36: „Alpha-Hölle?!

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Violett

Um uns herum wurde es still. Das Einzige, was man hören konnte, war Dexters Lachen, das nur sehr langsam verstummte. Connor sah ihn entsetzt und verletzt an, eine Art von Ausdruck, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Doch es war klar, warum er so reagierte. Niemand wollte solche Dinge laut lachend erzählt bekommen, vor allem nicht in dieser Umgebung.

„Ich kümmere mich derweil um die Tiere im Stall", flüsterte Miriam Gabriel und mir zu, als sie unsere Alpakas übernahm. Auch für sie war es offensichtlich unangenehm, solche Geschichten zu hören. Niemand wusste so recht, was nun gesagt werden sollte, ob überhaupt etwas.

Deshalb beschloss ich, den Abstand zwischen Connor und uns zu verringern, indem ich auf ihn zulief. Bevor ich ihn erreichte, begann er zu sprechen. „Ich brauche eine kurze Auszeit", sagte er knapp. Er überließ Dexter den Führstrick und verschwand in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Natürlich war es für ihn unangenehm, das war verständlich. Auch ich wäre wahrscheinlich erst einmal weggegangen.

Dexter schaute ihm verwirrt nach, während noch einige Lacher seinen Mund verließen. Diese verstummten jedoch schnell, als mein Bruder an mir vorbeiging und seine Hand tröstend auf Dexters Schulter legte. Mein Blick blieb auf Connor gerichtet, der immer kleiner wurde, je weiter er entfernt war. Bald war er hinter dem Hügel verschwunden.

"Musstest du das wirklich jetzt raushauen?", sagte Gabriel mit hochgezogener Augenbraue zu Dexter. "Konntest du dich nicht mal für einen Moment zusammenreißen?" Er fügte hinzu, während er beobachtete, wie Dexters Miene sich veränderte.

"Das war ja mal wieder ein Volltreffer unter die Gürtellinie, Dexter. Nur weil du als Wanderhure unterwegs bist, heißt das nicht, dass der Rest von uns auch so drauf ist. Es ist völlig in Ordnung, Jungfrau zu sein, egal in welchem Jahrhundert man lebt", erklärte Blue, die nun mit Black Jack neben Dexter stand. Dieser schien förmlich zu schrumpfen. Es war nicht einfach, von Gabriel und Blue so angestarrt zu werden. Ein Blick von den beiden machte einen bereits zum Welpen, aber der kombinierte Blick verwandelte einen zu einem Staubkorn.

"Naja, es ist halt passiert. Ich hab wirklich nicht drüber nachgedacht", stammelte Dexter.

"Das haben wir alle gemerkt, dass du nicht nachgedacht hast. Jetzt haben wir den Salat", brummte Gabriel und verschränkte die Arme.

"Weißt du, Dex, ich hoffe, du triffst bald jemanden, der dir so richtig das Maul stopft. Wie kommt man überhaupt darauf, so was so laut und dann auch noch lachend zu erzählen?", seufzte Blue und strich sich durch die Haare. "Ich könnte dir echt heute noch die Federn rupfen, Dexter. Aber lass uns erst mal die Tiere zu Miriam bringen. Die wird sich sicher auch nicht aus dem Stall trauen", erklärte Blue und ging los. Black Jack folgte ihr problemlos. Wahrscheinlich spürte das Tier, dass es Blue besser nicht mehr aufregen sollte.

„Ich gehe nach Connor schauen", sagte ich. Ich wartete nicht auf eine Reaktion, sondern lief los. Ich rannte fast schon und als ich den Hügel erklomm, wusste ich, dass ich Seitenstechen bekommen würde. Ein Nachteil, wenn man keine Sportskanone war. Oben angekommen sah ich mich um, meine Augen durchsuchten die Umgebung nach dem braunhaarigen Kopf. Schließlich entdeckte ich ihn, wie er auf dem verschneiten Boden saß und starr geradeaus schaute. Sofort machte ich mich auf den Weg, beeilte mich so gut ich konnte, und kurz vor dem Ziel rutschte ich aus. Alles, was ich noch sah, waren meine Beine, die in die Luft gingen. Bevor mein Kopf auf den Boden prallen konnte, rettete ich mich irgendwie mit meinen Armen. Aber der Aufprall schmerzte verdammt.

„Violett?! Verdammt, geht es dir gut?", wirbelte Connor erschrocken zu mir und half mir aufzustehen, doch sobald ich saß, ließ er meine Hand los. Noch immer mied er den Kontakt mit mir. Aber ich verstand nun warum. Es war ihm unangenehm wegen gestern. Jetzt war es noch unangenehmer wegen Dexter. „Alles gut, mir geht es gut. Ich bin schon schlimmer gestürzt", erklärte ich lächelnd. „Aber vielleicht bleibe ich trotzdem noch etwas sitzen."

Flirting With The Vet || Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt