Violett
Bücher ließen mich oft melancholisch zurück. Warum? Als weibliche Leserin gab es dafür nur einen Grund: die Männer. Manche Männer schienen wie aus einem Traum entsprungen, als wären sie nicht für diese Welt gemacht oder zumindest sehr selten anzutreffen. Alexander Kingsley war einer von ihnen. Wenn er einen Raum betrat, umgab ihn eine Aura, die jeden zum Schweigen brachte. So war es auch jetzt. Wir saßen alle am Esstisch und beobachteten den gutaussehenden Mann vor uns. Meine Nervosität begann sich langsam zu legen, denn mit Alexander Kingsley an unserer Seite fühlte ich mich plötzlich etwas zuversichtlicher, dass wir die bevorstehenden Herausforderungen bewältigen könnten.
"Ms. Craig?", unterbrach Alexander meine Gedanken.
"Hä?", stammelte ich leicht verlegen. "Ich meine, du kannst mich, uns alle, duzen."
Alexander nickte amüsiert. "Natürlich, dann nenne mich einfach Alexander. Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass du dir keine Sorgen machen musst. Ich habe schon einige solcher Fälle gehabt, deshalb werde ich diesen für dich gewinnen."
"Du gewinnst diesen Fall, weil du ähnliche Fälle hattest?", fragte Dexter, der unseren Besuch beeindruckt verfolgte.
"Nein, ich gewinne ihn, weil ich gut bin", antwortete Alexander selbstbewusst und schien damit die Stimmung am Tisch zu erleichtern. Ein sanftes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich seinen Blick einfing. Seine Gelassenheit strahlte eine gewisse Zuversicht aus, die ansteckend wirkte.
"Das klingt vielversprechend", sagte Connor anerkennend. "Wir könnten definitiv einen Experten wie dich gebrauchen." Sanft legte er einen Arm um meine Taille und zog mich so gut es ging zu sich.
Alexander lächelte sanft in unsere Richtung, bevor er seine ganze Aufmerksamkeit den Papieren schenkte. "Nun, bevor wir in die Details eintauchen, möchte ich zunächst einmal eure Sicht der Dinge hören, wenn es um jeden einzelnen Punkt geht."
"Jeder Punkt ist ein Scheiß", brachte Blue ihre Meinung mit einem Satz auf den Punkt. Dass sie sich so vulgär vor Alexander ausdrückte, zeigte nur, wie gut sie sich kannten. In seiner Gegenwart hätte ich niemals ein Fluchwort ausgesprochen, doch ihn schien es nicht zu stören.
"Das hast du mir bereits am Telefon gesagt, aber damit kann ich nicht vor Gericht bestehen. Das weißt du, meine Liebe", erwiderte Alexander gelassen.
Blue schnaubte und ging mit ihm jeden einzelnen Punkt durch. Es war gelogen, dass Tante Flora geistig eingeschränkt war, als sie das Testament errichtet hatte. Aufgrund dessen sollte sie nicht verstanden haben, welche Auswirkungen ihre Entscheidung gehabt haben sollte. Was für ein Schwachsinn.
"Woran ist eure Tante gestorben? Der Anwalt eurer Mutter wird sicher die Krankheit vor Gericht erwähnen, deshalb wäre es gut, wenn ich sie kennen würde", fragte Alexander, und damit weckte er in mir unangenehme Erinnerungen. Ich hatte Gabriel nie richtig nach dem Grund gefragt. Wahrscheinlich, weil ich es nicht wissen wollte. Ihr Tod war einfach schon genug für mich gewesen.
Sofort blickten alle zu Gabriel, der seine Arme vor der Brust verschränkt hatte und ganz besonders meinen Blick mied. Er hatte es mir damals nicht am Handy sagen können. Danach hatte ich nie mehr gefragt. Und er war nie auf mich zugegangen.
Seufzend schloss er seine Augen und lehnte sich zurück. "Die Ärzte haben es ziemlich spät gemerkt und Flora hatte es niemandem gesagt. Niemand wusste davon und niemand hatte es richtig bemerkt, denn Flora war eine Meisterin darin, alles zu verstecken. Ich selbst hatte es auch ziemlich spät mitbekommen", begann er zu erzählen. "Sie hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Etwa 80% der Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankungen werden erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert."
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Flirting With The Vet || Band 1
RomanceIn der malerischen Kleinstadt Bakewell kehrt Violett Craig nach Jahren der Abwesenheit gemeinsam mit ihrer besten Freundin zurück. Der Anblick von Connor, dem charmanten Tierarzt mit einem Lächeln, das jeden verzaubert, weckt in ihr Gefühle, die sie...