Glauben zu schenken. Also ging er nicht davon aus, dass er damit richtig lag.

Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab und murmelte: "Idiot."

Ich wagte den nächsten Versuch eine dieser dämlichen Stufen hochzugehen. In meiner Eile, um schnell Abstand zu gewinnen, weigerte sich mein Fuß erneut einen vernünftigen Schritt zu machen.

Diesmal packte Nero mich gleich, um mich hochzuheben, dabei meinte er: "Wir sollten es einfach halten, in dem ich dich an deinen Bestimmungsort trage. Vor allem gehen wir damit Unfällen aus dem Weg, denn das können wir als letztes gebrauchen."

Ich zuckte mit den Schultern, denn wenn er wollte, dann bitte. Ich würde als letztes eine Beschwerde einreichen. Es war angenehm getragen zu werden und ich würde es genießen.

Meine Arme legte ich um seinen Hals und nun konnte ich ihn wirklich in Ruhe anhimmeln. Es bestand keine Gefahr mehr, dass ich ein weiteres mal meine Inkompetenz bewies und hinfiel.

Seine Lippen bewegten sich, weshalb diese meine Aufmerksamkeit bekamen. Die Worte erreichten mich kaum, weil sich mein Kopf die Frage stellte, ob der drei Tage Bart pieksen würde, wenn man ihn küsste.

Ich würde ihn viel zu gerne küssen.

Es war ein kleiner Kampf meinen Blick davon zu reißen, aber ich wollte auf keinen Fall beim Starren erwischt werden. Das wäre nämlich unfassbar peinlich. Und soweit mir bekannt war öffnete sich der Fußboden nicht mal auf inständige Bitte hin.

Auf seine gesagten Worte konnte ich schlecht eingehen, wenn ich nichts verstanden hatte. Also merkte ich nach einem Räuspern an: "Danke fürs Tragen."

Mit dieser Methoden und seinen langen Beinen, waren wie sehr schnell im ersten Stock angekommen. Daran erkannte man noch besser, dass er weniger betrunken war. Immerhin hatte er sogar mich als Last, dennoch lief es problemlos ab.

"Das mache ich gerne und habe es auch von mir aus angeboten." Theoretisch war das kein Angebot gewesen, denn Nero hatte mich einfach hochgehoben. Aber ja, ich wollte nicht pingelig sein.

Meine Gedanken hingen noch am vorherigen Thema, weshalb ich fragte: "Bist du so gar nicht betrunken? Irgendwie merkt man dir nichts an."

"Doch, nach dem Abend bin ich das sicherlich. Wir haben damit klar gestellt, dass du von uns beiden der schlechte Einfluss bist." Da fand wieder dieses unverschämt gutaussehende Lächeln auf seine Lippen, welches mich beinahe umwarf. Wie gut, dass ich längst in seinen Armen war.

Mittlerweile gingen wir den Gang entlang, aber ich hatte nur Augen für ihn. Wenigstens musste Nero auf den Weg achten, damit wir unbeschadet auf meinem Zimmer ankamen.

Ich war frech genug zu antworten: "Das bin ich sehr gerne. Irgendjemand muss den Job übernehmen und ich nehme diese schwere Aufgabe auf mich."

Vor der zweiten Tür links, blieb Nero stehen und schaffte es tatsächlich diese zu öffnen, ohne mich fallen zu lassen oder ins wanken zu kommen.

Ein begabter Mann, in vermutlich mehr als nur einer Hinsicht.

Ok, meine Gedanken bogen in die falsche Richtung ab und wollten ihr Eigenleben führen. In solchen Situationen musste man schnell die Notfallbremse ziehen.

Während wir den Raum betraten, antwortete Nero: "Das ist sehr selbstlos von dir. Du denkst auch immer an das Allgemeinwohl." Ich musste lachen und als er mich langsam wieder auf den Boden abstellte, erwiderte er endlich meinen Blick. Diese grünen Augen trugen so viel in sich, genauso Erinnerungen.

Erinnerungen an einen kleinen Jungen mit dem ich aufgewachsen war oder die Jahre als Teenager. Und jetzt sammelten wir welche im erwachsenen Alter.

All die Jahre und noch immer schmachtete ich diesen Mann an. Ich war wirklich ein hoffnungsloser Fall und keine Heilung war in Sicht.

Wir waren uns verdammt nahe, aber keiner von uns machte Anstalten einen Schritt zurückzutreten. Ich war zu sehr in diesem magischen Moment gefangen und wollte, dass dieser noch lange anhielt.

Nero flüsterte: "Auch, wenn nichts Bestimmtes ist, du kannst jeder Zeit zu mir kommen. Mein Zimmer ist direkt gegenüber, somit unverfehlbar." Um diese Stimmung zu bewahren, antwortete ich genauso leise: "Ok." Vielleicht war es idiotisch, aber da war die Angst, dass eine lautere Tonlage diesen Augenblick zerstören könnte.

"Ever?"

Was auch immer er wollte, dieser Mann konnte praktisch alles haben. Ich war nämlich wie eine Motte hypnotisiert vom Licht. Mein Licht war in diesem Fall eine Person.

"Nero?" Es war wie ein Hauchen, aber ich bekam sogleich eine Antwort: "Du siehst wunderschön aus. Das tust du immer."

Die Schmetterlinge in meinem Magen drehten vollkommen durch und Blut beschloss meine Wangen aufzusuchen, weshalb ich leicht rot wurde. Das Kompliment freute mich natürlich, vor allem weil es von ausgerechnet ihm kam.

"Danke."

Kurz herrschte Stille, jedoch war diese weder unangenehm noch komisch. Ich fühlte mich bei ihm wohl und die Luft zwischen uns knisterte förmlich.

Nero hob seine Hand und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, als er sagte: "Ever, du kannst immer nein sagen oder mich ablehnen. Deshalb wirst du niemals aus dem Haus geworfen und meine Hilfe wirst du auch immer haben."

Mein Hirn war verdammt benebelt, weshalb es mir ziemlich egal war, dass diese Worte kaum einen Sinn machten. Aus seiner Perspektive sicherlich, nur die meine konnte keine logische Erklärung dafür finden.

Aber das wurde mir sehr schnell erklärt. Nero beugte sich langsam zu mir, weshalb mein Herz wie irre zu schlagen anfing. Meine Gedanken legten einen vollkommenen Stillstand hin, denn wenn er mich jetzt wirklich küsste, würde ich sterben.

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