-44-

51 4 2
                                    

POV: Steven // Sudden

Igor hatte sich in seiner Alltagskleidung sturzbetrunken in das Bett fallen lassen und war sofort eingeschlafen, er hatte sich nicht mal richtig zugedeckt. Nur bekleidet in meinen Boxershorts und einem Tanktop nahm ich die Zahnbürste aus meiner Tasche und öffnete die Tür, um in den Waschraum zu gehen. Ich öffnete die Zimmertür und wäre fast in die stürmische Tänzerin reingelaufen, die in Richtung der Toiletten blickte. Ohne mich auch anzusehen, ging sie weiter; ich schüttelte genervt meinen Kopf und trat aus dem Zimmer heraus. Wie angewurzelt stand ich im Türrahmen des Waschraums. Jessica wusch sich gerade ihr Gesicht über dem Waschbecken. Mit geschlossenen Augen griff sie nach dem kleinen Handtuch neben sich und tupfte ihr Gesicht trocken. Ich wollte mich gerade umdrehen, um mich später fertig zu machen, als sie das Handtuch von ihrem Gesicht nahm.

"Steven?", betrübt sagte sie meinen Namen, "Was ist los mit dir? Du warst den ganzen Abend so abweisend, mir gegenüber... Ich dachte, wir hätten das geklärt.", sie wirkte enttäuscht. Ich erklärte mich mit denselben Worten, mit denen ich mich auch Tim erklärt hatte. "... ich komm wirklich damit klar. Ich freue mich für Lukas, dass er in guten Händen ist und ich freue mich natürlich auch für dich, dass du glücklich bist. Ich freue mich auch, wie gut wir miteinander umgehen. Mein Verhalten heute, diese Distanz... War wie ein Schutzmechanismus, weil ich nichts kaputt machen will." Jessica fuhr sich durch die Haare und kam auf mich zu. "Ach Matyssek...", lachte sie und umarmte mich. "Deswegen hast du auch kaum was getrunken...", stellte sie fest.

POV: Timi

Ena war bereits im Halbschlaf, ich nahm mir mein Handtuch und mein Duschgel aus unserem kleinen Koffer und verließ das Zimmer, um noch schnell duschen zu gehen. Im Vorbeigehen hörte ich durch die geschlossene Tür des Nachbarzimmers, wie Lukas ein leichtes Stöhnen entfleuchte. - Ach nee... Die Zwei... Dass Lukas dazu überhaupt noch in der Lage ist, nachdem was er alles getrunken hat... Immerhin war es ein gelungener Abend und alle sind glücklich... - Lachend schüttelte ich meinen Kopf und lief den Flur weiter nach hinten.

Erschrocken blieb ich im Türrahmen des Waschraums stehen, Steven und Jessica unterhielten sich gerade. - Jessica? - Ich nahm meine Brille ab und rieb mir die Augen. "Tim, hast du einen Geist gesehen?", lachte die Brünette mich an. "Jess... Du... Hier... Aber...", verdutzt sah sie mich an, Steven hob fragend seine Arme. Schnell lief ich den Flur entlang und blieb vor Lukas' Zimmer stehen. "Oh, Jessie...", hörte ich seine Stimme gedämpft durch die Tür. Am Ende des Ganges im Türrahmen des Waschraums sah ich Jessica und Steven, die mich fragend anblickten. Ich ging wieder zu ihnen.

"Kannst du mir sagen, was das sollte?", sie stand mit verschränkten Armen vor mir.
"Wenn du hier bist...", ich atmete tief durch und blickte ihr direkt in die Augen, "Mit wem verwechselt dich Lukas da gerade in eurem Zimmer?", sie riss ihre Augen weit auf. Steven sah sie an und schüttelte ungläubig mit großen Augen den Kopf.
"Was?", fragte sie leise, mit zittriger Stimme. Jessica rümpfte die Nase, sie rannte an mir vorbei, vor zu der Tür ihres Zimmers. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie schlug die Hände vor ihrem Mund zusammen, sah zu uns hinter und rannte die Treppen herunter. Steven tippte mir auf die Schulter und sagte mir, dass er, bevor er in den Waschraum ging, fast in Tamara reingerannt wäre. Sie lief gerade vor zu den Toiletten und ist in der vergangenen Zeit nicht wieder zurück zu Bastis Zimmer gekommen.

Schnellen Schrittes ging ich vor und riss die Tür von Zimmer sieben auf. Es war stockdunkel in dem Raum, nur durch die schwachen Lichter im Flur wurde es halbwegs erleuchtet. Lukas war über Tamara gestützt, blickte benommen zu mir, in die Richtung der Tür und fragte lallend, was mein Problem wäre, ausgerechnet jetzt zu stören. "Willst du mich verarschen, was machst du da mit der?", schrie ich Lukas an, als ich fassungslos das Zimmer betrat. "Wonach sieht's denn aus!", Lukas blickte zurück, auf die Frau, die nackt unter ihm lag. Erschrocken erhob er sich aus dem Bett, als er Tamara erkannte. "Merkste selber, wa'?", sagte ich entnervt. "Was ist denn hier los? Schatzl, warum brüllst du so rum?", Ena kam aus unserem Zimmer nebenan, streckte sich und kratzte sich verschlafen am Hinterkopf. Plötzlich war sie hellwach und sah Lukas wütend an, tief und schwer atmete sie. "Lukas... Wo ist Jessie?", sein Blick war gesenkt und er zuckte mit seinen Schultern. Sie ging auf ihn zu, es war ihr egal, dass er unbekleidet vor ihr stand. Ich schloss meine Augen und hörte, wie ihn eine gezielte Ohrfeige traf. Ena drehte sich zu dem Bett, in dem Tamara entsetzt lag. "Du kleines Flittchen gehst jetzt ganz schnell hier raus, mit dir werde ich sonst nicht so lieb umgehen!", Tamara stand aus dem Doppelbett auf, sammelte schnell ihre Kleidung vom Fußboden und lief an uns vorbei, sie steuerte wieder das Zimmer von Basti an. "Vergiss es! Du kannst in deinem Polo schlafen. Wehe wir sehen dich später wieder, dann war das heute dein letzter Tag auf Erden.", rief Ena ihr hinterher. In unserem Zimmer zog sie ihre Jogginghose an und über ihr mintgrünes Shirt mit dem Ohnezahn-Print ihre braune Wildlederjacke. Aus dem Koffer holte sie eine weitere Jogginghose. Sie klopfte an ihrer Jacke, ob sie die Zigarettenschachtel fühlen könnte, drückte mir einen Kuss auf die Wange und lief die Treppen herunter.

Lukas sank auf das Bett und ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen. "Fuck man... Was war das bitte? Ich habe meine eigene Freundin nicht erkannt...", er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, darunter hörte ich ihn tief atmen. "Junge, wie konnte dir das passieren?", ich setzte mich auf den kleinen Sessel, der gegenüber stand. Lukas erzählte mir, dass er, mit dem Rücken zur Tür, bereits unter der Bettdecke lag. Er bekam nur mit, dass die Tür geöffnet wurde und sich eine Frau in einem Hoodie von hinten an ihn schmiegte. Tamara hatte wohl die ganze Zeit nichts gesagt; sie hatte begonnen, ihn am Hals zu küssen. Da sie und Jessica sich von den Äußerlichkeiten sehr ähnlich waren, hatte er durch den Einfluss des Alkohols und die Dunkelheit nicht gemerkt, dass es sich bei der Person nicht um seine geliebte Jessica handelte. 

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt