Violett
„Du hängst noch um diese Uhrzeit vor dem Laptop? Du musst doch morgen wieder früh raus?"
Erschrocken wirbelte ich umher, wobei ich fast meinen Tee umstieß. Blue lehnte am Türrahmen und sah mich durch ihre Lesebrille streng an. In ihrer Hand hielt sie eins ihrer historischen Liebesromanen. Durch die Coverfarben erkannte ich sofort, dass es sich um ihren Liebling handelte, den sie mit Sicherheit bereits fünf Mal gelesen hatte. Dabei musste man betonen, dass sie das Buch erst seit einem Jahr besaß.
„Sagt mir gerade die Richtige. Wer bleibt heute mit hoher Wahrscheinlichkeit die ganze Nacht wach?"
Als Antwort bekam ich ein Schnaufen, gepaart mit einem fang keine Diskussion an Blick. Himmel und Hölle konnte sie den gut. Wenn sie einen Mann hätte, könnte sie problemlos sofort Mutter werden. Als sie sich auf meinem Bett ausbreitete, gab ich seufzend auf und klappte meinen Laptop zu.
„Ich hinke meinem Zeitplan hinterher, was ich eigentlich nicht erwartet habe. Vor allem, weil ich mich noch ziemlich am Anfang befinde. Und wenn der Anfang meist schlecht startet, dann zieht sich diese Welle durch", erklärte ich und nippte an meiner Tasse. Blue setzte ihre Brille ab, als sie mich ansah. „Seit wann bist du so pessimistisch?"
„Ich bin nicht pessimistisch! Nur unter Stress, weil ich weiß, wie das Schreiben ist. Mal gibt es Tage, wo man gar keine Lust hat, dann die Tage, wo man keine Zeit hat und dann gibt es Tage, wo man Schreiben möchte, aber man hat Probleme überhaupt einen Satz zu bilden", sprach ich weiter.
Seufzend lehnte ich mich zurück. In den letzten Wochen hatte ich meinen Laptop und damit meine Buch-Idee komplett ignoriert. Die Arbeit in der Praxis machte mir Spaß. Ehrlicherweise machte es mir so sehr Spaß, dass ich das Schreiben vergessen hatte. Jeden Tag hatte ich süße Tiere gesehen, Witze mit Dexter ausgetauscht und die Zeit mit Connor und Sparkles genossen.
Manchmal, wenn es ein langer Tag für alle war und Sparkles zu lange allein in der Wohnung gewesen wäre, hatten wir ihn mit in die Praxis genommen. Meistens hing der kleine Welpe bei mir herum. Zwar war es leicht chaotisch, da der kleine Kerl immer erst unruhig war, aber wenn er mal ruhig war, so wärme er meine Füße.
„Okay, ich verstehe ja deine Sorgen, aber jetzt noch um Mitternacht zu arbeiten bringt dir nichts. Du musst morgen pünktlich aus dem Bett. Außerdem wusstest du, auf was du dich einlässt, wenn du die ganze Woche arbeitest. Aber zum Glück hast du mich. Ich kann dir einen neuen Zeitplan berechnen und deine freien Stunden einplanen, so dass du alles effizient nutzt. Aber jetzt gehe ins Bett und schlafe, sonst bist du mürrisch", befahl sie am Ende ihrer Erzählung.
„Aber Blue-"
„Nichts, aber. Morgen nach der Arbeit hast du einen neuen Plan, an den du dich dann halten wirst. Verstanden?"
„Ja, verstanden Frau Mutter"
Ich schmunzelte als sie beobachtete, wie sie erneut ihre Brille aufsetzte und aus dem Zimmer schlenderte.
„Mit solchen Aussagen wundert es mich nicht, dass ich mich alt fühle"
„Wir haben dich alle lieb! Vergiss das nicht!", rief ich ihr grinsend nach, bevor sie die Tür hinter sich herzog und verschwand. Auf Blue war immer verlass. Und genau in solchen Momenten sah man, wie ähnlich sie meinem Bruder war. Wenn sie die Rolle der Mutter hatte, dann er die Rolle des Vaters. Selbst ihre Berufe ähnelten sich in gewisser Weise. Beide kämpften für die Gerechtigkeit. Er war Polizist und sie Juristin. An sich wären sie ja ein süßes Pärchen.
Gähnend machte ich mich auf den Weg zum Bad, putzte Zähne, um mich anschließend ins Bett zu kuscheln. Zufrieden atmete ich den frischen Duft meiner Bettwäsche ein, die ich heute frisch gewechselt hatte. Jetzt, wo ich im Bett war, spürte ich die Müdigkeit in meinen Knochen. Und dennoch freute ich mich auf morgen.
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Flirting With The Vet || Band 1
RomanceIn der malerischen Kleinstadt Bakewell kehrt Violett Craig nach Jahren der Abwesenheit gemeinsam mit ihrer besten Freundin zurück. Der Anblick von Connor, dem charmanten Tierarzt mit einem Lächeln, das jeden verzaubert, weckt in ihr Gefühle, die sie...