ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 5 - 𝔎𝔦𝔪𝔪 𝔲𝔫𝔡 𝔐𝔬𝔫𝔡

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Jean hatte etwas fragend zwischen den beiden hin und hergesehen, ging jedoch nach einem kurzen anerkennenden Nicken in Richtung seines Kapitäns Unterdeck zu seinen Kameraden, um ihnen die Ruhe und den Platz zu geben, welche das Oberhaupt offenbar gerne hätte.

Ria hingegen wusste nicht so recht wie sie sich nun verhalten sollte. Dutzende Szenarien – eines lächerlicher wie das andere – gingen ihr durch den Kopf, was genau er nun sagen wolle. Natürlich wolle sie ihm nichts unterstellen. Bisher hatte er nichts, als seine freundliche und zuvorkommende Seite gezeigt, weshalb es keinerlei Grund für sie geben sollte, sich zu sorgen und dennoch, etwas in ihr versuchte ihr einzureden, dass dies ja nur Trug gewesen war und er sie in Wirklichkeit genauso benutzen wollte, wie Jeo. Die Möglichkeit dazu hätte er immerhin. Sie war auf seinem Schiff, mit seiner Crew; weit entfernt von Land und Menschen, die ihr eventuell helfen würden. Sie hatte schließlich Nichts mit dem sie ihn Entlohnen könnte, da wäre diese Forderung sicherlich nach all zu abwegig.

Nein, das wollte sie nicht denken. Auch, wenn sie ihn nicht kannte, nach all dem was er für sie getan und auch riskiert hatte, verdiente er eine ganz andere Einstellung ihrerseits ihm gegenüber, weshalb sie so gut wie nur möglich, diese dunklen Gedanken beiseite zu schieben versuchte. Wohin nur war ihre Einstellung verschwunden, in allem und jedem erstmal das Beste zu vermuten? Wann waren ihre Prinzipien derart antithetisch von ihrem eigentlichen Wesen geworden?

„Und hat die Crew Sie gut aufgenommen?" Sprach der Brauhaarige sogleich sein Anliegen an, auch, wenn dies nur ein Teil von dem war, was er eigentlich wissen, oder besser gesagt, ansprechen wollte.

Etwas wie Erleichterung erfüllte die junge Ärztin, als sich ihre Sorgen – vorerst – als unbegründet herausstellten und der Kapitän noch immer jenen zuvorkommenden Mann verkörperte, welchen er ihr die ganze Zeit gegenüber auch war.

„Bitte nennen Sie mich Ria. Alles andere wäre sowohl unangemessen, als auch unnötig." Unfähig es zu verbergen, lächelte der Größere erfreut und kam ihrer Bitte daraufhin mit einem leichten Nicken nah.

„Dann bin ich aber auch einfach nur Alon für dich." Nun war es auch an der Rothaarigen, leicht zu grinsen. Etwas an der Art wie der junge Kapitän sprach, beruhigte sie, auch wenn sie aktuell nichts derart beunruhigte sollte, dass sie diesen signifikanten Unterschied ihres Gemüts mitbekommen müsse. Doch er war da und dies viel intensiver, als es ihr selbst wirklich lieb war. Sicherlich eine Eigenschaft an ihm, welche ihm bei seiner Crew ebenso geholfen haben musste.

„Zu deiner Frage; nun, denke ich schon, dass sie mich... akzeptiert haben." Es war ihr nicht möglich gewesen weiterhin Augenkontakt zu halten – darin war sie tatsächlich schon immer recht schlecht gewesen, nur bei vertrauten Menschen war sie in der Lage, diesen auf natürliche und ungezwungene Art und Weise in die Augen zu blicken – weshalb sie stattdessen leicht schluckend auf das Holz vor sich starrte und hoffte, dass der Größere dies nicht gleich mitbekommen hatte. Natürlich hatte er dies. Wer wäre er auch, wenn ihm ein derart auffälliges Verhalten entgehen würde?

Allerdings sah er es nicht als Schwäche oder Unsicherheit an – auch, wenn Ria an diesem Punkt sicherlich widersprochen hätte – viel mehr nahm er es als Zeichen auf, dass sie ihn respektierte und nicht den Anschein wecken wollte, dass sie ihm etwas vorspiele. Tatsächlich lagen Unsicherheit und Respekt viel näher aneinander, als das dem Kapitän recht war, seiner Meinung nach hingegen war es die Furcht, welche die Unsicherheit nährte, während Respekt von Vertrauen und zum Teil Bewunderung gespeist wurde. Zumindest seiner Ansicht nach.

„Das freut mich zu hören." Die darauffolgende Stille welche sich zwischen den beiden auftat, war keines Wegs unangenehmer Natur, auch wenn Ria sich fragte, was sie denn noch sagen könne, um nicht zu desinteressiert oder undankbar zu wirken.

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