ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 3 - 𝔄𝔶𝔢, 𝔎𝔞𝔢𝔭𝔱'𝔫!

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„Du bist nicht mein Bruder. Wir sind nie Brüder gewesen, Jeo." Abneigung, Enttäuschung und zum Teil auch unbeschreibliche Trauer, füllten die Augen des braunhaarigen Kapitäns. Er konnte nicht fassen, dass sein bester Freund; derjenige, mit welchem er aufgewachsen und durch so viel gegangen war, ihn einfach hinterrücks verraten hatte und zudem nicht einmal den Hauch von Schuld in sich ruhen hatte. Bedeutete ihm ihre gemeinsame Zeit wirklich so wenig? War es er alleine gewesen der wirklich einen Bruder in ihm gesehen und ihm sein Leben anvertraut hatte?

Ein Mancher sagt, das Piratenleben verändert jemanden – immerhin wäre es töricht gewesen anzunehmen, jenes brutale Leben würde keinerlei Spuren an einer Person zurücklassen, vor allem, wenn dessen Leben zuvor nicht von der Grausamkeit mancher Situationen geprägt war – doch während er selbst nie das wesentliche aus den Augen verloren hatte – Mitleid, Freundschaft und Loyalität bei ihm an oberster Stelle standen – war es Jeo gewesen, der sich von all den Reichtümern und der Habgier nach Macht hatte blenden lassen.

Oh nein, es gäbe nichts, dass jene bodenlose Enttäuschung in ihm beschreiben könnte, welche jedes Mal durch seinen Körper schoss, wenn er an den Jüngeren dachte und sicherlich wäre er nun nicht hier, um ihn vor sich sehen zu müssen, wenn es nicht absolut notwendig gewesen wäre.

„Das tut weh. Und ich dachte wir hätten uns geschworen, für immer zusammen zu bleiben, mein Freund?" Wenn Blicke hätten töten können, dann hätte der Kapitän der Dawn bereits einige Menschen auf dem Gewissen, doch wahrlich wäre er nie dazu in der Lage – und da könnte er noch so große Abneigung in sich tragen – seinen einstigen Freund – seine Familie – einfach so zu töten. Ob dies jene Schwäche war, welche Jeo ihm bereits des Öfteren vorgeworfen hatte und auch mit genau jenen Argumenten es schaffte den Samen des Zweifels an seiner Kompetenz als Kapitän untere der Crew zu schüren?

Wohl wahr, er wusste es nicht und sicherlich wollte er auch nicht weiter darüber nachdenken und lieber so bald wie möglich von diesem Götter verdammten Schiff runter, welches so viele schmerzhafte Erinnerungen in ihm wach rief.

Denn obgleich man es nicht sofort erkannte, trug er noch immer dieselben brüderlichen Gefühle für den Jüngeren in sich, wie bereits vor Jahren, als er ihn zum Sterben zurückgelassen hatte.

„Lass es gut sein, Jeo und tritt bei Seite." Versuchte er ihm – und auf gewisse Weise auch sich selbst– ins Gewissen zu reden diese Situation nicht eskalieren zu lassen. Es würde keinem von beiden etwas bringen hier und jetzt in einem Streit zu enden, zudem er sich sicher war, dass nicht er selbst derjenige war, welcher jemanden zu töten versuchen würde.

Zu seiner Überraschung jedoch zögerte der Pirat vor ihm nicht einmal und nahm seine Waffe hinunter, ehe er den Weg zur Tür mit einer schlaksigen Handbewegung freimachte, ein bittersüßes Grinsen dabei auf seinen Lippen ruhend.

Verwundert über sein Verhalten, blinzelte der Braunhaarige, dessen Strähnen vereinzelt über sein linkes Auge gefallen waren, einige Male, lief jedoch bedacht an dem Schwarzhaarigen vorbei; Ria dicht gefolgt hinter ihm. Allerdings schien der Kapitän der Horizon nicht so angetan von dem Gedanken, die Rothaarige nun von dannen ziehen zu lassen, denn bevor sie dazu in der Lage war, den gestandenen und verdächtig gelassen dastehenden Mann zu passieren, versperrte er ihr bereits mit seinem von Blut und Kohle verdreckten Säbel den Weg, so dass sie dazu gezwungen war, erschrocken einige Schritte rückwärts zu tätigen, Mühe hatte nicht stolpernd über ihre eigenen Füße zu fallen.

„Du nicht, Süße. Immerhin wollten wir beide doch noch eine schöne Zeit miteinander verbringen." Für wahr, Grinsen konnte man diesen Ausdruck nicht mehr nennen, welcher Jeo in jenem Moment in seinem Gesicht ruhen hatte und selbst wenn sie ein Synonym für jenen Anblick gesucht hätte, wäre keines davon auch nur ansatzweise nahe an jenem zerberstenden Gefühl, welches sie in sich verspürte.

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