-41-

53 4 4
                                    

POV: Lukas // Alligatoah

Auf der Tagesordnung stand die Geburtstagsfeier unseres geehrten Herrn Sebastian Krug. Jessica machte sich im Badezimmer zurecht, während ich ein paar unserer Sachen für die Nacht in der Pension zusammenpackte.
Sie kam den Flur entlang gelaufen und lehnte sich in den Türrahmen des Schlafzimmers. Ihre Augen zierte ein leichter kupferfarbener Lidschatten und ein feiner Lidstrich. Wie beim Abschlusskonzert waren ihre braunen Haare zu einem hohen Zopf gebunden. Sie trug ein schwarzes Top, darüber ein rotes Karohemd und eine schwarze Jeanshose.

"Alles gut? Soll ich mich lieber nochmal umziehen?", mit einem fragenden Blick sah sie mich an.
"Oh nein, du siehst klasse aus.", an ihr konnte ich mich einfach nicht satt sehen.
"Vielen Dank und wie es aussieht, sehen alle, dass wir zusammengehören.", lachte sie mich an. - Doch dein Lächeln macht, dass wieder kein Alarm los geht... - im Spiegel des Kleiderschranks sah ich mich noch einmal an, ich trug ein kariertes weinrotes Hemd und eine schwarze Jeans.
"So wie es sein muss.", zwinkerte ich, "Die Sachen, die du aufs Bett gelegt hattest, habe ich in meinen Rucksack gepackt, kommt noch etwas dazu?"

Wir packten die Kulturbeutel ein und zogen unsere Jacken sowie Schuhe an. Aus der Küche holten wir die in Frischhaltefolie eingewickelte Platte mit dem Kuchen, um sie runter zum Auto zu tragen.
Mit einer Hand öffnete sie den Kofferraum ihres Wagens, "Verdammt", sagte Jessica, als sie ihre Gitarre im Kofferraum liegen sah. Wir stützten die Platte auf das Stufenheck ihres Wagens, ich nahm die Gitarre aus dem Kofferraum und legte diese auf die Rückbank, den Rucksack mit unseren Sachen stellte ich in den Fußraum. Der Kuchen wurde sicher verstaut, wir setzten uns in ihren Wagen und die Fahrt nach Paderborn begann.

"Wir crashen deine Part
Fesseln wir dich an Vatis
Büffelledersessel - Es gibt Dresche bis du schwarz siehst..."

Nach etwas über eineinhalb Stunden Fahrt kamen wir an dem gemieteten 'Raum' an. Tim, Ena, Steven und Igor standen vor dem Anbau und rauchten jeweils eine Zigarette.

"Na, habt ihr eine gute Fahrt gehabt?", fragte Igor und umarmte Jessica herzlich. Sie hatten sich seit dem Abschlusskonzert nicht mehr gesehen, aber anscheinend hat sie bei ihm doch einen guten Eindruck hinterlassen. Steven wirkte ihr gegenüber distanzierter und nervöser, als beim letzten Aufeinandertreffen. Seine Lippen presste er zu einem Lächeln und bei der Umarmung atmete er tief durch, als würde es ihm nicht leicht fallen. Tim wartete, wie immer, freudestrahlend auf die Begrüßung.
"Bei dem Bleifuß, den meine Süße hat, wundert es mich, dass sie noch nicht eher da waren.", lachte Ena und fiel ihrer besten Freundin um den Hals.
"Ist Basti schon da?", fragte Jessica.
"Nein, mein Bruder kommt mit ihm gegen neunzehn Uhr hier an.", sagte Tim.

Durch die angelehnte Tür hörten wir es in dem Anbau klirren, wir warfen die Zigarettenstummel in den Ascher und gingen rein.
Dag und Vince sahen uns ertappt an und zeigten auf den jeweils anderen. Zwischen den beiden hatte sich eine klare Pfütze mit Scherben gebildet, das schwarze 'Three Sixty'-Etikett schwamm noch darin. "Ach Mensch, Kinnas... Man kann euch auch nicht alleine lassen?", lachte Tim. Jessica stand mit offenem Mund neben mir, wir hatten ihr schließlich auch nicht gesagt, wer eingeladen wurde. "Ich habe Kinnas gehört, wer hat mich denn gerufen?", Stefan, anderen besser bekannt als Battleboi Basti, kam mit Küchenrolle sowie Kehrschaufel und -besen aus der zugehörigen Küche gelaufen, Jessicas Augen wurden größer. "Hey Leute, ich habe es auch geschafft.", Marcel stand hinter uns, in der Tür. "Bevor mir gleich der Kiefer abfällt... Wer kommt noch?", fragte Jessica ungehalten und blickte uns abwechselnd mit ihren großen Augen an. "Max, also Das W und Ben oder auch Casper... Felix wollte auch von Chemnitz kommen... Ähm... Dana haben wir auch eingeladen, damit unsere Mädels nicht so alleine sind. Unsere Band ist natürlich eingeladen zum Party machen und noch ein paar Freunde. Mein Bruder, Hardy, bleibt natürlich auch, wenn er dann mit dem Ehrengast eintrifft. Ach und übrigens, hier, das ist euer Zimmerschlüssel für die Pension.", Tim drückte mir den Schlüssel mit der Zimmernummer sieben in die Hand, "Wir haben für uns, die komplette erste Etage gleich genommen. Sud wird mit Vortex in einem Zimmer pennen, da Basti sicher die Stripperin abschleppen will und wird. Die Großfamilie, die die anderen beiden Zimmer reserviert hatte, ist abgesprungen, sprich die Pension ist heute Nacht unser."
"Die Vermieter sind so ein niedliches älteres Ehepaar. Sie haben sogar gesagt, dass sie extra für uns ein spätes Frühstücksbuffet ab ungefähr zwölf Uhr Mittags geplant haben, wenn der Raum dann wieder steht.", schwärmte Ena.

Die Gäste trudelten schnell nach und nach ein. Nach einer kurzen Absprache, stellten wir die Tische um, bereiteten die Bar vor, da Jessica ihren bekannten Barkeeper organisiert hatte und testeten die Anlage. Der besorgte Alkohol verschwand ebenfalls in der Ecke der Bar beziehungsweise in der Küche.

"Was ist eigentlich mit den Kuchen?", rief Steven durch den Raum, nachdem er zusammen mit Ben die Tische für das bestellte Buffet zusammengesetzt hatte.
"Ja Mäuschen, was ist eigentlich mit dem Kuchen.", zwinkerte ich Jessica zu und nickte in die Richtung der Tür, dass ich schon zum Auto gehen würde.
"Ihr macht jetzt alle die Augen zu und wehe ihr schummelt.", hörte ich sie noch sagen und hinter mir schnell laufen. - Kein böser Mensch, nur 'ne Schwäche für Schwächen... -
Wir trugen die Platte mit dem unversehrten Trailerpark-Kuchen zur Tafel und sagten allen Anwesenden, dass sie ihre Augen öffnen könnten. Alle hatten wahrscheinlich den gleichen Gesichtsausdruck, wie ich, als ich den Kuchen das erste Mal sah. Doch für die Bewunderung blieb nicht viel Zeit. Durch die Tür kam eine junge Frau, kaum größer als Jessica. Sie hatte die gleiche Statur und auch die gleiche Frisur trug sie.
"Entschuldigung, bin ich hier richtig? Mein Name ist Tamara, ich wurde wegen einer Geburtstagsfeier engagiert.", ihr arroganter Blick flog durch den Raum, als sie mich ansah, riss sie ihre Augen weit auf. - Muss ich mir jetzt Gedanken machen? -
"Ja, du bist hier richtig. Da ist ein kleiner Raum, da kannst du dich umziehen. Aber du bist wohl etwas zu früh, wenn ich das so sagen darf. Der Gefeierte wird erst in einer Stunde eintreffen und ich denke, vor zwanzig Uhr...", Tamara fiel Jessica ins Wort.
"Ich will hier nur meinen Job machen und bekomme so oder so mein Geld, ob das in zwei oder erst vier Stunden ist... Holt mich einfach.", sie ging auf den Raum zu, drehte sich noch einmal um und musterte mich kurz mit ihrem Blick.

"Na das kann ja 'ne Party werden.", sagte Steven, atmete tief und verdrehte die Augen.

Wie zuhause - 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt