POV: Ena
Jessica zündete sich eine Zigarette an, als sie den Rauch einatmete und ihren Kopf in Richtung des Himmels hob, sah ich Striemen an ihrem Hals. – Sollten diese von ihm sein, bringe ich ihn höchstpersönlich zur Strecke. -
"Jess? Hat er versucht, dich zu erdrosseln?", meine beste Freundin blickte weiterhin in den Himmel und ihre Unterlippe fing an zu zittern. Die beiden Männer, die uns begleiteten, starrten sie schweigend mit weit aufgerissenen Augen an. - Woher kenne ich die beiden bloß? -"Es ging alles so schnell... Ich wollte ihm die Tür öffnen... Er drückte sie zu, schrie mich an und dann...", Jessica versuchte zu weinen, aber sie konnte nicht. Der Größere der beiden Männer, kniete sich neben sie und zog sie an sich heran. In den ganzen Jahren, die ich Jessica bisher kannte, habe ich noch nie gesehen, dass sie sich so schnell beruhigen ließ. "Als ich seine Hand um meinen Hals spürte, versuchte ich ihn mit einer Hand wegzudrücken und mit der anderen habe ich wie verrückt gegen die Holztür geschlagen. Ich hatte unheimliches Glück gehabt, dass ihr zwei gekommen seid, Tommy ist schon weg und Davi war beim Großmarkt, um Getränke zu holen. Die anderen sind auch schon nach Hause."
"Jessie... Meinst du nicht, dass es das Richtige wäre, ihn anzuzeigen. Die Aktion mit der Puppe, die Ohrfeige und jetzt das?", mit einem besorgten Ton sprach ich zu ihr. Der dunkelhaarige tätowierte Brillenträger blickte kurz mich und anschließend Jessica an. "Die Ohrfeige? Jessie, gab es nochmal einen Vorfall, seitdem du wieder da bist?", sagte er und ich wurde stutzig.
"Hä... Dem Wichser ist ihr gegenüber nach ständigen Streitereien die Hand ausgerutscht, daraufhin hat Jessie ihn verlassen.", sagte ich zu ihm."Ena...", Jessica sah mich mit großen Augen an, "Ich glaube, ich habe dir einiges zu erzählen...". Sie machte eine ausholende Handbewegung und wir vier gingen in ihr Büro. Da ich als Letzte den Raum betrat, schloss ich die Tür, welche die ganze Zeit bis hintenherum offen stand. Ich wollte die Türklinke loslassen und blickte das Poster an, welches Jessica an ihre Tür im Büro geklebt hatte. "What...", ich drehte mich um und blickte die Männer an, "Ihr... Das seid ihr...", stammelte ich und stand mit offenem Mund vor ihnen.
"Ena, darf ich vorstellen... Tim Weitkamp und Lukas Strobel, besser bekannt als Timi Hendrix und Alligatoah.", sagte Jessica, mit einem Lächeln auf den Lippen, die Blicke von Lukas und ihr trafen sich. Ich blickte Tim richtig an, begann ihn intensiv zu mustern... - Ena, schlag dir das ganz schnell aus dem Kopf, der Kerl ist eine Berühmtheit... - Lukas nickte Jessica zu, "Jessie, ich denke, du bist bereit, es deiner 'Familie' zu erzählen", behutsam legte er seine Hand auf die Schulter von Jessica. Sie atmete tief durch und fing an, mir die gesamte Story zu erzählen, seitdem Niklas gekündigt wurde. Noch nie habe ich so einen leeren Blick bei ihr gesehen, nicht eine Träne vergoss sie.
"Warum hast du mir nie etwas gesagt? Wir kennen uns seit mehr als zehn Jahren.", fragte ich entsetzt.
"Niklas und du, ihr habt euch immer so gut verstanden und er hat dich ebenfalls als seine beste Freundin angesehen, ich hatte Angst, eure Freundschaft zu gefährden.... Ich wollte ihn doch nicht noch wütender machen."
"Jessica, meinst du nicht, es wäre an der Zeit, ihn anzuzeigen?", Tim blickte sie besorgt an. Ihr Blick ging zu Lukas über und er nickte mit zusammengepressten Lippen.POV: Timi
Ena und ich verabschiedeten Lukas und Jessie vor der Werkstatt, damit diese zur Polizei fahren konnten. Geplagt vom Hungergefühl entschieden wir uns, in ein nahegelegenes Restaurant zu gehen. Nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte, begann ich, sie genauer zu betrachten. Mein Blick hielt mich in ihren strahlend grünen Augen fest.
"Tut mir leid, was hast du gesagt? Ich... Ich war in Gedanken.", mit einem fragenden Blick sah ich sie an.
"Ich sagte, dass mir deine Tattoos sehr gefallen."
"Danke, die Bilder auf deinen Armen sehen aber auch sehr gut aus, vor allem die Fledermaus."
"Die ist dir aufgefallen, bei der ganzen Farbe? Ich habe sie mir erst vor ein paar Tagen stechen lassen."
Wir vertieften unser Gespräch über die Tattoo-Künste und Künstler, ebenfalls griffen wir das Thema Musik auf und ich klärte sie über Trailerpark auf."Tim verstehe meine Frage bitte nicht falsch, aber... Wie alt bist du?", bei der Frage war sie fast stumm, ich merkte, wie unangenehm ihr dies war.
"Ich bin neununddreißig, warum fragst du?", die Farbe zog aus ihrem Gesicht. "Ist alles in Ordnung?"
"Nun ja, ich... Ähm... Also ich bin dreiundzwanzig.", sie wirkte enttäuscht und verstummte.~*~
Lukas schrieb mir, dass er bei Jessica sei und wir den Abend bei ihr ausklingen lassen können. "Wollen wir noch zu Jess fahren? Lukas hat mir geschrieben...", fragend blickte ich sie an, mit einem Schmunzeln nickte sie. Ena würde uns zu Jessica fahren, ich hätte auch keine andere Wahl gehabt, da wir mit dem Wagen von Lukas nach Göttingen gefahren sind.
"Tim, was läuft da bei Jess und Alligatoah? Sie sehen sehr vertraut aus, mir gegenüber hat sie nur die Zeit am See erwähnt.", während sie ihren Wagen durch die Straßen von Göttingen fuhr, fiel ich bei ihrer Frage fast hinten über. - Was erzählt sie ihrer besten Freundin überhaupt? -
"Unser Kroko hat sich am Tag vom Abschlusskonzert Hals über Kopf in Jessica verliebt, Steven aka Sudden allerdings auch. Du müsstest Lukas sehen, wenn er von Jessie spricht. Die letzten Tage waren schlimm, er war bei mir in Bielefeld gewesen..."
"Bielefeld?!", brachte Ena erstaunt hervor.
"Ja... Bielefeld... Es existiert wirklich und wir haben Wälder, die Handys sammeln. Lukas war mit Heisenberg, im Wald spazieren, nach seiner Rückkehr lief er wie ein Verrückter durch mein Haus und suchte sein Handy."
"Das sollte nicht verwerflich klingen. Ich weiß nicht, ob Jess mich schon mal erwähnt hat, aber ich lebe seit vier Jahren in Paderborn. Lukas war mit Heisenberg spazieren? Ist das ein Hund?"
"Da weiß ich jetzt, wen ich mal öfter nerven kann. Ja, Heisenberg ist meine französische Bulldogge. Aber um nochmal auf Jessie zurückzukommen und das soll jetzt auch nicht falsch klingen, was ich noch sagen werde."
"Was denn? Hat sie scheiße gebaut?", sie sah mich erschrocken an und ich war wohl dabei, ihre beste Freundin bei ihr in die Pfanne zu hauen.
"Lukas hat Jessica im Berliner Dungeon 'aus dem Affekt heraus' geküsst, sie war danach sehr... Ähm... Komisch, keine Ahnung, wie ich das sonst sagen soll. Ich weiß, dass er ihr viel bedeutet, aber sie muss so viel verarbeiten. Meine größte Sorge ist, dass jetzt noch irgendein Hammer kommt, der für Lukas ein Schlag in die Fresse wäre."
"Ich denke nicht, dass etwas Schlimmes passieren wird. Lukas und sie werden irgendwann zueinanderfinden, das habe ich im Gefühl." Ena parkte ihren Wagen am Bürgersteig ab und sah mich an. "So, Herr Weitkamp, wir sind da."
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Wie zuhause - 1
FanfictionDie Crackstreet-Boys waren gerade auf dem Weg nach Berlin, um ihr letztes Konzert zu spielen. Als sie von dem Rasthof an der A2 wieder starten wollten, sprang ihr Bus nicht mehr an. Sie trafen auf Jessica, eine Mechatronikerin aus Göttingen, die das...