ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 43 - 𝔇𝔞𝔰 𝔯𝔢𝔦𝔠𝔥𝔢𝔫 𝔢𝔦𝔫𝔢𝔯 ℌ𝔞𝔫𝔡

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Als Hajoon im Alter von sechzehn Jahren das erste Mal die Hand gereicht bekommen hatte, fühlte er sich nicht sicher genug, diese auch anzunehmen.

Ungläubig hatte er den Menschen vor sich einfach nur beäugt, seine Sachen zusammengesammelt, welche er aufgrund des Sturzes – welcher nicht einmal ihm zu verschulden gewesen war – zusammengekratzt und hatte so schnell wie möglich so viel Abstand, wie nur irgend möglich, zwischen sich und diese sonderbare Person gebracht.

Man reichte ihm nicht die Hand; niemand hat dies zuvor getan.

Menschen erkannten ihn nicht seiner Existenz an, halfen ihm nicht auf und bei den Göttern, man lächelte ihn doch nicht auch noch so lauter an, wenn er ohnehin schon am Boden läge!

Es war ihm einfach unklar, wie ihm jemand auf einmal Beachtung schenken konnte; ihm, dem Gespött der Stadt, einem Bastard.

Der Sohn eines Taugenichts, der Sohn einer Hure. Dazu verurteilt ein ebenso schändliches, jämmerliches Leben zu führen, wie seine Eltern zuvor.

Er hatte nie die Privilegien einer heilen Familie genießen dürfen, wurde nie in den Arm genommen, wenn er weinte; oh welch Verpönung, wenn er auch doch die Impertinenz an den Tag legte sich über etwas zu beklagen!

Seine Mutter starb an einem Rausch und seinen Vater hatte er nie gekannt – lediglich das Wissen, dass es sich um einen Möchtegern Barden gehalten hatte, wurde ihm zugetragen – und so musste Hajoon bereits recht früh lernen alleine zurecht zu kommen.

Ihm stand keine Hilfe zu, dass hatte er bereits früh gelernt, wieso also tauchte dieser Person, dieses Mädchen, so einfach vor ihm auf und reichte ihm die Hand?

Er konnte es einfach nicht verstehen.

Als er sie einige Tage darauf wieder hatte antreffen dürfen, hatte sie ihn lächelnd gegrüßt und einen schönen Tag gewünscht. Natürlich war er eilig und ohne Blickkontakt einzugehen, an ihr vorbeigeschritten.

Freundlichkeit ist eine Tugend von den absolut reinsten Ausmaßen, eine Eigenschaft welche Hajoon nur in Büchern geglaubt hatte gelesen zu haben, doch nicht in der wahren Welt wirklich davon Zeuge zu werde. Und doch ließ sie nie zu, dass er an ihren Absichten weiter zweifeln würde.

Sie hatte ihn aufgenommen, als er vor Erschöpfung und Mangelernährung auf offener Straße zusammengebrochen war – die Menschen waren einfach über ihn hinweggestiegen – und so lernte der vereinsamte Junge, das Nächstenliebe kein Ammenmärchen war, dass es ihm durchaus zustand, jene erschreckend angenehme Zuneigung zu erhalten, welche er sich insgeheim doch immer gewünscht hatte.

Binna war nicht vollkommen gewesen, trug eine dicke Brandnarbe über ihrer halben Gesichtshälfte, wurde von vielen dadurch nicht beachtet oder gar als Monster abgetan und doch war sie der wunderschönste Mensch den er je hatte erblicken dürfen. Kein Schmuckstück, kein Kleid oder Puder, hätte ihrem Anmut je gerecht werden können.

Sie hatte ihn gerettet und dies nicht nur an diesem einen Tag, als sie ihn mit größter Mühe zu sich nachhause geschleppt hatte und mit ihrer Mutter drüber debattierte, ob er bleiben dürfe; sie hatte ihm mit ihrem Lächeln die Welt offengelegt, ihm eine Perspektive gegeben und seine Leidenschaft zur See entdecken lassen.

Ihr Vater war es, welcher ihm einen Job auf seinem Fischerboot angeboten hatte, weckte somit erstmals diese unbekannte Liebe, welche er zum Meer hatte und die bis dato absolut sonderbaren Einstellungen, welche dieser Mann in sich wohnen hatte; den Glauben daran, dass alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft oder ihres Standes, gleich waren.

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