3: Sie bringt mich zum Verzweifeln

569 27 22
                                    

Violett

Die Nachmittagssonne brannte unerträglich. Schweißtropfen liefen über meine Haut, als wäre ich in einer Sauna. Wer ging freiwillig in eine Sauna, um zu schwitzen? Ein Umzug reichte völlig aus, um die Haut zum Weinen zu bringen.

Endlich legte ich mein letztes T-Shirt in den Schrank, den Blue und Gabriel gemeinsam aufgebaut hatten. Blue liebte es, Möbel zusammenzubauen, und mein Bruder half ihr dabei. Ein perfektes Duo für solche Aufgaben. Um nicht zu stören, hatte ich in der Zwischenzeit die Küche geputzt und unsere Töpfe, Tassen und anderen Kram sortiert.

Mein altes Bett hatte ich zurückgelassen, aber meinen Schrank nicht. Blue hingegen hatte ihren alten Schrank mitgebracht und das Bett im Gästezimmer übernommen. Trotzdem musste ein neues Bett her, da das jetzige nicht stabil war. Den alten Schrank würde Blue einfach dunkel streichen, da er trotz seines Alters noch gut in Schuss war. Die anderen Möbel waren ebenfalls in gutem Zustand, also brauchten wir keine neuen Schreibtische.

Aus Blues Zimmer hörte ich die beiden streiten. Obwohl Blue meinte, sie brauche keine Hilfe, hatte Gabriel darauf bestanden, mit ihr das Bett aufzubauen. Nun ging es um die Position des Bettes.

"Du bist so stur wie ein alter Esel, Blue!"

"Dann bin ich eben ein alter Esel! Besser als ein dummer Pavian zu sein!"

Ich würde definitiv nicht in dieses Zimmer gehen. Sie würden sich nie ändern. Seit unserer Kindheit stritten sie über alles Mögliche, und trotzdem hatten sie eine großartige Freundschaft.

Plötzlich riss mich mein Handy aus den Gedanken. Benjamin Burnleys Stimme ertönte lautstark. Vielleicht war es nicht die beste Entscheidung gewesen, ein Lied seiner Band als Klingelton zu wählen, aber ich konnte nicht anders. Die Lieder waren top, die Band war top, und seine Stimme war einfach göttlich. Als ich jedoch sah, wer mich anrief, platzte meine Schwärmerei wie eine Seifenblase.

Amelia Craig.

Kurz überlegte ich, ob ich den Anruf annehmen sollte, entschied mich dann aber dafür. Die letzten Anrufe hatte ich bereits ignoriert.

"Hallo Mom."

"Bist du wirklich von London nach Bakewell gezogen?"

Innerlich stöhnte ich auf. Natürlich rief sie deswegen an. Um meine Entscheidung in Frage zu stellen.

"Ja, bin ich. Gemeinsam mit Blue."

"Blue hat ihr Leben für Bakewell aufgegeben? Sie ist doch Anwältin und startet gerade ihre Karriere!"

Ich verdrehte die Augen. Was ihre Karriere anging, war Blue hoch im Kurs bei meiner Mutter, aber ihr Charakter eher nicht.

Gerade als ich antworten wollte, unterbrach sie mich.

"Violett, du hättest in London bleiben sollen. Schon allein, weil du dort eher eine gute Karriere finden könntest als in diesem Dorf!"

"Bücher kann ich auch in Bakewell schreiben, Mutter."

"Hör zu, Violett. Ich bin kein Fan davon, dass dein Bruder Polizist geworden ist. Aber er hat sich fortgebildet und kann einigermaßen leben. Bücher schreiben ist keine Karriere. Hör auf damit und studiere lieber etwas Anständiges. Du bist 23 Jahre alt und kannst noch immer anfangen. Ich würde dich auch unterstützen."

Ich biss die Zähne zusammen, um keinen Streit anzufangen.

"Ich habe studiert. Ich habe einen ausgezeichneten Bachelorabschluss in kreativem Schreiben und englischer Literatur."

"Etwas Anständiges, Violett" war ihre einzige Antwort.

Ich seufzte. Es brachte einfach nichts. Sie würde mich, mein Studium und meine Entscheidungen niemals verstehen. Jetzt erinnerte ich mich wieder, warum ich kaum Kontakt mit ihr hatte.

Flirting With The Vet || Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt